«Vom Züribueb zur Legende», hiess es am 29. Mai 2023 in der Zürcher Südkurve, als sich FCZ-Ikone Blerim Dzemaili aus dem Profifussball verabschiedete. Seither ist der heute 39-Jährige als TV-Experte und Co-Kommentator tätig und geniesst seine Freizeit auf dem Golfplatz.
Am Dienstagabend folgte nun die Rückkehr auf den Rasen: Mit den Ü30-Senioren des FC Adliswil absolvierte Dzemaili sein erstes Pflichtspiel seit seinem Abschied im Letzigrund. Sportplatz Erachfeld in Bülach statt Letzi, Zürcher Senioren-Regional-Cup statt Champions oder Europa League.
Die Dominanz bleibt: Beim 6:2-Sieg erzielte Dzemaili mit seiner gewohnten Rückennummer 21 drei Tore und einen Assist – ohne ein einziges Training mit der Mannschaft.
«Wo tut es am meisten weh?», fragt Blick am Tag nach dem Gala-Einstand. «Nirgends, ich bin topfit!», antwortet Dzemaili und lacht. Lediglich das Schuhwerk müsse er für einen nächsten Kunstrasen-Einsatz überdenken. Statt der bewährten Nockenschuhe würden es auf diesem Level wohl auch Tausendfüssler tun. Die Idee, beim FC Adliswil mitzumachen, habe sich sehr spontan über den Sommer entwickelt.
«Mein Physio aus FCZ-Zeiten, Salvatore Giangreco, hat diese Mannschaft neu gegründet und mich gefragt, ob ich mitmachen will», so Dzemaili. Die Anfrage kam zum perfekten Zeitpunkt: «Irgendwann habe ich in den vergangenen Monaten gemerkt, dass mir der Fussball auf dem Platz schon deutlich mehr gefehlt hat, als ich gedacht habe.»
Warnungen von Ex-Nati-Kollegen missachtet
Mit Alain Nef hat der 69-fache Nationalspieler ein weiteres FCZ-Schwergewicht als Mitspieler und Anführer in der Defensive. Damit dürfte der FC Adliswil in dieser Saison direkt die Hauptattraktion im Zürcher Seniorenfussball sein. «Die Gegenspieler waren schon sehr überrascht, als Alain und ich plötzlich auf dem Platz standen.»
Entgegen aller Warnungen habe er sich entschieden, den Schritt in den Amateurfussball zu wagen. «Ehemalige Teamkollegen in der Nati haben mir davon abgeraten, da die Gegenspieler besonders motiviert seien und es so keinen Spass machen würde», erzählt Dzemaili.
Sein erster Eindruck im Cup gegen den FC Bülach sei allerdings ausschliesslich sehr positiv ausgefallen. Schon vor der Partie machte Dzemaili Selfies mit den Gegenspielern, auf dem Platz ging es fair zu und her, nach 55 Spielminuten war Feierabend für die FCZ-Legende, und nach dem Spiel wurde gemeinsam Bier getrunken.
«Auf diesem Niveau ist das eigentlich fast das Schönste: der anschliessende Austausch beim Feierabendbier. In der Schweiz sind wir Ex-Profis privilegiert, so etwas machen zu können. Das geht nicht in jedem Land», so Dzemaili.
«Habe den Hunger und Ehrgeiz, alle Spiele zu gewinnen»
Wie viele Spiele der neue Star beim FC Adliswil bestreiten wird, ist noch unklar. «Ich bin viel unterwegs an den Wochenenden, ich habe mit dem Klub die Abmachung, dass ich einfach mitspiele oder mittrainiere, wenn ich in Zürich bin und Zeit habe.» Wenn die Nummer 21 auf dem Feld steht, müssen die Gegner aber auf etwas gefasst sein: «Ich habe natürlich den Hunger und den Ehrgeiz, alle Spiele zu gewinnen, ich kicke auch, aber nicht nur zum Spass mit.»
Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals am 20. August 2025.