Darum gehts
Man schreibt den 21. Juli 2021, als YB letztmals ein Spiel in Bratislava bestreitet. Champions-League-Qualifikation, zweite Runde. Die Welt steckt in den Corona-Nachwehen. Gerade mal 1000 Fans dürfen ins Narodny-futbalovy-Stadion.
Vier Spieler, die auch heute noch in Bern Verträge haben, sind damals schon mit dabei: Goalie David von Ballmoos und Meschack Elia, die beide wegwollen und deshalb von YB nicht gemeldet wurden, die aber immer noch keinen neuen Klub gefunden haben. Der verletzte Christian Fassnacht. Und der ewige Sandro Lauper (28).
Eklatante Parallelen zu 2021
Der Konolfinger geht in seine achte Saison mit den Bernern, mit denen ihn ein bis 2027 laufender Vertrag bindet. Die Parallelen zu 2021 sind eklatant. Auch damals hat er keinen Stammplatz. In der Innenverteidigung spielen Fabian Lustenberger und Cédric Zesiger. Im defensiven Mittelfeld die späteren Nationalspieler Vincent Sierro und Michel Aebischer. Lauper ist erst wieder Stamm, als sich Zesiger verletzt. Fortan. So auch beim grandiosen Sieg gegen Manchester United zum Start der Gruppenphase.
Spychers Ansprache macht Lauper stolz
Auch jetzt ist Lauper wieder Reservist, als Innenverteidiger Nummer vier hinter Captain Loris Benito, Rückkehrer Gregory Wüthrich und dem talentierten Tanguy Zoukrou. Das hat ihm Trainer Giorgio Contini zwar nicht explizit gesagt. «Aber es ist meine Wahrnehmung.»
Eine mehr als schwierige Situation, die in ersten Abgangs-Gedankenspielen kulminierten. «Ich habe mit Trainer Giorgio Contini und Christoph Spycher (dem Sport-Gesamtverantwortlichen, die Red.) gesprochen», sagt Lauper. Und er hat ihnen eine gewisse Unzufriedenheit mit der Situation zum Ausdruck gebracht. «Die ist offensichtlich. Jeder will spielen. Es wäre nicht normal, wenn ich da nicht unzufrieden wäre.»
Das Griffigste aus dem Gespräch mit Spycher ist, dass dieser ihm klargemacht hat, dass er nicht zum Verkauf stehe und man voll mit ihm rechne. «Es geht in diese Richtung, ja», bestätigt Lauper. Und er ergänzt: «Und das macht mich auch ein bisschen stolz.» Was ihn aber nicht daran hindert, die nächsten Wochen genau zu sondieren. Sollte sich die Situation nicht ändern, würde man die Lage neu beurteilen.
Lauper hofft auf Rotation wegen internationaler Spiele
Nun ist Wüthrich ja verletzt, fällt bis Mitte/Ende September aus. Und im letzten Meisterschaftsspiel gegen Sion kam Lauper ins Spiel. Nicht Zoukrou wie zuvor. Im Cup dann spielte der Franzose. «Ich war leicht verletzt. So haben wir abgemacht, dass ich nicht zum Einsatz komme», erklärt Lauper. «Nun bin ich wieder bei hundert Prozent.» Wenn die Hierarchie gewahrt wird, spielt also der Franzose in Bratislava. «Ich hoffe natürlich, dass ich spiele», entgegnet Lauper. Aber die Indizien deuten nicht darauf hin.
«Ich habe die Entscheide des Trainers zu akzeptieren und muss zeigen, dass ich bereit bin. Doch mit den nun einsetzenden internationalen Spielen wird die Lage schnell anders aussehen. Da wird sicher rotiert werden.» So oder so heisst es weiter: Gas geben, sich zurückkämpfen. Etwas, das ein Mann mit zwei Kreuzbandrissen bestens kennt. Gut 200 Spiele hat er für YB gemacht. Über hundert hat er verletzt verpasst.
Europa-League-Ligaphase mit vielen Topteams
Und nun gehts also als Super-League-Dritter für YB um die Europa League. Nur um die Europa League. Das gabs noch gar nie in den letzten zehn Jahren. Neunmal ging es um die Königsklasse. Und als man letztmals vor 2025 nur Meisterschaftsdritter geworden war, 2022, stieg man in der Conference-League-Quali ein. Und scheiterte nach drei Runden in den Playoffs an Anderlecht.
Doch was heisst «nur»? Erstens müssen die Berner froh sein, den Cupsieger-Platz von Basel geerbt zu haben, denn so stehen sie in jedem Fall in einer Ligaphase. Und zweitens? Lauper hat analysiert. «Ich habe mir die bereits für die Ligaphase qualifizierten Mannschaften angeschaut. Das könnte auch Champions League sein mit Teams wie Aston Villa, AS Rom, Porto, Lyon, Stuttgart, Nottingham, Bologna.»
Wäre es da für den Seelenfrieden nicht besser, in der Conference League zu spielen, um gegen schwächere Teams einige Matches zu gewinnen und weiterzukommen? «Nein. Die Gegner sind weniger attraktiv. Was weniger Einnahmen bedeutet. Nein, wir wollen in die Europa League und dort einige Spiele gewinnen und weiterkommen. Ohne Wenn und Aber. Denn das wäre noch besser für die Seele …»