So tickt SRF-Kommentator Calvin Stettler
Was er Beat Feuz zu verdanken hat

Für viele ist er der einzig logische Nachfolger von Sascha Ruefer: Calvin Stettler (30). An der Heim-EM hat der Aargauer seinen nächsten grossen Auftritt.
Publiziert: 09.06.2025 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2025 um 11:48 Uhr
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Premiere: Calvin Stettler als Sportkommentator 2004 in Volketswil ZH.
Foto: zVg
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Daniel LeuStv. Sportchef

Das Foto ist mittlerweile über 20 Jahre alt. Aufgenommen wurde es 2004. Darauf zu sehen ist der neunjährige Calvin Stettler, der an einem Stand in der Kindercity im zürcherischen Volketswil voller Leidenschaft das Spiel zwischen Basel und GC kommentierte und der erst aufhörte, als ihn seine Eltern nach einer gefühlten Ewigkeit wegzerrten.

Heute, gut zwei Jahrzehnte später, ist das Kommentieren längst der Beruf von Calvin Stettler (30) und er selbst eines der Aushängeschilder von SRF Sport. Für viele ist er schon heute der legitime und einzig logische Nachfolger von Nati-Kommentator Sascha Ruefer (53). Stettlers nächster grosser Einsatz: die Frauen-Heim-EM im Juli.

Als Teenager schrieb er gerne Leserbriefe

An diesem Mittwochmorgen im Mai sitzt der Aargauer in einem Café in Baden und erzählt von seinen Anfängen. «Wegen meines Gerechtigkeitssinns träumte ich zuerst von einer Karriere als Anwalt, doch schnell einmal spürte ich, dass ich lieber Sportkommentator werden möchte. Als ich damals Playstation spielte, stellte ich meist den Ton ab und kommentierte selbst.»

Später schrieb er oft und leidenschaftlich Leserbriefe. Als ein Kommentar von ihm über Thomas Müllers möglichen Wechsel von den Bayern zu Inter Mailand in der deutschen «Sport-Bild» abgedruckt wurde, war er mächtig stolz darauf. «Ich schrieb damals auch regelmässig dem ‹Tagi› und der ‹AZ›. Deshalb rannte ich jeden Morgen zum Briefkasten und schaute, ob es ein Leserbrief von mir ins Blatt geschafft hatte. Wenn ja, war das ein cooles Gefühl.»

2013 wurde aus seiner Leidenschaft sein Beruf. Im Rahmen eines Mediencamps durfte er einen Sportjournalisten nach Bad Ragaz ins Sommer-Trainingslager von Borussia Dortmund begleiten und erstmals an einem Artikel mitschreiben. «Dort nahm es mir so richtig den Ärmel rein», so Stettler heute. Danach wurde er bei der «AZ» Freier Mitarbeiter. Es war der Startschuss in seine journalistische Karriere.

«Sascha ist ein Vorbild für mich»

2018 wechselte Stettler dann als Praktikant zu SRF. Und auch hier gings rasend schnell aufwärts. «Während meiner zweiten oder dritten Arbeitswoche hatte Beat Feuz in Kvitfjell die Chance, die Abfahrtskugel zu gewinnen, doch sie hatten auf der Redaktion niemanden, der Zeit hatte. Deshalb schickten sie spontan mich Jüngling alleine nach Norwegen. Ich war da zwar extrem nervös, hatte mich aber wie ein Irrer darauf vorbereitet. Ich lieferte dann solide Arbeit ab und konnte mir meine ersten Sporen abverdienen.»

Mittlerweile gehört Stettler längst zum SRF-Inventar. Er kommentiert in erster Linie Fussball, aber auch Biathlon, Curling und Basketball. Dass er immer mal wieder mit Sascha Ruefer verglichen wird, stört ihn nicht im Geringsten. «Ich schätze Sascha extrem, weil er mich immer unterstützt und mir Tipps gibt. Für mich ist es eine grosse Ehre, wenn ich im gleichen Atemzug mit ihm genannt werde, denn er ist ein Vorbild für mich.»

Was Ruefer und Stettler eint: Sie sind alles andere als 08/15. Sie sind gelegentlich laut, spielen mit der Sprache, machen Sprüche und fallen dadurch auf. Eine Art, die beim einen oder anderen TV-Konsumenten auch anecken kann. «Ich mache mir viele Gedanken darüber, was ich am Mikrofon sage und wie das wirkt. Für mich persönlich ist aber am wichtigsten, dass ich so rüberkomme, wie ich auch privat bin. Deshalb freut es mich immer besonders, wenn mir Leute sagen, man spüre meine Leidenschaft.»

Kritik wegen des Alters

Wenn es in den letzten Jahren mal Kritik gab, dann meist wegen seines Alters und nicht wegen seiner Sprüche oder seiner Ohrring-Brillanten, die er seit Jahrzehnten trägt und die längst sein Markenzeichen geworden sind. «Manchmal bekomme ich zu hören, dass sie sich doch nicht von einem Jungen den Fussball erklären lassen wollen.» Bei SRF ist Stettler auch heute noch der jüngste Live-Kommentator. Wird er nun eine Karriere hinlegen wie der grosse Beni Thurnheer, der gefühlt ewig kommentiert hat? Stettler lacht. «Sollte nichts Überraschendes passieren, möchte ich das noch sehr lange machen, denn ich stehe jeden Morgen auf und freue mich extrem auf die nächste Aufgabe. Mein Feuer lodert gewaltig.»

So wie 2004, als er in Volketswil erstmals zum Sportreporter wurde.

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