Amis staunen über Fifa-Razzia
Unsere Polizisten, die «freundlichen Hipster»

Leise Töne statt Helikopter-Anflug, Hipster-Outfit statt Uniform: Die Verhaftung der Fifa-Funktionäre sorgt auch wegen des unauffälligen Vorgehens der Polizei international für Aufsehen.
Publiziert: 28.05.2015 um 14:06 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:05 Uhr
«Blatter tanzt nicht in seinem Büro!»
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FIFA-Knall:«Blatter tanzt nicht in seinem Büro!»

Sie kamen überraschend, schnell und leise. Die Schweizer Beamten, die gestern früh im Zürcher Nobelhotel «Baur au Lac» nach einem Amtshilfegesuch der US-Justizbehörde sieben hochrangige Fifa-Funktionäre verhafteten, machten kein grosses Aufheben um ihr Vorhaben. Und beeindruckten damit die internationalen Beobachter nachhaltig.

«Wir hatten keine Ahnung was passieren würde», sagt «New York Times»-Reporter Michael S. Schmidt der «Huffington Post» über die Aktion der Schweizer Polizei. «Ob sie mit dem Helikopter auf dem Dach landen oder mit einer Spezialeinheit die Tür aufbrechen würden.»

Nichts davon geschah: «Als die Uhr sechs schlug, betrat mehr als ein Dutzend Beamter das Hotel durch den Haupteingang», schildert die «New York Times» die Szenerie. «Sie gingen direkt zur Rezeption, zeigten ihre amtlichen Dokumente und verlangten Auskunft über die Zimmernummern der Fifa-Funktionäre.»

Aus der Ruhe brachte das niemanden. Während die Razzia bereits in Gang war, wurden im Fünf-Sterne-Hotel Zeitungen angeliefert. Ein Angestellter nahm unbeeindruckt hinter den zivilen Beamten den Boden feucht auf.

Kein Polizeiauftritt wie im Action-Film also. Die Polizisten hätten «wie ein paar freundliche Schweizer Hipster» ausgesehen, so Schmidt.

«Beeindruckend ruhig» sei das alles vonstatten gegangen. Statt die Zimmer der Funktionäre zu stürmen, gab es zuerst einen Anruf von der Rezeption. «Mein Herr», sagte der Concierge auf Englisch. «Ich rufe Sie an, um Ihnen mitzuteilen, dass Sie gleich Ihre Zimmertür für uns öffnen müssen, sonst werden wir sie eintreten müssen.»

Danach warteten die Beamten an der Tür, bis die Verdächtigen angezogen waren und ihre Koffer gepackt hatten. Einer nach dem anderen wurden die Fifa-Männer durch Seitenausgänge aus dem Hotel gebracht und in zivilen Autos weggefahren.

«Der ganze Auftritt war so zurückhaltend, dass es gut möglich ist, dass die Zimmernachbarn davon überhaupt nichts mitbekommen haben», so die «New York Times». (eg)

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