Darum gehts
- Lia Wälti kämpft mit Knieproblemen vor dem EM-Auftakt gegen Portugal
- Sundhage erwägt, Wälti erst im zweiten Gruppenspiel gegen Island einzusetzen
- Wälti ist seit 2019 Captain und seit über einem Jahrzehnt Stammspielerin
Spielt sie? Oder spielt sie nicht? Auch 24 Stunden vor dem Duell gegen Norwegen steht in den Sternen, ob Lia Wälti (32) die Nati zum EM-Auftakt im ausverkauften St. Jakob-Park in Basel als Captain aufs Feld führen kann – und wird.
Seit dem letzten Duell gegen Norwegen (0:1) Anfang Juni in der Nations League in Sitten machen hartnäckige Knieprobleme der Emmentalerin zu schaffen. «Mir geht es gut, ich habe in den letzten Wochen hart gearbeitet, damit ich morgen auf dem Platz stehen kann», sagt Wälti an der Pressekonferenz am Tag vor dem Spiel. Die letzten Tage seien gut verlaufen, sie sei beim Team gewesen. Ihre Aussagen, vor allem aber auch ihre Körpersprache und die Ereignisse der letzten Wochen lassen Zweifel offen, dass Wälti den Wettlauf gegen die Zeit gewonnen hat und tatsächlich fit ist.
Sundhage: «Ich vertraue Wälti hundert Prozent»
Droht der Nati nach der Abreise von Abwehrchefin Luana Bühler (29) am Montag der nächste gewichtige Ausfall? Neben Wälti sitzt Pia Sundhage (65), die sagt, dass es durchaus Überlegungen gäbe, dass Wälti erst im zweiten Gruppenspiel am Sonntag gegen Island zum Einsatz komme.
Das Problem der Schwedin: Wälti ist nicht irgendeine Spielerin in der Nati. Wälti ist das Gesicht dieses Teams. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist sie unumstrittene Stammspielerin, Herz und Hirn im defensiven zentralen Mittelfeld. Seit 2019 trägt sie die Captainbinde. Es gab Zeiten, in denen die Nati den Ausfall ihrer Nummer 13 nicht hatte kompensieren können.
Ausgerechnet jetzt, vor dem Start ins Heim-Turnier, dem Höhepunkt von Wältis Karriere, droht erneut ein Ausfall des Captains. In der Vorbereitung setzte Sundhage einen starken Akzent auf die Fitness der Spielerinnen, was teilweise zu Unmut und Unruhe führte. Die einzige Ausnahme machte sie für Wälti. «Ich vertraue ihr hundert Prozent. Sie weiss am besten, wie sie mit ihrem Körper umgehen muss, damit sie am zweiten Juli fit ist», so die Schwedin. Nach den Eindrücken der letzten Tage und den Aussagen der Protagonistinnen ist klar: Wälti ist nicht so weit, wie sich alle erhofft haben.
Sundhage steht vor kniffligem Entscheid
Der Entscheid wird erst heute Mittwoch fallen. Falls Wälti auflaufen sollte: Wie gross ist das Risiko, dass sie sich körperlich übernimmt und danach womöglich für den Rest des Turniers ausfällt? Und wie viel bringt sie dem Team in ihrer derzeitigen Verfassung? «Es ist ein kniffliger Entscheid», sagt Sundhage. Aber wenn es darum gehe, das beste Team aufzustellen, dann gehöre Wälti dazu. «Trotz all dem, was sie durchgemacht hat.»
Allein ihre Präsenz mache das ganze Team besser, so die Schwedin. Zudem lege Wälti sehr viele Kilometer zurück und decke den Raum ab, womit sie andere Spielerinnen entlaste. «Und ich bin fasziniert, wie sie den Ball kontrolliert», so Sundhage. Doch auch die Nati-Trainerin weiss: Will die Nati an der EM zu seinem Höhenflug ansetzen, braucht sie Lia Wälti – vor allem auch gegen Island, Finnland und in einem allfälligen Viertelfinal.