Für den Aktuar des «Patrons Club Zürich» war die erste Begegnung mit der neuen Geschäftsführerin des FCZ auch die letzte. Sein Abschiedsmail an den Klub endet mit den Worten «FCZ JA – FC Canepa NEIN». Aber was hatte Marco Oesch so aufgeregt? Statt ihn zu begrüssen, habe Heliane Canepa (65) beim Vorübergehen nur knapp gefragt: «Wer isch das? Was will dä da?»
Der Aktuar, der nach eigenen Angaben 500 Stunden jährlich ohne Gehalt für den FCZ investierte, verfasste eine Email an die neue Chefin: «Frau Canepa (...), mich haben Sie zutiefst verletzt.» Dann legte er hoch empört und mit sofortiger Wirkung sein Amt nieder.
Über den Vorfall reden will die Angegriffene nicht. Sie spricht gar nicht. Zumindest nicht öffentlich. Eine Interview-Anfrage von SonntagsBlick beantwortet Heliane Canepa höflich, aber bestimmt: «Erst liefern, dann lafern, war immer meine Devise – in diesem Sinne wäre ich froh, man liesse mich jetzt einfach arbeiten!»
Die gebürtige Österreicherin, die aus Dornbirn nach Zürich kam, arbeitet hart. Von frühmorgens bis spätabends sei sie auf der Geschäftsstelle anzutreffen, sagen Mitarbeiter. Deshalb ist Ex-Aktuar Oesch nicht der Einzige, der leidet: Ihr Liebling, die Schäferhündin Kookie, muss derzeit auf die täglichen Spaziergänge mit Frauchen verzichten. Ancillo Canepa (60): «Heliane findet kaum Zeit mehr für Kookie. Jetzt muss ich schauen, dass der Hund Bewegung bekommt.»
Dafür hält die umtriebige Managerin, Markenzeichen rote Haarpracht und blaue Dunhill-Zigaretten – die sie nicht inhaliert, sondern nur pafft –, den FCZ auf Trab. «Sie geht mit einem anderen Blickwinkel, nach sachlichen Kriterien und ganz detailliert an die Sache heran», sagt Canepa. Seine Frau durchforstet akribisch jede Kostenstelle, prüft alle Verträge. Ancillo Canepa im «Tages Anzeiger»: «Der Teufel liegt oft im Detail. Sie ist wie ein guter Stürmer, der dorthin geht, wo es wehtut.»
Und Heliane tut weh. Nicht nur dem Patrons-Aktuar, nicht nur Kookie. Auch andere wedeln nicht gerade vor Freude mit dem Schwanz. SonntagsBlick erfuhr: Heliane hat Hesskiss, der Werbeagentur des Klubs, in den letzten Tagen eine Rechnung zukommen lassen. Die «Schweizer Unternehmerin des Jahres» 1995 und 2000 soll zum Schluss gekommen sein, dass Aufwand und Ertrag der Agentur in keinem Verhältnis zueinander stünden.
Daraufhin habe Hesskiss, langjähriger FCZ-Partner und Co-Sponsor, den Bettel hingeworfen: «Die Zusammenarbeit ist beendet», bestätigt Ancillo Canepa. Über die konkreten Gründe mag er nicht sprechen. Er sagt nur: «Wir wollen nichts mehr verschenken. Leistung und Gegenleistung müssen in Einklang sein.»
Auch die Agentur schweigt. Mitinhaber Tamás Kiss mailt: «Das ist nach 13 langen Jahren sehr schöner und intensiver Zusammenarbeit dieser Tage zu einem Ende gekommen. Bitte verstehen Sie, dass ich dazu nicht weiter Stellung nehmen möchte.»
Auch bei Vereinbarungen mit Gönnern hat Heliane ein Ungleichgewicht festgestellt. Die Präsidenten der fünf Gönnervereinigungen, zu denen auch Oeschs «Patrons Club Zürich» gehört, erhielten am 4. Dezember ein Schreiben. Darin kündet der FCZ einen Akkreditierungsprozess an. Künftig sollen nur Vereinigungen anerkannt werden, deren finanzielles Engagement eine gewisse Höhe erreicht. Zudem will der FCZ mit ihnen nicht mehr so viele Events mit Spieler-Beteiligung durchführen. Es herrscht Aufruhr unter den Donatoren. Ausdiskutiert wirds im Januar.
Mit Heliane Canepa weht ein neuer Wind! Über alles wolle sie informiert werden, jedes Schreiben soll erst über ihren Tisch, heisst es.
«Heliane ist im Umgang herzlich, in der Sache hart», beschreibt Ancillo den Führungsstil seiner Ehefrau. Er kann den Frust des Patrons-Aktuars nicht nachvollziehen. «Anständig wäre gewesen, wenn er sich vorgestellt hätte.»
Heliane Canepa. Einerseits eisenhart. Andererseits eine Chefin, die mitreissen und begeistern kann. Es sind dieselben Eigenschaften, die ihr schon als CEO von Nobel Biocare nachgesagt wurden. Dieselben auch, die der ehemaligen Premierministerin des Vereinigten Königreichs Margaret Thatcher († 8. April 2013) den Spitznamen «Eiserne Lady» einbrachten.
Heliane Canepa ist auch eine hervorragende Verkäuferin. Ihren Cillo hat sie als 20-Jährigen zum Pfeifenrauchen verführt. Weil sie fand, dass Männer mit Pfeife mehr Klasse hätten. Mittlerweile ist ihr Ehemann 60 und Pfeifenrauchen sein Markenzeichen. Er besitzt rund 300 Stück.
40 Jahre sind die beiden verheiratet. Er: «Sie ist ein Glücksfall für mich und den FCZ. In meinen Augen ist die Stimmung mit ihr eher besser geworden.» Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle bestätigen die präsidiale Einschätzung.
«Die Geschäftsführung geniesst mein vollstes Vertrauen», sagt Cillo und schmunzelt. Aktuar Oesch und anderen ist das Schmunzeln unter der «Eisernen Lady» vergangen.