Nach dem bitteren Viertelfinal-Aus gegen Spanien (0:2-Niederlage) ist für die Schweizer Nati die EM-Kampagne trotz kämpferischen Auftritts zu Ende. Am Tag danach ziehen Nati-Coach Pia Sundhage und die Verbandsführung um Marion Daube und Dominique Blanc eine positive Bilanz der Heim-EM. Trotz des enttäuschenden Turnier-Aus überwiegen die schönen Emotionen. «Gestern war es ein Mix der Gefühle. Nach dem Spiel waren wir verständlicherweise enttäuscht. Viele Spielerinnen hatten Tränen in den Augen. Sie haben in der Kabine geweint – aber auch getanzt», erklärt Sundhage die Gefühlslage.
Auch wenn sie gestern nicht gewonnen haben, die Schweizer Fans hätten sie zu Gewinnerinnen gemacht. «Die Fans blieben gestern im Stadion und wollten nicht nach Hause gehen. Die Atmosphäre war sehr speziell für mich.» Aus der gesamten Kampagne sei es schwierig, einen besonderen Moment herauszupicken. Sie hebt das Tor von Riola Xhemaili in der Nachspielzeit im letzten Gruppenspiel gegen Finnland hervor, dank dem die Nati zum ersten Mal überhaupt in einen EM-Viertelfinal einzog. «Das war etwas Unglaubliches in diesem speziellen Moment. Dieser wird immer in Erinnerung bleiben», so die Nati-Trainerin.
Für die EM-Projektverantwortliche und Direktorin Frauenfussball beim SFV Marion Daube passte alles zusammen: «Der Moment, wo die Spielerinnen auf das Feld liefen, die Fans, die Energie – es war grossartig, die vollen Stadien und den Kampfgeist der Spielerinnen zu sehen. Sie haben Grossartiges geleistet und können stolz sein.» Nach der durchaus erfolgreichen EM-Kampagne lässt sie sich zur Zukunft von Pia Sundhage nicht in die Karten blicken. «Wir werden uns die Zeit nehmen, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Pia hat einen Vertrag bis Ende Jahr. Es ist in alle Richtungen alles möglich und offen», so Daube.
Xhemaili-Tor bleibt in Erinnerung
Dominique Blanc betont dazu: «Wir haben vollstes Vertrauen in Pia. Die EM hat unsere Erwartungen übertroffen, ich bin stolz auf unser gesamtes Team.» Für den scheidenden SFV-Präsidenten war es das letzte Turnier in seinem Amt. «Der schönste Moment war das Tor von Xhemaili in der 93. Minute in Genf, als das Stadion explodierte. So hatte ich das noch nie vorher gesehen.» Auch der Fanmarsch vor dem Spanien-Spiel in Bern mit über 25'000 Fans werde ihm in besonderer Erinnerung bleiben. «Das hat mir gezeigt, dass wir ein neues Publikum haben. Leute, die normalerweise nicht ins Stadion gehen», so Blanc.
Auch Marion Daube ist von der Euphorie um die Frauen-EM begeistert :«Die Spielerinnen können stolz darauf sein, was sie für eine Begeisterung ausgelöst haben. Wir arbeiten mit verschiedenen Projekten sehr hart daran, diesen Schwung mitzunehmen. Der Appell an alle ist, dass alle die Spiele besuchen und die Bewegung am Laufen halten.» Auch Sundhage blickt sehr optimistische in die Zukunft. «Die Einstellung der Schweizerinnen und Schweizer an diesem Turnier hat gezeigt: Die Schweiz kann ein spezielles Fussball-Land werden», schliesst die Schwedin ihr positives Fazit ab.
Pressekonferenz ist beendet
Die Verantwortlichen beenden die Pressekonferenz. Damit ist für die Nati-Verantwortlichen nach dem Viertelfinal-Aus die letzte Medienkonferenz der EM-Kampagne zu Ende. Am Nachmittag darf sich die Nati aber nochmals feiern lassen: Ab 15 Uhr steigt die Feier auf dem Bundesplatz in Bern.
Sundhage zur Rolle von Crnogorcevic
«Sie ist eine Teamplayerin. Sie ist in den USA Stürmerin, ist aber auch Teamplayerin, wenn sie nicht auf ihrer gewohnten Position spielt. Sie hilft dann dem Team trotzdem. Das zeichnet sie aus. Sie war gestern auch grossartig und eine Teamplayerin.»
Sundhage zu Iman Beney
«Hast du Angst, kannst du nicht erfolgreich sein. Iman war ein spezieller Fall, hat einzigartige Qualitäten. Sie ist sehr schnell, startet gefährliche Angriffe. Wenn sie ihre Ballannahme verbessert, wird sie zur Topspielerin, egal ob im Mittelfeld oder Sturm, egal auf welcher Position. Sie ist die Art von Spielerin, die sagt: «Ich kann das.». Aber nicht nur sie ist eine talentierte Spielerin. Die Schweiz hat sehr viele junge Talente.»
Daube zur neuen Generation
«Wir setzen uns das Ziel selber, dass wir uns für eine Endrunde qualifizieren möchten. Ich sehe die Zukunft positiv, mit der Einbindung der neuen Generation. Pia hat da sehr gute Arbeit geleistet. Auch die erfahrenen Spielerinnen haben die jungen Spielerinnen gut einbinden können.»
Daube zu Erwartungen an neuen Präsidenten
«Jeder muss sehen, welche Möglichkeiten im Frauenfussball stecken. Dieses Momentum muss man nutzen und darf es nicht verpassen. Wir werden im Oktober das Strategische besprechen. Für mich ist es wichtig, dass man gezeigt hat, dass es ein Potential hat, in das man investieren kann.»
Blanc über das Ende der Präsidentschaft
«Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung der Nati. In den letzten Jahren haben wir viel für den Frauenfussball gemacht. In Pia haben wir vollstes Vertrauen. Es war nicht immer einfach, aber wir glaubten immer an den Erfolg. Die EM hat unsere Erwartungen übertroffen. Ich bin stolz auf unser Team.»
Sundhage über die Emotionen nach dem Spiel
«Gestern war es ein Mix der Gefühle. Nach dem Spiel waren wir enttäuscht, viele Spielerinnen hatten Tränen in den Augen. Sie haben geweint in der Kabine – aber sie haben auch getanzt. Heute sind sie sicher auch etwas müde, aber es war sehr schön auch gestern. Die Schweizer Fans machten uns aber zu Gewinnern. Die Fans waren im Stadion und verliessen dieses trotz der Niederlage nicht, wollten nicht nach Hause gehen. Die Atmosphäre beim gestrigen Spiel war auch für mich speziell.»
Sundhage zur Frauenfussball-Förderung
«Das Wichtigste ist, dass man Frauenfussball unter die Leute bringt. Man muss dafür aber geduldig sein. Veränderungen passieren nicht über Nacht. Die Einstellung der Schweizerinnen und Schweizer zeigt aber, dass die Schweiz ein spezielles Fussballland werden kann.»
Daube über Weiterentwicklung des Frauenfussball
«Das Nationalteam ist unser Aushängeschild. Wir wollen nun aber auch schauen, dass die Klubs in grösseren Stadien spielen können als bisher. Das braucht aber noch etwas Zeit.»
Daube zu Sundhages Zukunft
«Wir werden das Turnier erstmals sacken lassen. So kurz nach dem Turnier wollen wir noch keine Entscheidung treffen. Pia hat einen Vertrag bis Ende Jahr. Der Fussball findet weiterhin statt. Es werden die Spiele der Frauen-Liga stattfinden, in den Regionen, in der Breite, besucht diese Spiele, hält die Emotionen und die Begeisterung am Laufen. Wir werden die Bewegung am Laufen halten»