Gut, gut, sagt Vilmos Vanczak (32), gehe es ihm. Gut, gut. Doch dahinter versteckt sich eine ungeheure Leidenszeit. Wochenlang liegt der Ungar im Spital. Eine banale Angina als Ausgangspunkt. Ein bösartiger Virus, den man kaum in den Griff kriegt. Zehn Tage Intensivstation, weil die Gefahr besteht, dass die Bakterien das Herz angreifen. Massivste Antibiotika-Kuren. Überwachung rund um die Uhr.
Darüber sprechen mag der 80-fache Nationalspieler nicht gross. «Das ist sehr persönlich.» So erzählt sein Chef die Geschichte. Sion-Präsident Christian Constantin: «Der Virus verursachte massive Entzündungen überall in den Gelenken. Er hatte die gleiche Wirkung wie Staphylokokken, also der Krankenhauskeim, der Gewebe zersetzt und Eiter erzeugt. Einem Kumpel sagt er, es gehe für ihn nur darum, sein Leben zu retten. An Fussball denke er überhaupt nicht.»
«Ich war traumatisiert»
Später meldet sich Willy nochmals, will wissen, was CC genau gesagt hat – und dann spricht er doch: «Wenn du solch eine Diagnose kriegst und siehst, wie sich dein ganzer Körper entzündet, ist das ein schwerer Schlag. Ich war traumatisiert. Und ja, ich machte mir Gedanken über mein Leben. Darüber, dass ich noch viel zu jung bin und im Leben noch so viel vorhabe.»
Mittlerweile sind die Bakterien raus aus dem Körper, Willy ist wieder zu Hause. In einer Wohnung, die er bereits gekündigt hatte, weil er im Juni zurück nach Ungarn wollte. Sein Vertrag mit dem FC Sion läuft am 3. Juni aus. Nun haben sich die Zukunftspläne dramatisch geändert.
«Ich habe mit Trainer Didier Tholot und mit dem Präsidenten gesprochen. Sie haben mir bereits zugesagt, dass ich ein Aufbau-Training in Sion machen kann.» Und CC schaut auch, dass die Sion-Ikone die Wohnung behalten kann. Sonst gebe er ihm halt ein Zimmer in seinem Hotel.
Die EM am Fernsehen
Vanczak denkt wieder an Fussball. «Ich bin natürlich noch sehr schwach. Aber ich weiss: Ich werde wieder Fussball spielen können.» Nicht in Sion und nicht in der Nationalmannschaft, da ist er Anfang Jahr schnöde aussortiert worden. «So schaue ich mir die Euro halt am TV an. Als Fan von Ungarn … und der Schweiz.»
Er sieht bereits wieder das Positive: Die Mehrzeit, die er mit seiner Frau Brigitte und Töchterchen Viviane verbringen kann. Und die Möglichkeit, sich doch noch anständig von seinen Fans verabschieden zu können. Immerhin steht er nach 294 Spielen für Sion im Legendenstatus: Kein Ausländer spielte je länger für die Walliser.