Vergangenen Freitagabend ist das Wunder vollbracht: Der brasilianische Provinzklub AF Chapecoense qualifiziert sich zuhause gegen den argentinischen Spitzenverein San Lorenzo für das Endspiel der Copa Sudamericana (vergleichbar mit der Europa League). «Wenn ich heute sterbe, dann sterbe ich glücklich», sagt Coach Caio Junior nach der historischen Qualifikation. «Das ist der beste Moment meines Lebens. Alles was ich erreichen wollte habe ich erreicht.»
Sechs Tage später ist Caio Junior tot. Und mit ihm 74 weitere Menschen, darunter 19 seiner Spieler. Abgestürzt auf dem Weg zum Final-Hinspiel in der kolumbianischen Stadt Medellín.
Unfassbares Glück hat sein Sohn Matheus Saroli. Er will eigentlich mit der Mannschaft mitreisen. Am Flughafen in São Paulo stellt er fest, dass er seinen Reisepass nicht dabei hat und bleibt in der Heimat.
Auch der Bürgermeister von Chapecó, Luciano Buligon, hatte mit der Mannschaft fliegen wollen, entschied sich aber in letzter Sekunde dafür, erst am Folgetag nachzureisen.
Einer von nur sechs Überlebenden des Absturzes ist Ersatzgoalie Jackson Follmann. Laut einem Klubsprecher mussten ihm beide Beine amputiert werden.
Die Solidarität mit den Opfern ist riesig. Mehrere wichtige Gebäude der Welt (u.a. der Eiffelturm und die Allianz-Arena) waren am Dienstagabend grün beleuchtet – in der Klubfarbe von Chapecoense.
Finalgegner Nacional de Medellín schlägt vor, den Titel an das brasilianische Team zu vergeben.
In Brasilien herrscht drei Tage Staatstrauer. Der letzte Spieltag der Fussballmeisterschaft wird um eine Woche verschoben.
Mehrere Traditionsklubs wie Corinthians, Meister Palmeiras oder Santos haben eine Initiative gestartet, um das Fortbestehen von Chapecoense sicherzustellen. So soll der Klub im nächsten Jahr kostenlos Spieler bei anderen Vereinen ausleihen können. Vorgesehen ist ausserdem, dass Chapecoense seinen Platz in der höchsten brasilianischen Liga mindestens drei Jahre lang behalten darf und nicht absteigt.