Es war seine beste Szene auf dem Spielfeld. Als plötzlich dieser Fan dastand, der mit kurligen Bewegungen zu seinem Idol gerannt war, ein Handy in der Hand. Die Ordner wollten den Störefried gerade beseitigen, als ihnen CR7 mit einem Handzeichen bedeutete: Lasst ihn!
Und wenn Ronaldo das tut, dann gehorcht die Security. Der Fan, irre vor Nervosität, in Tränen aufgelöst, kann das Selfie sekundenlang nicht schiessen. Ronaldo hilft. Dann klappts. Vom jungen Fan gibts dafür einen Knutscher auf die Wange, bevor dieser von den Ordnern dann doch noch vorschriftsgemäss abgeführt wird.
Und das Selfie bringt auch noch ein Nachspiel mit sich – die Uefa ermittelt wegen des Fans gegen den portugiesischen Verband. Offizieller Grund: Unerlaubtes Betreten des Platzes.
Als das Spiel noch lief, war Ronaldos Auftritt eine gnadenlose Ansammlung von Pleiten, Pech und Pannen. Mal trifft er den Ball nicht richtig. Mal schiesst er daneben. Mal hält Österreichs überragender Goalie Robert Almer sensationell. Mal haut er einen Freistoss darüber, was Oberzyniker Gary Lineker auf den Plan ruft.
Vor dem Freistoss twittert der ehemalige englische Internationale: «Ronaldo: kein Tor aus 35 Freistössen an Endrunden. Bale: 2 Tore aus 3 Freistössen an Endrunden.» Nachdem Ronaldo darüber geschossen hat, legt Linker nach: «Ronaldo: kein Tor aus 36 Freistössen an Endrunden. Bale: 2 Tore aus 3 Freistössen an Endrunden.
Zu schlechter Letzt setzt Ronaldo gar den Elfer an den Pfosten. Es ist der vierte verschossene Penalty aus den letzten fünf Versuchen. Und als Ronaldo dann doch noch per Kopf trifft, steht er einen Meter im Offside. Von den Rängen höhnen die Austria-Fans: «Messi! Messi!»
Immerhin steht der gefallen Narziss nach seinem rabenschwarzen Abend Red und Antwort, sagt, so sei halt Fussball. Sagt, dass es solche Tage gebe, an denen man viele Chancen habe, aber keine verwerten könne. «Gegen Ungarn wird aber alles anders sein», verspricht er. «Man kann nicht davon ausgehen, dass das Schlechte für Portugal ewig andauert. Wir müssen weiterhin daran glauben. Ein Sieg gegen Ungarn – und wir sind weiter.»
Als Ronaldo das sagte, war Luis Figo längst nicht mehr auf der Tribüne. Der Altstar wird sich die Haare gerauft haben an jenem Tag, als er als Rekord-Internationaler von Ronaldo abgelöst wurde. Der steht nun bei 128 Spielen. Er sei wahnsinnig stolz, den mythischen Figo überholt haben, hatte CR7 vor dem Spiel verlauten lassen. Es war Ronaldos einziger Grund für Stolz an diesem kühlen Pariser Abend im Prinzenpark.