Ganz Europa schaut am Dienstag nach Basel. Und wird Zeuge, wie zum ersten Mal in der Champions League eine Protestaktion einen Spielunterbruch provoziert. Greenpeace-Aktivisten seilen sich vom Stadiondach ab, demonstrieren auf einem Banner gegen Ölbohrungen in der Arktis. Ein Skandal! Und das vor den Augen von Uefa-Präsident Michel Platini. «Der Fussball wurde als Plattform für eine politische Meinungsäusserung missbraucht. Das ist unfair», sagt FCB-Präsident Bernhard Heusler. «Wir als Klub sind das Opfer dieser Aktion.»
Trotzdem rätseln alle: Wie kommen 17 Aktivisten ungestört aufs Joggeli-Dach? «Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Wir haben die Kriminalpolizei hinzugezogen und ermitteln mittels Ausschlussverfahren», sagt Lucien Schibli, Stadion-Sicherheitschef.
BLICK sagt, wie es ablief.Schon drei Stunden vor Anpfiff kontrollieren die Sicherheitsleute das Dach. Danach nicht mehr. Sie entdecken die Aktivisten erst, als ein anonymer Anrufer bei der Polizei die Demo ankündigt. Da sind die Greenpeace-Leute schon seit 45 Minuten am Werk!
Schacht für Bauarbeiter
Beat Mörker (33) wohnt im 15. Stock des Geschäftsgebäudes neben dem Stadion. Er entdeckt das Treiben schon viel früher. «Ich ging um 20 Uhr auf den Balkon und sah einige Gestalten auf dem Dach, plötzlich kamen noch mehr aus einem Schacht hervorgeklettert», sagt Mörker zu BLICK.
Damit ist klar: Die Greenpeace-Aktivisten benutzten den Schacht der Bauarbeiter, die seit Tagen auf dem Stadiondach Solarpanels montieren. Konnten sie sich dank den Arbeiten sogar zuvor auf dem Joggeli umsehen und alles planen? Der 28 Meter lange Banner passte jedenfalls genau zwischen die Masten der Flutlichtanlage. «Die montierten alles in Ruhe und waren um 20.30 Uhr bereit», sagt Mörker.
Bis die Sicherheitsleute via Altersheim bei den Aktivisten sind, ist es zu spät. «Wir entschieden uns gegen einen Zugriff auf dem Dach. Die Aktivisten waren kooperativ und friedlich», sagt Schibli.
FCB: Anzeige wegen Hausfriedensbruch
Die Greenpeace-Leute dürfen in Ruhe zusammenpacken und werden der Polizei übergeben. Staatsanwaltschafts-Sprecher René Gsell: «Die 17 Personen wurden angehalten, ihre Personalien erhoben und danach freigelassen.» Ohne Konsequenzen bleibt ihr Verhalten aber nicht. Der FCB hat Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet.
Die Uefa ist sauer und hat ein Disziplinarverfahren eröffnet. Es droht eine Verwarnung, eine Busse oder gut möglich auch ein Geisterspiel. Heusler: «Ich hoffe, dass wir als Klub nicht gebüsst werden. Sonst müssen wir schauen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.»