Darum gehts
- Zwillingsbrüder Jan und Nico Elvedi: unterschiedliche Wege im Profifussball
- Jan und Nico haben verschiedene Persönlichkeiten und Karriereverläufe
- Nico hat 283 Bundesliga-Einsätze für Borussia Mönchengladbach absolviert
Der 30. September 1996 ist ein spezieller Tag für Adrian und Claudia Elvedi. Innerhalb weniger Minuten erblicken ihre Söhne Jan und Nico in Zürich das Licht der Welt. «Offiziell bin ich fünf Minuten früher geboren», sagt Jan Elvedi beim Zoom-Gespräch mit Blick lachend und nicht ohne Stolz. Nico verdreht die Augen und seufzt: «Das musste ich mir vor allem in der Kindheit immer wieder anhören.»
Obwohl sie Zwillinge sind, unterscheiden sich die beiden äusserlich und vom Charakter her. «Jan ist ein offener Mensch, der einem hilft und seine Meinung sagt. Er ist immer aufgestellt und hat stets ein Lächeln im Gesicht», sagt Nico. Ihn selbst kann praktisch nichts aus der Ruhe bringen. Nicht umsonst erhält er in Deutschland den Spitznamen ‹Eisvogel›. «Ich bin schon lauter als Nico», sagt Jan. Seinen Bruder beschreibt er als sehr ruhig, besonnen und reflektiert. «Nico sagt nicht viel, aber wenn er etwas sagt, dann hat das Hand und Fuss.»
In der Kindheit ist Nico der Wildere
Das war nicht immer so. In der Kindheit ist es Nico, den es immer wieder ins Freie zieht, um zu spielen und seinen Bewegungsdrang auszuleben. «Während Jan lieber zu Hause Playmobil spielte, wollte ich nach draussen gehen und Action haben.» Einmal, als kleiner Knirps, versteckt Nico in einer Schublade seines Pults tagelang den Plüsch-Affen seines Bruders, damit dieser mit ihm rauskommt, um zu spielen. Der heutige Gladbach-Profi ist auch der ehrgeizigere der beiden. «Ich konnte nicht gut verlieren, egal, was wir gespielt haben.»
Zoffen tun sich die beiden selten, nur beim Rangeln muss die Mutter gelegentlich eingreifen. «Aus Spass wurde manchmal Ernst.» Blut und Tränen seien aber nie geflossen. «Wirklich gestritten haben wir uns praktisch nie», so Nico. An den Karrieren der beiden haben auch die Eltern einen grossen Anteil. «Unsere Mutter hat viel von ihrer Freizeit geopfert, um uns in die Trainings zu fahren. Und beim Kochen hat sie schon früh auf eine gesunde Ernährung geachtet», sagt Jan. «Von unserem Vater erhielten wir immer konstruktives Feedback, mit dem wir auch etwas anfangen konnten.»
Von Vater Adrian bekommen die beiden den Fussball in die Wiege gelegt, zudem ist der Fussballplatz einen Steinwurf von ihrer Wohnung entfernt. Bereits in der Primarschule in Greifensee ZH wird ihr Talent offensichtlich, der Wechsel in die Juniorenabteilung des FC Zürich ist der logische Schritt. Fast immer sind sie gemeinsam unterwegs, auch wenn die Eltern die beiden bewusst in getrennte Klassen schicken, «damit wir nicht die ganze Zeit zusammenhängen und jeder seinen eigenen Kollegenkreis aufbaut».
Als Teenager trennen sich die Wege
Erstmals trennen sich die Wege in der Oberstufe. Während Nico weiter in die Sportschule geht und später an der United School seine KV-Lehre macht, kehrt Jan in die reguläre Sekundarschule zurück und besucht später während seiner kaufmännischen Ausbildung die Berufsschule in Uster ZH. «Mit dem selbständigen Lernen bin ich damals nicht klargekommen.»
Auch sportlich schlagen sie unterschiedliche Richtungen ein. Bei Nico geht es steil aufwärts: Er unterschreibt beim FCZ seinen ersten Profivertrag, mit 18 folgt er dem Ruf von Lucien Favre und wechselt nach Gladbach in die Bundesliga. «Mir war gar nicht bewusst, was für ein grosser Verein das ist», sagt Nico. Er habe einen Moment gebraucht, bis er sich in der neuen Umgebung weit weg von Familie und Freunden zurechtgefunden habe. «Aber der Plan ging auf.» Mit 283 Spielen ist er der ausländische Spieler mit den meisten Bundesliga-Einsätzen für Gladbach.
Auf Nico und Jan Elvedi wartet ein spannendes Saisonfinale. Während Gladbach im Rennen um die Europacup-Plätze etwas ins Hintertreffen geraten ist, befindet sich Kaiserslautern in der 2. Bundesliga mitten im Aufstiegskampf. «Wir wollen angreifen und unsere Chance auf die oberen Tabellenplätze packen», sagt Jan. Auch deshalb wechselten die Pfälzer kurz vor dem Saisonfinale noch den Trainer: Torsten Lieberknecht ersetzte Markus Anfang.
In Gladbach hat sich nach drei Pleiten Ernüchterung breitgemacht. «Einige Stimmen sprechen schon wieder von einer schlechten Saison, dabei hätten viele im letzten Sommer unterschrieben, wenn wir drei Runden vor Schluss noch im Rennen um die europäischen Plätze sind», sagt Nico, der beim 3:4 in Kiel wegen einer leichten Knieverletzung fehlte. «Rein rechnerisch ist es schwierig, aber wenn wir Hoffenheim schlagen, geht vielleicht wieder ein Türchen auf.»
Während Jan bei Kaiserslautern einen längerfristigen Vertrag hat, ist die Zukunft von Nico offen. Dass er nach zehn Jahren am Niederrhein mittelfristig eine Luftveränderung anstrebt, ist kein Geheimnis, auch wenn er sich im Klub sehr wohlfühlt und einen Vertrag bis 2027 besitzt.
In der Nati will er zur alten Stärke zurückfinden. Nachdem er an der EM nur Back-up war, klebte ihm im Herbst das Pech an den Füssen. Witz-Rotz gegen Dänemark, Eigentor gegen Serbien, Gelb-Sperre, Verletzung. Im Frühling verzichtete Murat Yakin (50) neben anderen Cracks auch auf den 56-fachen Internationalen. «Ich war überrascht und auch etwas enttäuscht, weil ich eine gute Saison spiele.» Nun hofft er, dass er bei der USA-Reise im Juni wieder dabei ist.
Auf Nico und Jan Elvedi wartet ein spannendes Saisonfinale. Während Gladbach im Rennen um die Europacup-Plätze etwas ins Hintertreffen geraten ist, befindet sich Kaiserslautern in der 2. Bundesliga mitten im Aufstiegskampf. «Wir wollen angreifen und unsere Chance auf die oberen Tabellenplätze packen», sagt Jan. Auch deshalb wechselten die Pfälzer kurz vor dem Saisonfinale noch den Trainer: Torsten Lieberknecht ersetzte Markus Anfang.
In Gladbach hat sich nach drei Pleiten Ernüchterung breitgemacht. «Einige Stimmen sprechen schon wieder von einer schlechten Saison, dabei hätten viele im letzten Sommer unterschrieben, wenn wir drei Runden vor Schluss noch im Rennen um die europäischen Plätze sind», sagt Nico, der beim 3:4 in Kiel wegen einer leichten Knieverletzung fehlte. «Rein rechnerisch ist es schwierig, aber wenn wir Hoffenheim schlagen, geht vielleicht wieder ein Türchen auf.»
Während Jan bei Kaiserslautern einen längerfristigen Vertrag hat, ist die Zukunft von Nico offen. Dass er nach zehn Jahren am Niederrhein mittelfristig eine Luftveränderung anstrebt, ist kein Geheimnis, auch wenn er sich im Klub sehr wohlfühlt und einen Vertrag bis 2027 besitzt.
In der Nati will er zur alten Stärke zurückfinden. Nachdem er an der EM nur Back-up war, klebte ihm im Herbst das Pech an den Füssen. Witz-Rotz gegen Dänemark, Eigentor gegen Serbien, Gelb-Sperre, Verletzung. Im Frühling verzichtete Murat Yakin (50) neben anderen Cracks auch auf den 56-fachen Internationalen. «Ich war überrascht und auch etwas enttäuscht, weil ich eine gute Saison spiele.» Nun hofft er, dass er bei der USA-Reise im Juni wieder dabei ist.
«Er ist ein Allrounder und hat praktisch keine Schwächen», sagt Jan über seinen Bruder. «Vielleicht könnte er noch ein wenig böser sein und seine Ellbogen mehr ausfahren.» Es sei schon früh erkennbar gewesen, dass Nico talentierter und weiter sei als er. Eifersüchtig war er deswegen aber nie. «Ich hatte einfach Spass am Fussball und wollte so weit wie möglich kommen.» Der Wegzug des Bruders nach Deutschland ist auch für Jan ein einschneidendes Erlebnis. «Über Nacht wurde ich praktisch zum Einzelkind. Plötzlich war im Zimmer nebenan niemand mehr.»
Während Nico trotz seines jungen Alters schnell Fuss fasst bei Gladbach und mit 19 auch in der Nati debütiert, ist Jans Weg zum Profi steiniger. Seine Zeit in Kriens in der Challenge League ist wegweisend, als Trainer Bruno Berner auf den Innenverteidiger setzt und ihm Sicherheit und Vertrauen schenkt. 2020 folgt während der Corona-Pandemie der Wechsel nach Regensburg, der Schritt in den Profi-Fussball ist endgültig geschafft. 2023 gehts weiter zu Kaiserslautern, wo er sich beim Traditionsklub zum Führungsspieler und Leistungsträger entwickelt.
Ein Duell auf dem Platz als grosser Wunsch
Obwohl beide seit Jahren in Deutschland leben, sehen sie sich nicht oft. Wenn, dann treffen sie sich bei den Eltern in Dübendorf ZH. Mit ihren Partnerinnen haben sie schon gemeinsame Ferien in Italien verbracht oder Silvester in Paris gefeiert. Per Telefon hören sie sich im Alltag regelmässig, die Karriere des anderen verfolgen sie intensiv, auch wenn beide in Sachen Fussball-Konsum komplett anders ticken. «An freien Tagen schaue ich keinen Fussball – und wenn, dann nur, wenn Nico spielt. Er hingegen schaut alles», sagt Jan, der seit letztem Herbst verheiratet ist.
Einen grossen Traum haben die beiden: ein Duell gegeneinander auf dem Platz. «Das wäre ein absolutes Highlight», sagt Jan. Vor jeder Cup-Auslosung hoffen sie, dass es die Glücksfee mit ihnen gut meint. Vor einem Jahr wäre es beinahe so weit gewesen, ehe Gladbach im Viertelfinal gegen Saarbrücken aber überraschend scheiterte und den Halbfinal gegen Kaiserslautern verpasste. «Diese Niederlage tut heute noch weh», sagt Nico. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Mit 28 befinden sich die Zwillinge aus Greifensee im besten Fussball-Alter.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern München | 32 | 61 | 76 | |
2 | Bayer Leverkusen | 32 | 31 | 68 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 32 | 20 | 56 | |
4 | SC Freiburg | 32 | -3 | 52 | |
5 | Borussia Dortmund | 32 | 15 | 51 | |
6 | RB Leipzig | 32 | 6 | 50 | |
7 | FSV Mainz | 32 | 9 | 48 | |
8 | Werder Bremen | 32 | -6 | 47 | |
9 | Borussia Mönchengladbach | 32 | 1 | 45 | |
10 | VfB Stuttgart | 32 | 6 | 44 | |
11 | FC Augsburg | 32 | -11 | 43 | |
12 | VfL Wolfsburg | 32 | 1 | 39 | |
13 | Union Berlin | 32 | -14 | 37 | |
14 | FC St. Pauli | 32 | -11 | 31 | |
15 | TSG Hoffenheim | 32 | -18 | 31 | |
16 | 1. FC Heidenheim 1846 | 32 | -27 | 26 | |
17 | Holstein Kiel | 32 | -27 | 25 | |
18 | VfL Bochum | 32 | -33 | 22 |