Der Goalie musste sich um seine Kühe kümmern
Franzosen-Klub geht mit 0:20 unter

Wegen einem Kalb muss der Torhüter nach 25 Minuten heim. Ersetzt wird er durch den 61-jährigen Präsidenten. Kein Wunder kriegen die Amateure von Marly-Gomont kein Bein vors andere.
Publiziert: 25.11.2014 um 16:35 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:32 Uhr
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Hatte einen wichtigen Termin: der Torhüter von Marly-Gomont, von Beruf Bauer.
Foto: Screenshot France Télévision

Es ist das schlechteste Team Frankreichs. Und nicht nur deshalb das Aussergewöhnlichste.

Marly-Gomont hat die letzten sechs Liga-Spiele alle verloren. Ein Tor hat der Amateur-Verein aus dem Nordosten dabei geschossen – und 69 kassiert.

Vor einer Woche setzte es ein 0:20 bei Tupigny ab. Die Gruppe B der 3. Liga Promotion im Département Aisne hat seine Schiessbude.

Wie erklärt sich Präsident Alain Braghéri diese dramatische Situation?

«Wegen Verletzungen fehlten uns 14 Spieler. Deshalb fuhren wir nur zu zwölft nach Tupigny.» Vier von ihnen sind erst 16 und durften zum ersten Mal mit der ersten Mannschaft auflaufen. Ihr Debüt wird zum Albtraum.

Im Kader steht auch der Präsi selber. Er ist 61.

Dem Dorf-Klub bleibt gar nichts erspart. Nach 25 Minuten – es steht schon 5:0 für den Gegner – muss sich der Torhüter auswechseln lassen. Grund: Eines seiner beiden Kühe bekommt gerade ein Kalb. Ab auf den Hof.

Jetzt schlägt die Stunde des alternden Präsis. Eigentlich ist er ja Feldspieler, doch er hat keine Wahl andere Wahl, als zwischen die Pfosten zu stehen.

Tupigny kennt kein Pardon. Präsident Braghéri ist beeindruckt: «Sie zogen ein präzises Kurzpassspiel auf, spielten den Ball immer wieder in den Rücken unserer Abwehr. Wir versuchten nur noch den Schaden zu begrenzen.»

Sie bleiben positiv

Ohne Erfolg. Nach 90 Minuten ist das doppelte Stängeli Tatsache. Doch Braghéri ist stolz auf seine Truppe: «Unser Teamgeist ist super. Ich hoffe, dass wir bald viele Verletzte wieder zurückhaben. Davon profitieren auch die Jungen.»

Hand aufs Herz: Haben die Hobby-Kicker nie ans Aufgeben gedacht? Etwa beim Pausenstand von 0:10? Mitnichten. Marly-Gomont hält bis zum Schluss durch.

«Unser grösstes Ziel ist, dass wir uns jeden Sonntag zum Fussballspielen treffen. Das haben wir erreicht», sagt ein Spieler.

Und der Klub-Boss doppelt nach: «Sorgen mache ich mir eher über bessere Mannschaften, die erst gar nicht antreten und sich mit einer Forfaitniederlage begnügen.» Das nennt man dann Sportgeist. (kmv)

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