Darum gehts
- GC-Führung diskutiert Entscheidungsprozesse und Zukunftspläne für den Schweizer Rekordmeister
- Sportchef Alain Sutter betont Autonomie bei Entscheidungen trotz komplexer Organisationsstruktur
- GC-Zuschauerzahlen bei durchschnittlich unter 7000, ohne Derbys nur 5292 pro Spiel
Bei GC ist die Liste der Entscheidungsträger lang: Präsidentin Stacy Johns, LAFC-Europa-Chef Harald Gärtner und sein LAFC-Management-Partner Lukas Grether, Sportchef Alain Sutter. Das Sport-Konglomerat zwischen dem Schweizer Rekordmeister, seinem Mehrheitsaktionär Los Angeles Football Club und der Partner-Organisation Bayern München wirkt unübersichtlich. Wer gibt künftig den Takt vor im Schweizer Markt?
Sutter: «Wenn ich nicht selber entscheiden könnte, hätte ich den Job nicht angenommen. Das war schon bei der ersten Verhandlungsrunde eine klare Bedingung meinerseits. Wenn ich komme, dann entscheide ich. Ich will nirgendwo mehr lesen oder hören, wir hier in Zürich könnten nicht selber entscheiden. Am Ende trage ich für den Sport die Verantwortung.»
Gärtner: «Roland Gebhard (Finanzen, d.Red.), Christoph Urech (der neue Chief Business Officer, d.Red.) und Alain Sutter sind in der Geschäftsleitung. Sie haben das letzte Wort und die Verantwortung für das Budget, das wir freigeben. Lukas Grether und ich sind für die Strategie zuständig. Wir sind der verlängerte Arm des Los Angeles Football Club. Wir sind Unterstützer und Sparringspartner, aber nicht für das Tagesgeschäft zuständig.»
Der grosse Realitätscheck
Seit dem Einstieg der Amerikaner hat GC null Fortschritte gemacht. Der frühere GC-Manager Erich Vogel (fünfmal Meister, dreimal Cupsieger, zweimal CL-Teilnehmer mit den Hoppers) sagt, es sei ein Investitionsvolumen von gegen 50 Millionen nötig, um sportlich einen kräftigen Schritt nach vorne zu machen.
Sutter: «Wir müssen uns davon verabschieden, permanent Dinge einzufordern. Es geht um einen Realitätscheck. Ich kenne die Zahlen der Liga. Wir werden uns mit unserem Budget unter den letzten drei Klubs bewegen. Wir backen kleinere Brötchen. Mich reizt, aus wenig viel zu machen.»
Gärtner: «Wir haben nach einer schwierigen Saison wieder sehr viel gelernt über das Schweizer Business, über die Schweizer Mechanismen. Wir hörten genau zu, um stabiler zu werden. Aber wenn man 36 alte Verträge mitschleppt, ist es schwierig, einen Spirit zu schaffen. Wir hätten den Umbruch früher und radikaler machen sollen. Die letzten 16 Jahre können wir nicht so schnell vergessen machen, wir brauchen und bitten um Geduld. Wir kommen nur Schritt für Schritt voran.»
Keine Garantie von LA
Die Stadionfrage ist seit bald zwei Jahrzehnten ungeklärt. GC ist im Dauer-Exil. Die Zuschauerzahl hat sich bei einem Schnitt von unter 7000 eingependelt – ohne die Derbys wären es nur 5292 Fans pro Spiel. Die DNA ist regelrecht verschwunden. Da stellt sich die Frage: Gibt es eine Garantie, dass die LAFC-Bosse und das Joint Venture Red & Gold längerfristig an Bord bleiben?
Sutter: «In Los Angeles sitzen Leute mit einem ökonomischen Hintergrund, sie meinen es ernst. Wenn wir hier nur Seich machen, dann ist es logisch, dass der Punkt kommt, an dem jedes Unternehmen mit Defiziten die Lage neu prüft. Keiner erwartet eine Garantie! Wir haben die Verantwortung, einen Fussball zu zeigen, der die Leute anspricht. Wir müssen liefern. Wir müssen Werte schaffen, das ist am Ende die einzige Rechtfertigung dafür, weshalb die Besitzer Geld investieren.»
Gärtner: «Wir haben uns bewusst für GC entschieden. Wir sind nicht blauäugig eingestiegen. Es geht um Zyklen, um drei bis fünf Jahre – und wir haben den Atem dazu. Wir laufen einen Marathon und sind nach einigen Schwierigkeiten erst bei 10 Kilometern angekommen. Es muss weitere Schritte in die richtige Richtung geben.»
Keine GC-Zukunft für Coach Oral
Für den bisherigen Coach Tomas Oral wird die Reise enden, auch wenn bislang keiner der GC-Entscheider dieses Dossier offiziell geschlossen hat. Das mutmassliche Austrittsgespräch mit dem Deutschen ist in den kommenden Tagen angesetzt. Der 52-Jährige hat GC in der Liga gehalten, mehr nicht.
Sutter: «Wir haben uns nach dem letzten Spiel zum Frühstück getroffen und uns vernünftig verabschiedet. Ich muss alles setzenlassen, dann werden wir über alles reden. Stand heute haben wir keinen Trainer. Ich bin jetzt im Prozess, um Klarheit zu schaffen, was die beste Lösung ist. Tomas hat es in einer schwierigen Situation unglaublich gut gemacht.»