Darum gehts
- Diskussion über Torhüterin Ann-Katrin Berger nach riskanten Spielzügen und Trainerkritik
- Berger wirkte im Spiel gegen Schweden verunsichert und machte Fehler
- 2024 wurde Berger zur Fussballerin des Jahres in Deutschland gewählt
Na, diesen Satz hätte er wohl besser nicht gesagt. Christian Wück (52) sass in Basel auf der Medientribüne, als er zum Spiel seiner Torhüterin Ann-Katrin Berger (34) befragt wurde. Die hatte beim 2:1-Sieg der Deutschen gegen Dänemark immer wieder zum Dribbling im eigenen Strafraum angesetzt. Auch noch in der 89. Minute. Motto: Ist ja bloss eine Euro hier. Was raunt ihr da alle so aufgeregt?
Ob es okay sei, dass Berger so ins Risiko gehe, wurde Wück gefragt. Der Bundestrainer fand: «Nein.» Er werde sich mal mit ihr «an einen Tisch setzen», sie müssten gemeinsam «andere Lösungen» finden. Und dann folgte dieser Satz: «Weil sonst werde ich nicht alt.»
Gegen Schweden wirkte Berger verunsichert
War es bloss eine flapsige Bemerkung eines Trainers, der nach dem Erreichen des Viertelfinales eine gewisse Erleichterung verspürte? Oder doch eine Grundsatzkritik?
Wück und Berger versuchten anschliessend, die Sache herunterzuspielen. Berger erklärte, ihr Spiel sei fern aller Risiken: «Vielleicht siehts bei euch so aus, aber ich muss ehrlich sagen, bei den drei Aktionen, die ich hatte, hatte ich eigentlich ein echt gutes Gefühl.» Wück beeilte sich, in den Tagen danach zu betonen: «Es gab bei uns nie eine Torwartdebatte.»
Aber natürlich wird derzeit in Deutschland über Goalie Berger diskutiert. Weil sie bei der 1:4-Niederlage im letzten Gruppenspiel gegen Schweden verunsichert wirkte. So, als frage sie sich bei jeder Szene, was sie denn nun tun und lassen dürfe.
Auf neckische Kunststückchen mit dem Fuss verzichtete sie. Dafür drosch sie den Ball mehrfach der nächstbesten Schwedin in die Beine. Beim ersten Gegentor sah es aus, als habe ihr jemand vor dem Anpfiff eine Bleiweste übergezogen.
Ja, das deutsche Team hat sich da vor dem Viertelfinal gegen Frankreich ein nettes, kleines Goalie-Problem gebastelt. Und Trainer Wück wirkt nicht zum ersten Mal in diesem Turnier nicht ganz unschuldig an einer suboptimalen Situation. Dass er eine Torhüterin mit Lust auf das Spiel mit dem Fuss hat, dürfte er schon vor dem Dänemark-Spiel gewusst haben.
2024 war sie Deutschlands Fussballerin des Jahres
Immerhin dribbelte sich Berger 2024 fröhlich durch die Olympischen Spiele – und war mit ihren gehaltenen Elfmetern entscheidend am Gewinn von Bronze beteiligt. Danach wurde sie Deutschlands Fussballerin des Jahres und für ihre Leistungen beim Gotham FC zur besten Torhüterin der US-Liga gewählt.
Auf diese Ann-Katrin Berger hoffen die Deutschen am Samstag. Die Französinnen schiessen an diesem Turnier pro Spiel im Schnitt siebenmal aufs gegnerische Goal. Da braucht es eine Torhüterin in Höchstform.