Die IGP-Arena ist abgeriegelt. Besucher? Nicht erwünscht! «Fotografieren verboten», raunzt ein Physiotherapeut, das Training der ersten Mannschaft ist geschlossen.
Um 9.54 Uhr fährt ein schwarzer Mercedes vor, drei Spielerberater steigen aus. Nur wenig später erscheint Erdal Keser (54), über 100 Bundesliga-Spiele für Dortmund. Der neue starke Mann beim FC Wil verschwindet im Stadion, es schwebt ein geheimnisvoller Nebel über dem Traditionsverein. Was haben die bloss zu verbergen? «Nichts!», sagt Keser.
Um die Mittagszeit lädt der Deutsch-Türke zum Gespräch in die Loge. Er gibt sich jovial, rein gar nichts erinnert an den unfreundlichen Empfang von zuvor. Geduldig antwortet Keser auf die Fragen. In perfektem Deutsch.
Warum ausgerechnet Wil? «Weil wir nach einem Traditionsklub gesucht haben. Der FC Wil ist 115 Jahre alt. Wir hätten locker auch einen Klub aus der Super League übernehmen können, aber wir wollten uns kein Spielzeug kaufen. Wir wollen hier etwas aufbauen.»
Und dafür wollen er und das türkische Milliardenunternehmen MNG kräftig investieren. Unter anderem hat der FC Wil den ehemaligen Arsenal-Star André Santos verpflichtet. «Das ist ein Kracher und zeigt, in welchen Dimensionen wir uns bewegen wollen.» Rund 350 000 Franken soll der Brasilianer pro Jahr verdienen. «Wir müssen neue Spieler aber nicht nur finanziell, sondern auch sportlich davon überzeugen, nach Wil zu kommen», sagt Keser. Unter anderem hat er bei Dortmund-Goalie Roman Weidenfeller nachgefragt: «Ich kenne ihn persönlich und habe ihn angerufen, aber er hat leider abgesagt. Aber immerhin habe ich es versucht.»
Keser träumt vom Aufstieg, vom internationalen Geschäft, vom Cupsieg. «Wir werden eine schlagkräftige Mannschaft aufbauen.»
Es sind Worte, die bei so manch einem Fussballfan in der Schweiz ungute Gefühle wecken. Etliche ausländische Investoren kamen in den vergangenen Jahren mit den selben Absichten ins Land, ausnahmslos alle sind auf die Schnauze gefallen. Auch der FC Wil hat schon schlechte Erfahrungen gemacht, der Ukrainer Igor Belanow führte den Klub vor elf Jahren in den Ruin. «Wir wollen, ehrlich gesagt, gar nicht wissen, was damals alles schiefgelaufen ist. Wir wollen es besser machen und wollen nicht in die Vergangenheit blicken.»
Er orientiere sich lieber an erfolgreichen Beispielen, so Keser: «Auch Uli Hoeness hat einmal klein angefangen.» Der hatte bei den Bayern aber auch andere Voraussetzungen als beim kleinen FC Wil, der – Stand jetzt – noch nicht einmal über ein Super-League-taugliches Stadion verfügt.
Man werde das alles in naher Zukunft regeln, verspricht Keser. Ob er auf Schweizer Hilfe zählt, lässt er noch offen. Gerüchte, dass der aktuelle Wil-Präsident Roger Bigger entmachtet wird und der Vorstand in Zukunft nur noch aus türkischen Landsleuten besteht, entschärft er nicht. Man werde die Generalversammlung Ende Juli abwarten, dann werde über offene Personalien entschieden.
Aber: Wer zahlt, befiehlt, so Keser: «Natürlich hat der Mehrheitseigner in einem Unternehmen das Sagen.» Rund 6 Mio. Franken sollen die Türken für 60 Prozent der Vereins-Aktien bezahlt haben. Weitere Millionen sollen folgen, um das Kader zu verstärken. Um Top-Star André Santos soll eine junge Mannschaft bestehend aus vorwiegend türkischen Nachwuchstalenten aufgebaut werden. Nach der Verpflichtung von Ex-FCB-Spieler Endogan Adili (20) haben die Wiler mit den Galatasaray-Junioren Kaan Baysal (19) und Ontivero (20) bereits zwei weitere Talente geholt. Ob das reicht, um bereits in der ersten Saison um den Aufstieg zu spielen?
Schon am Samstag startet der FC Wil auswärts gegen Winterthur in die neue Saison. Das sei sehr wenig Zeit, um sich vorzubereiten, sagt Keser – und bittet um Geduld.
Er verspricht, dass man sich so schnell wie möglich um die offenen Angelegenheiten kümmern werde. Und: dass die Trainings der ersten Mannschaft wieder öffentlich sind. «Erst soll sich die Mannschaft aber in Ruhe kennenlernen. Das geht am besten, wenn man ungestört ist», begründet Keser die Massnahme.
Aus dem Umfeld des FC Wil ist hingegen zu vernehmen, dass die Trainings geschlossen sind, weil drei von vier Assistenztrainern gar keine Arbeitsbewilligung besitzen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Thun | 18 | 13 | 33 | |
2 | FC Etoile Carouge | 18 | 5 | 30 | |
3 | FC Aarau | 18 | 8 | 29 | |
4 | FC Vaduz | 18 | 0 | 28 | |
5 | FC Wil | 18 | 5 | 25 | |
6 | Neuchatel Xamax FCS | 18 | -6 | 25 | |
7 | AC Bellinzona | 18 | -6 | 21 | |
8 | FC Stade Nyonnais | 18 | -16 | 18 | |
9 | FC Stade-Lausanne-Ouchy | 17 | 4 | 17 | |
10 | FC Schaffhausen | 17 | -7 | 16 |