Das gab zu reden
Nein, es geht einfach nicht mehr weiter. Niedergeschlagen setzt sich Giulia Gwinn auf den St. Galler Rasen. Tränen kullern der deutschen Kapitänin über die Wangen. Die Mitspielerinnen eilen herbei, um sie zu trösten. Vor der Pause muss die leidgeprüfte 26-Jährige ausgewechselt werden.
Ein heroisches Tackling in der 36. Minute wird Gwinn zum Verhängnis. Sie hindert Polens Starstürmerin Ewa Pajor vom FC Barcelona am erfolgreichen Torabschluss, bleibt bei ihrer Grätsche aber ganz eklig mit dem linken Knie im Rasen hängen. Schon da vergräbt die Aussenverteidigerin des FC Bayern München ihr Gesicht in den Händen. Sie kehrt zwar noch einmal auf den Rasen zurück, muss jedoch rasch einsehen: Der Schmerz ist stärker als der Wille.
«Das sind Bilder, die möchte man nicht sehen», leidet Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im SRF-Studio mit. Das letzte grosse Turnier, die WM 2023 in Australien und Neuseeland, verpasste Gwinn aufgrund ihres zweiten erlittenen Kreuzbandrisses. Wie schwer sie sich nun in St. Gallen verletzt hat, ist noch unklar.
Das Spiel
Der Gwinn-Schock passt irgendwie zum Auftritt der Deutschen. Die Favoritinnen tun sich mit den frech aufspielenden EM-Neulingen aus Polen lange ordentlich schwer. Doch nach dem Seitenwechsel setzt sich dann die Klasse des Rekordtitelträgers (acht EM-Titel) durch. Mit zwei Toren innert 14 Minuten zieht das Team von Christian Wück entscheidend davon. Gleichzeitig profitiert Deutschland aber auch davon, dass Polen zu wenig kaltblütig auftritt.
Die Tore
52. Minute, Jule Brand, 1:0. Die Polinnen lassen zu, dass Jule Brand an der Strafraumgrenze in die Mitte zieht und mit links abdrückt. Der Schuss schlägt mit einer Geschwindigkeit von 91 km/h sehenswert im Lattenkreuz ein.
66. Minute, Lea Schüller, 2:0. Unbedrängt darf Lea Schüller aus fünf Metern eine hohe Brand-Hereingabe einnicken. Der Ball fliegt am rechten Bein von Polens Goalie Kinga Szemik vorbei in die Maschen.
So gehts weiter
Am Dienstag rückt die Gruppe C wieder ins Rampenlicht. Deutschland kriegt es in Basel mit Dänemark zu tun (18 Uhr), Polen misst sich in Luzern mit Schweden (21 Uhr).