BLICK: Herr Figo, warum wollen Sie Fifa-Präsident werden?
Luis Figo: Weil der Fussball mir alles gegeben hat, und ich denke, es ist Zeit, dass ich ihm etwas zurückgebe. Ich will helfen, den Fussball rund um den Globus weiterzuentwickeln. Und ich will der Fifa helfen, eine bessere, effizientere und transparentere Organisation zu werden.
Sind Sie eines Tages aufgewacht und dachten: Fifa-Präsident zu sein, wäre doch auch noch nett?
Es hat mich immer interessiert, was hinter den Kulissen abläuft. Deshalb habe ich nach meiner Karriere auch mit Vergnügen für Inter Mailand, den portugiesischen Verband und in verschiedenen Uefa-Komitees gearbeitet. Daneben habe ich noch eine eigene Foundation, mehrere Fussball-Akademien und weitere Mandate, die mir helfen, zu verstehen, wie ein Unternehmen wie die Fifa organisiert sein sollte. Als ich hörte, dass Herr Blatter sich überlegt, nicht mehr zu den nächsten Wahlen anzutreten, begann ich, ernsthaft über eine Kandidatur nachzudenken.
Was gab schliesslich den Ausschlag für die Kandidatur?
Als ich an der WM in Brasilien war, merkte ich, wie schlecht das Image der Fifa unter den Fans ist. Da entschied ich, dass ich etwas verändern will. Es ist an der Zeit, etwas zu tun und nicht nur dazusitzen und zu warten, bis etwas passiert.
Als Präsident würden Sie die Hälfte des Fifa-Vermögens von 2,5 Milliarden Dollar weltweit an die nationalen Fussballverbände verteilen. Warum?
Ich finde es nur natürlich, dass die Fifa ihre Einkünfte auch an ihre Mitglieder zurückgibt. Das hilft, die Verbände zu stärken und unser gemeinsames Ziel, den Fussball aufs nächste Level zu heben, zu erreichen. Die laufenden Kosten der Fifa sind extrem gestiegen, und es ist Zeit, diese wieder vernünftig und transparent zu handhaben. Auch die Hälfte der Einkünfte wäre noch genug.
Sie betonen stets, wie wichtig Ihnen Transparenz ist.
Transparenz schafft Vertrauen und würde das Image verbessern. Sie ist wichtig, damit Fans und Verbände die Entscheidungen der Organisation besser verstehen. Mehr Transparenz würde die Fifa auch für Sponsoren attraktiver machen. Vor allem bei grossen Unternehmen, die sich im Moment von der Fifa fernhalten, weil sie glauben, dass es eine Organisation ist, mit der man nicht in Verbindung gebracht werden sollte.
Was würden Sie besser machen als Sepp Blatter?
Ein entscheidender Punkt ist, dass es nicht um eine Person geht. Es geht um Teamarbeit. Deshalb sollte die Fifa von einem starken und kompetenten Team geführt werden, das natürlich einen Chef braucht. Ich und viele andere Menschen glauben, dass es Zeit ist, die Fifa als Organisation zu verändern und den Chef auszuwechseln.
Was werfen Sie Blatter vor?
In 17 Jahren als Präsident hat Herr Blatter nicht nur Schlechtes geleistet. Aber vieles hätte ich ganz anders gemacht. Momentan aber konzentriere ich mich darauf, wie ich den Fussball verbessern würde.
Würden Sie als Präsident die Fifa aus Zürich abziehen?
Dafür sehe ich keinen Grund.
Immer wieder werden Korruptionsvorwürfe gegen die Fifa laut. Wären Sie davor gefeit?
Ich garantiere, dass ich eine klare Aufteilung der Mächte umsetzen würde. Mit einfachen Strukturen. Die juristischen Institutionen würden modernisiert werden. Und eine unabhängige Unternehmensleitung würde installiert, um den Fifa-Präsidenten und die Organisation zu überwachen.
Wie gross sind Ihre Chancen, am 29. Mai Sepp Blatter vom Thron zu stossen?
Ich mache keine Prognosen, sondern treffe mich mit so vielen Verbänden wie möglich, um mir ihre Meinung anzuhören. Und um ihnen meine Vision näherzubringen. Bisher hatte ich ein sehr gutes Feedback von den Verbänden.