Das Spiel
Was für ein Abend im Stade de Genève! Als Schiedsrichter Alejandro Muniz Ruiz um 22.55 Uhr die Partie abpfeift, ist die Ernüchterung bei den Servette-Akteuren riesengross. Hätten die Genfer in der zweiten Quali-Runde der Champions League Viktoria Pilsen eliminiert, wäre ihnen das Ticket für eine Millionen einbringende Europacup-Ligaphase (Champions League oder Europa League) nicht mehr zu nehmen gewesen.
Aber dieses Unterfangen endet am Mittwochabend in einem Westschweizer Albtraum. Trotz Hinspielsieg in Tschechien (1:0). Trotz Traumstart ins Rückspiel. Trotz numerischer Überzahl – wobei die nur drei Minuten andauert.
Adrian Zeljkovic sieht in der 66. Minute nach seinem Foul von hinten in die Beine von Bradley Mazikou direkt Rot. Da wandern – im Gesamtskore stehts zu diesem Zeitpunkt 2:2 – alle Vorteile auf die Genfer Seite. Bis sich Servette-Verteidiger Yoan Severin bei seiner strafbaren Intervention gegen Pavel Sulc auf der Mittellinie die zweite persönliche Verwarnung der Partie abholt – Gelb-Rot in der 69. Minute.
Die Mannschaft von Thomas Häberli macht sich das Leben selber zu schwer. Neben Severin muss sich auch Joël Mall, der Held des Hinspiels, Kritik gefallen lassen. Besonders beim 1:2 sieht der Goalie schlecht aus. Und dann ist da noch Théo Magnin, der in der Schlussphase den entscheidenden Penalty verschuldet, den Rafiu Durosinmi in der 87. Minute für Pilsen zum 3:1-Endstand verwandelt.
Die Tore
4. Minute, Alexis Antunes, 1:0. Giotto Morandis Corner auf den ersten Pfosten verlängert Steve Rouiller mit dem Fuss weiter ins Zentrum. Im Fünfmeterraum trifft Alexis Antunes volley zur Genfer Führung.
29. Minute, Karel Spacil, 1:1. Bei einer hohen Hereingabe, die gefühlt minutenlang unterwegs ist, geht aus Servette-Sicht am zweiten Pfosten Karel Spacil komplett vergessen. Eine Direktabnahme mit links und schon schlägts bei Mall in der nahen Ecke ein.
31. Minute, Matej Vydra, 1:2. Mall lässt den Flachschuss von Matej Vydra abprallen. Der Pilsen-Captain wittert seine Chance, setzt nach und überlupft den nach vorne hechtenden Servette-Goalie.
87. Minute, Rafiu Durosinmi, 1:3 (Foulpenalty). Als alle schon am Strafraum bereitstehen, wird der spanische Schiedsrichter Muniz Ruiz vom VAR zur Seitenlinie beordert. Wars wirklich ein Foul von Théo Magnin an Merchas Doski? Oder war zuvor eine Hand im Spiel? Muniz Ruiz bleibt auch nach dem Videostudium bei seinem Entscheid. Rafiu Durosinmi schiesst wuchtig, aber unplatziert. Mall ist mit der Hand noch dran, den K.-o.-Schlag kann er jedoch nicht verhindern.
Der Beste
In Tschechien ist man überrascht, dass Pavel Sulc immer noch in der heimischen Liga spielt – ein Wechsel im Sommer steht aber noch immer im Raum. Auch in Genf ist der 24-jährige offensive Mittelfeldspieler an allen gefährlichen Situationen beteiligt.
Der Schlechteste
Was wäre gewesen, wenn Yoan Severin nicht diese unnötige und dumme zweite Gelbe Karte verursacht hätte? Vor allem, weil Pilsen nur Minuten zuvor ebenfalls einen Platzverweis kassiert hat.
Das gab zu reden
Die Nordtribüne im Stade de Genève bleibt geschlossen. Dies, als Reaktion der Uefa auf die Knall-Show der Genfer Fans beim Playoff-Rückspiel in der Conference-League-Qualifikation gegen Chelsea Ende August 2024. «Diese Tribünenschliessung ist voll unfair» – mit einem Spruchband drückt Servettes Fan-Gruppierung Section Grenat vor dem Anpfiff dagegen ihren Frust aus. Die Wortwahl («C’est vraiment pô juste la fermeture de tribune») ist kein Zufall: Der Satz stammt aus dem Comic-Universum von Titeuf, der frechen Kinderfigur des Genfer Zeichners Zep.
Die Schiris
Bei seinem dritten Auftritt auf diesem Niveau hat Alejandro Muniz Ruiz alle Hände voll zu tun. Und der Spanier beweist Nervenstärke, als er kurz nach einer Stunde zu Recht nacheinander einen Spieler aus jeder Mannschaft vom Platz stellt. Auch als er vom VAR beim Penalty an den Bildschirm gebeten wird, bleibt er cool und bestätigt seinen ursprünglichen Entscheid.
Die Fans
15'115 Fans sind im Genfer Stadion anwesend, obwohl die Nordtribüne geschlossen ist (siehe «Das gab zu reden»). Nur die 200 tschechischen Fans können aber mit einem Lächeln nach Hause fahren und weiterhin von der Champions League träumen.
So gehts weiter
Mit der Champions League wirds 2025/26 definitiv nichts für Servette. Aber noch ist der Traum einer Europacup-Ligaphase nicht vorbei. Hier die möglichen Szenarien:
- Ligaphase Europa League: Sieg in der dritten Europa-League-Qualirunde (gegen Utrecht/Holland oder Sheriff Tiraspol/Moldau am 7. und 14. August) und Sieg in den Europa-League-Playoffs.
- Ligaphase Conference League: Sieg in der dritten Europa-League-Qualirunde und Niederlage in den Europa-League-Playoffs.
- Ligaphase Conference League: Niederlage in der dritten Europa-League-Qualirunde und Sieg in den Conference-League-Playoffs.