Kubi zum Favre-Rücktritt
«Wenns brenzlig wird, haut er ab!»

BLICK-Kolumnist Kubilay Türkyilmaz analysiert den Abgang von Lucien Favre in Gladbach.
Publiziert: 21.09.2015 um 18:27 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:35 Uhr
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Abgang: Obwohl er das Vertrauen des Vorstands und seiner Spieler genoss, verlässt Lucien Favre Gladbach.
Foto: AP Photo
Von Kubilay Türkyilmaz

«So wie ich Lucien Favre kenne, hat es mich nicht überrascht, dass er den Bettel hingeschmissen hat. Er ist ein grossartiger Trainer, der es versteht, das Beste aus den Spielern rauszukitzeln. Das ist seine grosse Qualität. Aber die kann er nur ausspielen, wenn es gut läuft.

Sobald er Gegenwind hat, hat er ein Problem, den Schalter umzukippen. Er kann nicht auf einen anderen Modus umschalten. Es würde ihm gegen den Strich und gegen seine Philosophie gehen, einen anderen Fussball spielen lassen zu müssen, als jenen, der ihm vorschwebt.

Ich habe mit Lulu in den 90er-Jahren sowohl bei Servette wie auch in der Nati zusammengespielt. Er war Captain bei Servette. Wenn es dem Team lief, war er überragend. Ein Klassespieler. Phänomenal. Doch wenn es nicht lief? Dann sah man ihn auf dem Platz nicht. Er verlor sich irgendwo im Team. Er liess sich von negativen Gedanken total vereinnahmen.

Deshalb übermannte ihn auch bei Gladbach eine totale Ratlosigkeit, als diese Serie von sechs verlorenen Spielen kam, nachdem es zuvor nur aufwärts gegangen war. Sechs Niederlagen in Serie tun weh. Verdammt weh, glauben Sie mir! Für ihn war dann klar, was er zu tun hat: gehen! Wenn es brenzlig wird, haut Lulu ab.

Doch das war ein Fehler. Diese Komponente, einmal totalen Gegenwind zu überstehen und da durchzugehen, die fehlt ihm in seiner glanzvollen Trainerlaufbahn. Hätte er Gladbach aus dem Sumpf gezogen, hätte er diese Lücke in seinem Profil schliessen können. Jürgen Klopp hat das letzte Saison beim BVB vorgemacht und Dortmund sogar noch für die Europa League qualifiziert. Danach ging er. Wohlüberlegt. Er liess niemanden im Stich.

Favre tat das. Vor allem seinen Vorstand, von dem er vollste Rückendeckung hatte. Aber auch sein Team, das er so lange erfolgreich trainiert hatte, und das ihn nie in Frage stellte, das er immer noch erreichte.

So aber? So aber verbaut sich Favre den Weg zu einem ganz Grossen des Weltfussballs wie Bayern. Obwohl er (sonst) das Zeug dazu hätte, die Münchner zu trainieren.

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