Darum gehts
- Galatasaray Istanbul kauft Victor Osimhen für 75 Millionen von Napoli
- Klub verkauft Trainingsgelände und erhöht Kapital für Transferoffensive
- Die drei Istanbuler Grossklubs haben Schulden von über 1,1 Milliarden Euro
Die Premier League dominiert naturgemäss die Liste der teuersten Transfers. Dies seit Jahren. Neuerdings ganz zuoberst: Der FC Liverpool mit Florian Wirtz mit 125 Millionen auf Platz eins vor Hugo Etikité mit 95 Millionen. Die weiteren Top-Ten-Transfers gemacht haben (gleich mehrfach) Manchester United und Arsenal, dazu Real Madrid und Bayern München. Und ein Exot in dieser illustren Liste: Galatasaray Istanbul.
Dritteuerster Transfer dieses Mercatos
Die Türken haben den bereits in der letzten Saison von Napoli ausgeliehen gewesenen Victor Osimhen (26) für 75 Millionen von Napoli gekauft. Praktisch gleich viel wie ManU für Benjamin Sesko in die Hand genommen hat. Das sind 55 Millionen mehr als für den bisherigen türkischen Rekordtransfer! Gala in der Topliga! Wie einst, als man 2000 den Uefa-Cup gewann und in der Champions League eine Rolle spielte. Nicht wie 2024, als man in den Playoffs an den kleinen Young Boys scheiterte – und dies mit zwei Niederlagen – nachdem man noch über die Auslosung gejubelt hatte. Okay, Osimhen war damals noch nicht da.
Aber den Ausschlag zu dieser Transferoffensive gab nicht dieses Spiel, sondern der peinliche 13. Platz in der Süper Lig vor drei Jahren. Erstaunlicherweise konnte sich der Präsident, Dursun Özbek, in seinem Amt halten. Er installierte Erden Timur als Chef Fussball. Ein Mann der grossen Worte – und der grossen Taten. Er sagte damals, dass es ab jetzt sechs grosse Ligen in Europa geben werde. Die sechste sei die Süper Lig. Denn neben Gala würden auch Fenerbahce und Besiktas bald in der Lage sein, die Königsklasse zu gewinnen.
Realistisch? Sportjournalist Muhammet Duman sagt gegenüber GMX, Gala konzentriere sich voll auf den wichtigsten europäischen Titel. Denn man habe das beste Kader aller Zeiten. Zusammengekauft, hätte er noch ergänzen sollen. Denn in diesem Kaufrausch bleibt der eigene Nachwuchs auf der Strecke. Trainer Okan Buruk, selbst Teil der Sieger-Mannschaft von 2000, bestätigt: «Wir träumen von der Champions League.»
Sané verdient zwölf, Osimhen 20 Millionen!
Neben Osimhen gekommen sind von Bayern Leroy Sané, dieser allerdings ablösefrei. Der Deutsche kassiert pro Jahr geschätzte zwölf Millionen, derweil es bei Osimhen gar 20 sind! Bereits im Klub waren Mauro Icardi und Davinson Sanchez. Auch sie gut und teuer. Wie auch Alvaro Morata. Doch den spanischen Europameister-Captain hat man vergrault. Im Nachgang erhebt er schwere Anschuldigungen gegenüber Gala. Versprechen seien nicht eingehalten worden, und der Respekt für fundamentale Werte habe komplett gefehlt. Am Ende musste Morata auf sehr viel Geld verzichten. Sein Leihvertrag mit Milan wurde aufgelöst. Nun hat er bei Como mit dem spanischen Coach Cesc Fabregas unterschrieben.
Typisch türkischer Fussball, ist man geneigt zu sagen …
Umso mehr interessiert die Frage: Woher um Himmelswillen hat Gala plötzlich so viel Geld? Aus zwei Quellen, die beide ziemlich ergiebig sind und einer gewissen Plausibilität nicht entbehren:
Erstens hat der Klub das historische Trainingsgelände, das im Villenquartier Florya auf Bauland liegt, an die Stadt verkauft. Man spricht von 500 bis 600 Millionen. Dort würden nun Wohn- und Gewerbeimmobilien entstehen, an deren Einnahmen Gala hälftig beteiligt ist. So konnte der Klub eine erste Tranche über 50 Millionen einstreichen, mit welcher der Osimhen-Transfer finanziert wurde. Dasselbe hatte Real Madrid 2003 gemacht und sein altes Trainingsgelände, dass mitten in der Stadt lag, zur Schuldentilgung für gegen 500 Millionen verkauft, Heut steht dort ein Wolkenkratzer-Komplex.
Das Allheilmittel Kapitalerhöhung greift
Zweitens hat der Klub eine Kapitalerhöhung vorgenommen, was auch andere Grossklubs getan haben, um Geld zu generieren. Und siehe da: Fondsgesellschaften, Investoren und auch Kleinanleger leisteten Folge. Weil der Name Gala wieder sexy war. Weil Namen wie Osimhen extrem sexy sind. Weil der sportliche Erfolg mit zuletzt drei Meistertiteln in Serie zurück ist. Die Unternehmensgruppe Pasifik Holding zum Beispiel erscheint neu auf der Brust der Spieler. Dadurch erhöhte sich die Summe, mit dem sie den Klub alimentiert, von 40 auf 80 Millionen. Und auch Turkish Airlines ist bei Gala eingestiegen. Das alles liess Galas Vizepräsident Niyazi Yelkencioğlu jubeln: «Wir haben die 70-Millionen-Dollar-Marke bei den Sponsoring-Einnahmen überschritten. Das ist Rekord!»
Alles wunderbar also. Wenn da nicht die Kehrseite der Medaille wäre. Denn die drei Istanbuler Grossklubs plagen Schulden von über 1,1 Milliarden Euro. Aber egal. Man erhöht das Aktienkapital. Und wird wieder liquide. Wen interessieren da Schulden, wenn Victor kommt.