«Die Fifa riskiert etwas»
Nati-Coach Yakin widerspricht den Klub-WM-Kritikern

Murat Yakin gehört zu den Befürwortern der Klub-WM in den USA. Der Schweizer Nationalcoach hat sich in Florida persönlich ein Bild verschafft und ist überzeugt: «Die Fifa promotet so den Fussball in Amerika und anderen Teilen der Welt wirkungsvoll.»
Publiziert: 25.06.2025 um 11:50 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2025 um 05:23 Uhr
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Murat Yakin verlängerte seinen USA-Aufenthalt nach dem Nati-Camp und besuchte zwei Klub-WM-Spiele: «Ein Fussball-Fest mit zig Tausenden Fans auf den Strassen.»
Foto: TOTO MARTI
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Murat Yakin verlängerte seinen USA-Aufenthalt nach dem Nati-Camp und besuchte zwei Klub-WM-Spiele: «Ein Fussball-Fest mit zig Tausenden Fans auf den Strassen.»
Foto: TOTO MARTI

Darum gehts

  • Murat Yakin besucht Klub-WM in USA und teilt Eindrücke
  • Yakin lobt Atmosphäre und Emotionen südamerikanischer Teams bei Turnier
  • Nettospielzeit im Match Boca gegen Benfica betrug nur 46 Minuten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven SchochReporter Sport

Nach dem Nationalmannschafts-Camp hat Murat Yakin seinen USA-Trip um eine Woche verlängert, um während ein paar Tagen in die Klub-WM einzutauchen. In Miami sitzt er beim torlosen Turnierauftakt zwischen dem amerikanischen Gastgeber Inter und dem ägyptischen Giganten Al Ahly zusammen mit gegen 70’000 Zuschauern im mondänen Hardrock-Stadion. «Ein typisches Eröffnungsspiel zwar, aber ein Fussballfest mit zig Tausenden von Fans auf den Strassen», erinnert sich Yakin. 

Besuch in der Fifa-Zentrale

«Klar, die meisten wollten Lionel Messi sehen. Aber mir imponierte, wie viele Ägypter Tickets gekauft haben. Es war ein Duell zweier total verschiedener Spielkulturen.» Den generellen Eindruck, dass die Partien nahezu ausnahmslos im Niemandsland und vor leeren Rängen stattfinden würden, teilt Yakin nicht. Auch bei Boca gegen Benfica (2:2) sei die Ambiance «beeindruckend gut» gewesen. «Der Fussball war auf der Strasse spürbar. Die Latinos in Miami sorgten für ein atmosphärisches Highlight. Ich wähnte mich phasenweise in Buenos Aires.»

Yakin begegnet dem neu geschaffenen Klub-Event mit offenem Visier und zieht einen Vergleich zum Test der Schweiz gegen Mexiko. Die Zentralamerikaner hätten eine unfassbare Intensität entwickelt, der Trainer sei an der Seitenlinie ans Limit gegangen: «Sie lieben das Spiel, diese Emotionen sind für sie immer und überall der Antrieb.» Ähnliches hat er beim Spiel der Boca Juniors beobachtet: «Die Südamerikaner brennen auf solche Momente. Sie gingen Benfica mit harten Aktionen immer wieder unter die Haut.»

In der Fifa-Zentrale in Florida liess sich Yakin die analytischen Zahlen zum Wettbewerb präsentieren, die seine These der völlig unterschiedlichen Systeme und globalen Philosophien belegten: «Im Match von Boca gegen Benfica gab es eine Nettospielzeit von nur 46 Minuten! Normal ist 60 Minuten und mehr. Die Argentinier verschleppen das Spiel oft, manchmal flacht der Rhythmus markant ab. Aber das ist ein Teil ihrer Strategie, die dem Land schon mehrere WM-Titel eingebracht hat.» 

«Lieber auf dem Rasen als am Strand»

Die mehrheitlich guten Ergebnisse der brasilianischen und argentinischen Auswahlen überraschen Yakin nicht: «Sie sind frischer, ziehen ihren Fussball voll durch. Aus Sicht der Europäer ist verständlich, dass die Spannung nach einer langen Saison mit Liga, Champions League und EM etwas nachlässt.» Dortmunds Keeper Gregor Kobel kommt inzwischen auf gegen 5000 Spielminuten. «Mit über 60 Spielen in den Beinen ist die Batterie ein Thema, aber gut aussehen will trotzdem jeder», sagt Yakin im Gespräch mit Blick. 

Unnötig sei die späte Zusatzschlaufe in den USA auf keinen Fall, legt sich der SFV-Coach fest: «Wir leben im Sport und damit auch Unterhaltungs-Business. Die Fans wollen die Spieler lieber auf dem Rasen sehen als am Strand. Die Fifa riskiert und bewegt etwas.» Und Yakin glaubt, dass der Impact der Vorfreude auf die kommende WM in Nord- und Mittelamerika guttun könnte: «Es wird eine Duftmarke gesetzt.»

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