Russland wird weiter bezahlt
Uefa und UBS lassen ukrainische Vereine auf Gelder warten

Jedes Jahr schüttet die Uefa viel Geld an Vereine aus, die nicht an den europäischen Wettbewerben teilnehmen. Einige ukrainische Klubs warten noch auf diese Zahlungen – zum grossen Unmut der Vereine und der Liga.
Publiziert: 20.08.2025 um 18:08 Uhr
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Wie vier andere ukrainische Vereine wartet der FK Metalik 1925 Charkiw seit einigen Monaten auf ausstehende «Solidaritätszahlungen» der Uefa.
Foto: IMAGO/DeFodi Images

Darum gehts

  • UEFA zahlt Solidaritätsbeiträge an Fussballvereine, auch an russische Klubs
  • Ukrainische Vereine warten auf Zahlungen, UBS kann nicht überweisen
  • Über 3 Milliarden Franken an Champions League, Europa League, Conference League-Teilnehmer
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Julian SigristRedaktor Sport

Über drei Milliarden Franken zahlte die Uefa in der abgelaufenen Saison an die teilnehmenden Vereine der Champions League, Europa League und Conference League. Weitere 242 Millionen zahlte der Kontinentalverband ausserdem an die nicht teilnehmenden Klubs – um die europäische Fussballlandschaft einigermassen im Gleichgewicht zu halten.

Diese Zahlungen bezeichnet die Uefa als «Solidaritätszahlungen». Interessant: Knapp 4 Millionen davon erhielten Vereine aus Russland – obwohl diese seit dem Start des russischen Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022 nicht mehr an europäischen Wettbewerben teilnehmen dürfen.

Ukrainische Vereine warten auf Geld

In der Ukraine warten derweil fünf Profi-Klubs noch auf die «Solidaritätszahlungen» des europäischen Fussballverbands. Darunter befindet sich mit dem FK Metalik 1925 Charkiw auch ein Verein aus der höchsten Spielklasse. «Zwischen 100'000 und 250'000 Euro stehen uns für die vergangene Saison zu. Das sind wichtige Einnahmen», so General Manager Anton Iwanow gegenüber der «NZZ».

Der Klub, der nach Kriegsbeginn nach Schitomir westlich von Kiew umgezogen ist und dort seine Heimspiele austrägt, braucht die Zahlungen im Normalfall für die Jugendförderung – beispielsweise für die Finanzierung von Trainings für 400 Juniorinnen und Junioren in Charkiw. Doch in diesem Jahr ist das Geld nicht eingetroffen. Die Uefa begründete das damit, dass die zuständige Bank kein Geld in ein Kriegsgebiet überweisen könne. Laut Angaben der ukrainischen Liga handelt es sich bei dieser Bank um die UBS.

Brief an Uefa-Präsident Ceferin

Bei den betroffenen Vereinen versteht man diese Argumentation nicht. Weil ihnen in dieser «aussergewöhnlichen Situation» nichts anderes übriggeblieben sei, schrieben Iwanow und seine Mitstreiter bereits Ende Juli einen Brief an Uefa-Boss Aleksander Ceferin (57). Dass ihre Region als «Kriegsgebiet» bezeichnet werden und andere nicht, sei für sie unverständlich. Schliesslich würden die russischen Militäraktionen das gesamte Staatsgebiet betreffen.

Beantwortet haben Ceferin und die Uefa den Brief bis heute nicht. Auf Anfrage der «NZZ» heisst es, dass der europäische Fussballverband die Zahlungen nicht zurückhalten würde. Trotz grosser Bemühungen seitens der Uefa könne die zuständige Bank gewisse Zahlungen allerdings nicht ausführen.

Die UBS schreibt auf Nachfrage, dass man sich nicht zu möglichen oder tatsächlichen Kunden äussern werde. Sie sei verpflichtet, Gesetze, Regeln und Vorschriften einzuhalten, wo immer man tätig sei. Dazu gehöre die strikte Einhaltung von Sanktionen der Schweiz, der Uno, der EU, Grossbritanniens und der USA sowie von internen Weisungen. Welche Sanktionen es in diesem Fall genau sind, erläutert die Bank nicht weiter.

«Fühlen uns im Stich gelassen»

Für Jewhen Diki, Präsident der Premjer Liha ist das «absolut inakzeptabel». «Die Zahlungen sind für die Klubs sehr wichtig, denn sie helfen ihnen, in diesen schwierigen Zeiten am Leben zu bleiben. Wir kämpfen für die Zukunft unseres Fussballs und fühlen uns im Stich gelassen.»

Ebenfalls unverständlich ist für Diki der Fakt, dass die Uefa nach wie vor Zahlungen an Russland tätigt. «Das ist ein merkwürdiges Signal. Als Zeichen der Solidarität könnte man die russischen Gelder stattdessen auch in die Ukraine schicken.»

Auf die Nachfrage, warum den russischen Vereinen nach wie vor Gelder zugewiesen werden, geht der europäische Fussballverband laut der «NZZ» nicht ein.

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