Wenn Frauen kommentieren
Rinasts Vorgängerinnen wehte viel Hass entgegen

Diese Woche wurde bekannt, dass Rachel Rinast künftig als SRF-Fussball-Kommentatorin arbeiten wird. Ihren Vorgängerinnen wehte ein eisiger Wind und Hass entgegen.
Publiziert: 29.05.2025 um 12:32 Uhr
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Premiere: Mit Rachel Rinast wird am 4. Juli erstmals eine Frau im Schweizer Fernsehen ein Fussballspiel live kommentieren.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Darum gehts

  • Rachel Rinast wird erste Fussballkommentatorin im Schweizer Fernsehen
  • Frauen in TV-Sport-Moderation stossen oft auf Vorurteile
  • 2021 gab Michèle Schönbächler aufgrund massiver Kritik ihre Rolle auf
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel LeuStv. Sportchef

Die Einschätzung der ehemaligen SRF-Sport-Moderatorin Janine Geigele 2021 gegenüber Blick war ernüchternd: «Der TV-Sport-Konsument ist ein Gewohnheitstier. Er braucht eine Männerstimme, damit er zufrieden ist. Die Vorstellung, dass eine Frau ein Fussballspiel in seine Stube kommentiert, ist unmöglich. Doch die Männer müssen sich daran gewöhnen. Wir brauchen immer wieder Frauen, die diesen Schritt wagen.»

Eine Frau, die diesen Schritt nun wagt, ist Rachel Rinast (33). Am 4. Juli wird mit ihr erstmals eine Frau im Schweizer Fernsehen ein Fussballspiel live kommentieren. Die schweizerisch-deutsche Doppelbürgerin wird zuerst an der Frauen-Heim-EM im Einsatz stehen und ab nächster Saison dann auch noch in der Europa und der Conference League.

Man braucht kein Prophet zu sein, um zu erahnen, was für Reaktionen das alles auslösen wird. Ein Blick in die Vergangenheit genügt.

Die sozialen Netzwerke haben den Stammtisch ersetzt

Egal, ob Geigele, Michèle Schönbächler oder Steffi Buchli: Wer als Frau in die Männerdomäne TV-Sport eindringt, dem weht ein eisiger Wind entgegen.

Die Pionierin in der Schweiz war Fiammetta Devecchi. 1989 moderierte sie als erste Frau das SRF-Flaggschiff «Sportpanorama». Schnell einmal wurde sie von Blick als «Schätzchen» betitelt. Devecchi: «Ich konnte mit dieser Bezeichnung leben, fand sie aber dumm», sagt sie rückblickend und lacht, «bei einem Mann hätte man das nicht gemacht. Oder kennen Sie einen Schatz der Nation?»

Dass eine Frau ab dem ersten Tag unter verschärfter Kontrolle steht und jeder Fehler genüsslich ausgeschlachtet wird, fiel Geigele auch auf, als Michèle Schönbächler einst Ski-Kommentatorin wurde. Geigele: «Damals wurden Michèle und Adrian Lustenberger gleichzeitig als neue Ski-Kommentatoren vorgestellt. Während es bei ihm null Reaktionen darauf gab, waren es bei ihr Hunderte. Einfach, weil sie eine Frau ist.»

Die Folgen daraus: «Ein Mann kann kommentieren, wie er will, und dabei auch Fehler machen, es passiert nichts. Bei einer Frau wie Michèle ist das aber komplett anders.» Erschwerend hinzukommen dann noch die sozialen Medien. «Den Stammtisch im Restaurant gibt es nicht mehr. Deshalb gehen die Leute in die sozialen Netzwerke und vergreifen sich dort im Ton. So wie bei Michèle.»

Gewaltiger Shitstorm

2021 zog Schönbächler die Reissleine. Die Kritik an ihrer Stimme und ihrer Arbeit hatte ihr zu sehr zugesetzt. Deshalb hörte sie als Ski-Kommentatorin wieder auf.

Wer wissen möchte, was nun auch auf Rachel Rinast zukommen könnte, der soll das Buch von Claudia Neumann lesen. Sie war die erste Deutsche, die live im Fernsehen Fussballspiele der Männer kommentierte. Das war 2016 im ZDF und löste einen gewaltigen Shitstorm aus.

In ihrem Buch «Hat die überhaupt 'ne Erlaubnis, sich ausserhalb der Küche aufzuhalten?» – das war ein echter Twitter-Eintrag über sie – schrieb Neumann über ihre Erfahrungen. «Eine Frau, die Männern ein Männerspiel deutet, zerstört das Weltbild. Offensichtlich haben diese Hater im Fussballrefugium grössere Probleme mit Frauen als in anderen Bereichen. Sie sagen sich: Jetzt dringen sie auch noch in diesen Bereich ein.»

Rinast dringt nun genau in diesen Bereich ein. Zum Glück!

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