Die Spieler in Biel dachten, sie hätten in dieser Saison alles erlebt. Den grössenwahnsinnigen Präsidenten Carlo Häfeli, der in die Europa League will, aber keine Löhne bezahlt. Und nun auch noch dies: Seit Dienstag steht ein neuer Trainer auf dem Platz – Zlatko Petricevic (54). In Kroatien hatte er als Präsident des Klubs NK Pomorac Journalisten mit dem Tod bedroht. Den Spielern versprach er das Blaue vom Himmel. Denselben Zirkus führte er zuvor in Mexiko auf. Bei Queretaro kündigte er Freundschaftsspiele gegen Real Madrid an. Nach sechs Monaten war Petricevic weg.
Jetzt arbeitet Petricevic also in Biel. Am Donnerstagnachmittag steht der Kroate auf dem Kunstrasenplatz neben dem neuen Stadion.
Ratloser Petar Aleksandrov
BLICK bittet ihn kurz vor Trainingsbeginn um ein Interview. Er willigt ein. Die Spieler drehen mit Co-Trainer Petar Aleksandrov ein paar Runden. Dann spielen sie 5 gegen 2.
«Alles falsch, was geschrieben wurde», sagt Petricevic. In Mexiko seien korrupte Funktionäre für seinen Abgang verantwortlich gewesen. Die Sache mit den kroatischen Journalisten: «Alles Lüge!» Zwanzig Minuten redet sich Petricevic in Rage.
Die Spieler sind längst aufgewärmt. Co-Trainer Aleksandrov schaut rüber zur Seitenlinie. Doch Petricevic redet dort noch immer mit BLICK. «Ich bin ein offener, ehrlicher, direkter Mensch. Das kommt nicht immer gut an.»
Dann verliert Aleksandrov die Nerven: «Wann fangen wir an?» Petricevic hört gar nicht hin. «Spielt ein bisschen Fussball», sagt er nur.
Als er sich nach 48 Minuten (!) erhebt, um doch noch mit dem Team zu arbeiten, wird das Ganze endgültig zur Lachnummer.
Torschusstraining wie vor einem Grümpelturnier: 18 Mann stehen rum, zwei schiessen abwechselnd aufs Tor. Dann tritt Petricevic ein paar Penaltys. Ein Spieler sagt: «Der Typ ist ein Witz!»
Dabei kommt das Beste erst noch. Im Abschlussspielchen greift Petricevic ebenfalls selber ein. Als er den Ball hat, dreht er drei Pirouetten, bis er von einem Gegenspieler umgestossen wird. Er liegt jetzt wie ein Käfer auf dem Rücken.
Jeder fragt sich, wann endlich jemand eingreift und sagt: «Verstehen Sie Spass? Dort ist die Kamera!» Bloss: Spass versteht in Biel längst keiner mehr!
Bernhard Wiedmann, der Berater von Präsident Häfeli, versichert, dass die Verträge mit den neuen Investoren unterschrieben seien. Die angeblichen neuen Investoren hätten Trainer Petricevic geholt.
Als die Spieler nach zwei Stunden den Platz verlassen, schütteln sie den Kopf. «Mir fehlen die Worte», sagt einer, «so ein Training hatte ich zuletzt vor 15 Jahren. Das war bei den F-Junioren …»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Thun | 30 | 22 | 59 | |
2 | FC Aarau | 31 | 19 | 56 | |
3 | FC Etoile Carouge | 31 | 15 | 51 | |
4 | FC Vaduz | 31 | 0 | 44 | |
5 | FC Wil | 30 | 9 | 43 | |
6 | FC Stade-Lausanne-Ouchy | 31 | 7 | 43 | |
7 | Neuchatel Xamax FCS | 31 | -4 | 38 | |
8 | AC Bellinzona | 31 | -19 | 30 | |
9 | FC Stade Nyonnais | 31 | -26 | 26 | |
10 | FC Schaffhausen | 31 | -23 | 24 |