Vor zweieinhalb Wochen in Genf. Xherdan Shaqiri (24) spricht im BLICK über den Kosovo – und warum sich der Kraftwürfel nicht festlegen will, ob er nach der EM weiter für die Nati spielt. «Man weiss nie, was passiert im Leben», sagt er.
Was ist, wenn der Kosovo mich als Captain will? Dann denkst du doch darüber nach, ist doch klar.» Am Montag wiederholt er diesen Gedanken zur Unzeit. Mitten in der EM-Endrunde, im Vorfeld dieses kapitalen Spiels gegen Rumänien.
Heute muss Shaq liefern statt lafern. Leisten statt reden. Gegen Rumänien steht er nach seiner blassen Leistung gegen Albanien und seinen verärgerten Aussagen unter Druck. Er muss seine Statistik (5 Tore und 4 Assists in den letzten 8 Nati-Pflichtspielen) weiter verbessern
Er muss der ganzen Schweiz zeigen, dass er in der Offensive der Führungsspieler ist, als der er sich auch selber sieht. Und nicht nur davon reden.
Rückblende: Vladimir Petkovic legt nach der Ausbootung von Gökhan Inler drei Captains fest: Stephan Lichtsteiner, Valon Behrami und Granit Xhaka. Shaqiri fühlt sich übergangen, weil er nicht Teil dieser Hierarchie ist – vor allem wegen Xhaka.
Auf Shaqiris Argumentationsseite stehen: Er spielt länger als Xhaka in der Nati (seit 2010 statt 2011). Er machte mehr Länderspiele (54 statt 44). Er schoss mehr Tore (17 statt 6). Er ist im Gegensatz zu Xhaka seit Jahren im Spielerrat.
Petkovic hat wahrscheinlich unterschätzt, was er beim Stoke-Profi damit auslöst. Vernünftiger wäre es im Nachhinein gewesen, die beiden Ü30er Lichtsteiner und Behrami zu benennen. Niemand hätte gefragt, wer denn die Nummer 3 ist.
Wobei eine interessante Randnotiz ist, dass die Nummer 4 vorher Yann Sommer war – auch dieser hatte in Petkovics neuer Hierarchie keinen Platz mehr.
Für den stolzen Shaqiri ist die Captain-Binde ein Ausdruck von Anerkennung. Und da er viele Spiele für die Schweiz entscheidet, will er mehr Verantwortung bekommen. In seiner Wahrnehmung hat er bisher in der Nationalmannschaft mehr Glanzlichter gesetzt als Xhaka.
Müssen wir jetzt Angst haben, dass Shaqiri der Nati den Rücken kehrt? Kaum. Seine Worte sind eher Ausdruck des Ärgers und der Kampf um eine bessere Position in der Nati-Hierarchie.
Heute muss er Leistung zeigen. Denn Hierarchien entstehen nicht durch Worte, sondern allein durch Taten.