Da kann sogar Chef-Pirat Johnny Depp einpacken. Samuel Lustenberger vom FC Ibach (2. Liga inter) schreibt in der Karibik ein Fussballmärchen.
«Leb Dein Abenteuer» steht auf Samuels Rücken. Selten passt eine Tätowierung so gut. Der Amateur, der mit dem Fussballgeschäft schon abgeschlossen hatte, kommt mit 27 Jahren plötzlich gross raus.
Als Zweijähriger verlässt er die Schweiz mit seiner Familie Richtung Dominikanische Republik. 13 Jahre später kehrt er zurück, spielt bis zur U21 beim FC Luzern und schliesst eine Lehre als Berufssportler ab. Dann der Schock: Mittelfussbruch! Der FCL gibt ihm keinen neuen Vertrag.
Existenz als Finanzberater
Er wechselt in die 1. Liga zu Cham, und prompt gelingt der Aufstieg. Doch Lustenberger entscheidet sich gegen den Profisport: «Der Lohn in der Challenge League ist im Verhältnis zum Aufwand mager. Ich musste auf eigenen Beinen stehen.» Stattdessen baut er sich eine Existenz als Finanzberater für Krankenkassen auf, spielt nebenbei beim FC Ibach in der 2. Liga. Im September 2012 meldet sich der dominikanische Verband.
Wie das? «Meine 18 Tore für Ibach haben mich interessant gemacht. Heinz Barmettler hat ein gutes Wort für mich eingelegt», erklärt Lustenberger. Der Ex-FCZler Barmettler ist der Captain der Nationalmannschaft. Die Dominikaner fragen, ob Samuel zum Test kommen will. Er will.
Zwei Monate später gehts in der Karibik drunter und drüber. Im ersten Testspiel gegen den Landesmeister San Cristobal läuft der Neuling mit der Nummer 10 richtig heiss. Zwei Tore schiesst er beim 4:2-Erfolg. Im zweiten Match gegen ein All-Star-Team aus der dominikanischen Liga schaut ihm die ganze Nation via TV auf die Füsse. Wieder trifft er und gibt einen Assist.
Auf einen Schlag ist der Schweizer ein Star. «Ich wurde überrollt vom Medieninteresse. Plötzlich waren da Groupies, die meinen Namen schrien. Der FC Ibach ist jetzt dort bekannter als der FC Basel.»
Schon 2006 schnupperte er bei den Stars. Im WM-Trainingslager der Brasilianer in Weggis war Lustenberger für Taktik-Übungen dabei. «Ich habe mit Ronaldinho und Robinho in der Kabine gescherzt und musiziert – unvergesslich!»
Schuhe von Hakan Yakin
Danach musste er wieder kleinere Brötchen backen. Sein Cousin, FCL-Captain Claudio Lustenberger, brachte ihm regelmässig Schuhe von Hakan Yakin als Geschenk. «Wir haben die gleiche Grösse, 41,5. Aber seit er in Bellinzona ist, klappt das nicht mehr so richtig», sagt Samuel und lacht.
Wer weiss, vielleicht hat er bald einen eigenen Schuhsponsor. Das nächste Ziel: Olympia 2016 mit seiner neuen Nationalmannschaft.