Pia Sundhage (65) steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, als sie kurz vor Mitternacht auf dem Podium für die Pressekonferenz sitzt. Der Abend im vollen St. Jakob-Park hat auch der erfahrenen und weit gereisten Schwedin zugesetzt. «Ich bin natürlich sehr enttäuscht.»
Mit der Art und Weise, wie ihr Team aufgetreten ist, ist sie zufrieden. «Nach vorne haben wir wirklich gut gespielt und uns Chancen erarbeitet.» Aber die Marge sei halt sehr klein, ob man erfolgreich sei – oder nicht. Doch die Pleite fuchst sie. «Es hätte einen grossen Unterschied gemacht, wenn wir zumindest Unentschieden gespielt hätten.»
Wiederholungstäterinnen
Sundhages Ärger liegt aber nicht allein darin begründet, dass die Nati auch das dritte Duell innerhalb von gut vier Monaten gegen Norwegen mit einem Tor Unterschied verloren hat, sondern auch wegen der Mätzchen der Skandinavierinnen. Wie bereits zuvor den Schweizer Fans, die ihren Unmut mit Pfiffen kundtun, missfällt auch Sundhage, dass der Gegner auffällig oft auf Zeit spielt. Allein beim norwegischen Doppelwechsel in der 64. Minute ist das Spiel knapp zwei Minuten unterbrochen.
Bei der schwedischen TV-Station SVT tut Sundhage ihren Ärger kund und sagt: «Ich bin eine alte Schachtel, die Fairplay mag.» An der Pressekonferenz will sie auf Englisch, angesprochen auf die Aussage, diese aber nicht kommentieren, auch nach mehreren Nachfragen nicht. «Nein, darüber will ich nicht sprechen.»
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Sundhage über Zeitschinden der Norwegerinnen ärgert. Bereits beim 0:1 vor einem Monat in Sitten kritisiert die Nati-Trainerin insbesondere die Torhüterin Cecilie Fiskerstrand, die es auch in Basel mit der Führung im Rücken bei Abstössen gemächlich angeht.
Nur acht Minuten Nachspielzeit
Bestraft wird das Verhalten nicht. Zwar lässt die rumänische Schiedsrichterin Pasu in der zweiten Halbzeit acht Minuten nachspielen, in Anbetracht von acht Wechseln nach der Pause, einer Trinkpause und zwei längeren VAR-Unterbrechungen aber zu wenig, was Sundhage nach Schlusspfiff der vierten Offiziellen auch deutlich mitteilt.
Doch Jammern hilft nicht, das weiss auch Sundhage. Der EM-Start geht vom Resultat her in die Hose. «Heute bin ich nicht glücklich. Aber morgen werden wir wieder arbeiten, um gegen Island die bestmögliche Leistung zu zeigen. Es wird ein hartes Spiel, das kann ich versprechen.»