Ibiza, die Sonneninsel im Mittelmeer. Hier hat sich Heinz Hermann (54) vor 19 Jahren ein zweites Zuhause aufgebaut und zusammen mit seiner Frau Daniela eine Ferien-Anlage eröffnet. Trotzdem kehrte Hermann immer wieder für längere Zeit aufs Festland zurück. War Nachwuchschef beim FC Basel, Trainer in Delsberg, Mannheim und Vaduz.
Vor vier Jahren, nach seiner Entlassung in Vaduz, zog sich Hermann vom Fussball zurück, kümmerte sich nur noch um seinen Ferienklub.
Unter Pinienbäumen und in Strandschuhen kamen sich Ex-Luzern-Präsident Walter Stierli und Hermann näher. Auch Stierli besitzt auf der Balearen-Insel ein Ferienhaus, spielt dort Golf und erholt sich vom Tagesgeschäft.
Im Frühling 2011 sucht Stierli einen Sportchef für den FCL und die neugebaute Swissporarena. Bei einem Glas spanischem Wein versucht er den Rekord-Internationalen (118 Länderspiele) zu überzeugen.
Doch Hermann erholt sich gerade von einem Herzinfarkt, den er am 1. Januar 2011 erlitten hatte.
«Wir hatten danach regelmässigen Kontakt auf Ibiza und in der Schweiz», erzählt Hermann. Im Frühling 2012, kurz bevor Stierli als FCL-Präsident seinen Rücktritt erklärt, gelingt der grosse Coup: Heinz Hermann wird neuer FCL-Sportchef. Stierli damals: «Heinz bringt alles mit: Fachkompetenz, Beziehungen, er ist der ideale Mann für diesen Posten!»
Ibiza wichtiger als Luzern?
Vier Monate sind seither vergangen. Der FCL ist Zweitletzter in der Tabelle, und die Autorität von Heinz Hermann (Übername: HaHa) bröckelt.
In der FCL-Garderobe kursieren Witze, weil Hermann Mühe hat, sich die Namen seiner Spieler zu merken: Vor allem die beiden klein gewachsenen Angreifer Jahmir Hyka (Albanien) und Dario Lezcano (Paraguay) konnte der Sportchef nur mit Mühe auseinanderhalten.
Dass sich Hermann Ende Juli für acht Tage nach Ibiza verabschiedete, stiess bei einigen FCL-Mitarbeitern auf Unverständnis. Immerhin musste er so nicht mitansehen, wie Luzern zu Hause gegen Sion 0:3 unterging.
Hermann zu den Vorwürfen: «Ich hatte in Ibiza geschäftliche Dinge zu erledigen. Das hatten wir schon vor der Saison abgesprochen. Ich war jederzeit erreichbar. Dass es am Anfang zu einigen Verwechslungen kam, ist schon möglich. Wichtig ist, dass ich die Charaktere der Spieler kennenlerne.»
«Kein Panik-Kauf»
Auch an der Transferfront hatte man sich von Hermann mehr erhofft: Ein Nachfolger für Hakan Yakin ist nicht in Sicht. Hermann sagt: «Wir wollen keinen Panik-Kauf tätigen.»
Für Wirbel sorgte Hermann schliesslich am letzten Samstagabend in der FCL-Loge. Auf einem Zettel hatte er die Namen mehrerer Spieler aufgeschrieben, die für den FCL interessant wären. Dumm nur, dass er den Zettel nach Spielschluss auf einem Tisch liegen liess …