Darum gehts
- Roman Abramowitsch bricht Schweigen und kehrt nicht in den Fussball zurück
- Abramowitsch war angeblich Opfer eines Giftanschlags nach Friedensverhandlungen in Kiew
- 2,8 Milliarden Franken aus Chelsea-Verkauf liegen auf gesperrtem britischem Konto
Drei Jahre war es still um Roman Abramowitsch (58). Seit der russische Oligarch nach dem Angriff auf die Ukraine zum Verkauf seines Herzensklubs Chelsea gezwungen wurde, zog er sich komplett aus der Öffentlichkeit zurück. Jetzt spricht er. In einem exklusiven Interview mit der «Daily Mail» bricht Abramowitsch sein Schweigen – und macht klar: In den Fussball kehrt er nicht zurück. Zumindest nicht als Besitzer.
Der zurückgezogen lebende Milliardär erklärt, dass er Chelsea zwar noch immer liebe, aber seine Zeit im Klub sei vorbei. «Vielleicht kommt eines Tages die Situation, dass ich ein Spiel besuchen und mich richtig verabschieden kann, aber mehr nicht», so Abramowitsch. «Ich habe kein Interesse an einer Rolle in einem Fussballverein, schon gar nicht an einer professionellen Rolle.»
Der Russe, der 2003 den Klub für 140 Millionen Pfund (155 Millionen Franken) kaufte und eine goldene Ära mit fünf Meistertiteln und zwei Champions-League-Trophäen einleitete, wurde nach dem Beginn des Krieges von der britischen Regierung sanktioniert. Ihm wurden enge Verbindungen zu Kremlchef Wladimir Putin (72) unterstellt – eine Verbindung, die er stets bestritt.
Ein Mann zwischen den Fronten
Bereits 2022 stand Abramowitsch in den Schlagzeilen, nach Kriegsbeginn stand er nicht nur als Besitzer unter Druck – sondern angeblich auch als Opfer eines Giftanschlags. Laut Recherchen von «The Wall Street Journal», «Spiegel» und der Plattform Bellingcat zeigte Abramowitsch nach Friedensverhandlungen in Kiew Symptome einer Vergiftung. Rötungen im Gesicht, Schmerzen in den Augen, sich schälende Haut. «Ich konnte stundenlang nichts sehen», soll Abramowitsch laut «The Guardian» gesagt haben. Eine offizielle Untersuchung wurde nie abgeschlossen – viele Fragen bleiben offen.
Ein neues Buch von Nick Purewal mit dem Titel «Sanctioned: The Inside Story of the Sale of Chelsea FC» zeichnet nun das Bild von Abramowitsch, der im Hintergrund intensiv an Friedensgesprächen beteiligt gewesen sei – sogar am Tag nach seiner möglichen Vergiftung.
Keine Lust mehr auf Fussball-Machtspiele
Im Interview betont der Oligarch, dass er keine Ambitionen mehr habe, einen Klub zu besitzen. «Damit bin ich in diesem Leben fertig», sagt er. Einzige Ausnahme: Projekte für junge Menschen. «Vielleicht könnte ich Akademien und jungen Menschen helfen, Menschen aus schwierigen Verhältnissen bessere Chancen geben», so Abramowitsch.
Doch eine Rückkehr als Funktionär oder Strippenzieher im Hintergrund? Undenkbar. Über die Vorwürfe gegen ihn sagt er trocken: «Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter.»
Die 2,5 Milliarden stecken fest
Der Erlös aus dem Chelsea-Verkauf – satte 2,5 Milliarden Pfund (2,8 Milliarden Franken) – liegt seither auf einem gesperrten britischen Konto. Abramowitsch hat sich verpflichtet, das Geld an wohltätige Zwecke weiterzuleiten. Bis heute ist unklar, wann das geschehen wird.
Der Oligarch will helfen – das betont er mehrfach. Doch Vertrauen in politische Systeme hat er offenbar keines mehr. Und der Fussball? Er ist für ihn ein abgeschlossenes Kapitel. Vielleicht mit einem letzten Besuch an der Stamford Bridge. Mehr aber nicht.