EVZ-Bouchard tritt überraschend zurück
Hatten Sie während den Playoffs Angst?

EVZ-Topskorer Pierre-Marc Bouchard gibt überraschend seinen Rücktritt bekannt. Gesund und mit nur 31 Jahren. Weil er sich keinem Risiko mehr aussetzen will.
Publiziert: 19.03.2016 um 16:59 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 08:00 Uhr
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Pierre-Marc Bouchard erklärt seinen Rücktritt.
Foto: Keystone
Nicole Vandenbrouck

Die Meldung ist noch keine zwei Stunden alt. Doch auf einem internationalen Spieler-Statistikportal ist bei Pierre-Marc Bouchard (31) bereits vermerkt: retired. Im Ruhestand. «Das ist unglaublich», sagt der Kanadier, der seine Entscheidung selbst noch nicht mal richtig realisiert, wie er erzählt. Und dennoch hat er aus seiner Heimat schon unzählige vorwiegend überraschte, aber auch verständnisvolle Reaktionen bekommen.

BLICK: Haben Sie harte Tage hinter sich?

Pierre-Marc Bouchard: Und wie, das waren wirklich harte Tage. Das war die grösste Entscheidung, die ich in meinem Leben je treffen musste. Es fiel mir nicht leicht, den Rücktritt bekannt zu geben. Das war sehr emotional.

Sind Tränen geflossen?

In diese Details möchte ich jetzt nicht gehen. Aber Hockey war ein grosser und sehr wichtiger Teil meines Lebens.

Haben Sie schon während der Saison Rücktrittsgedanken gehabt?

Überhaupt nicht. Erst nach den Playoffs, da habe ich meine Saison reflektiert. Ich dachte über gewisse Situationen nach, in denen ich Cross- und Ellbogenchecks einstecken musste. Und einfach nur Glück hatte, dass ich keine Hirnerschütterung erlitt. Darum habe ich den Entscheid gefällt, dass ich mich diesem Risiko nicht mehr aussetzen möchte. Aktuell aber habe ich keine Schmerzen, bin gesund.

Dann fiel der Entscheid ja sicher noch schwerer?

Das stimmt. Denn die Leidenschaft fürs Hockey ist ja immer noch voll da. Ich musste einfach die Vor- und Nachteile abwägen. Ich spielte sehr gerne für den EVZ, und auch meiner Familie gefällts hier in Zug. Aber die Gesundheit steht einfach über allem.

Hat sich vielleicht im Unterbewusstsein eine gewisse Angst entwickelt, die Sie während den Spielen spürten? Zum Beispiel vor Zweikämpfen oder an der Bande?

Nein, nicht wirklich. Ich habe meine Leistung ja immer gebracht und die Erwartungen erfüllt. Aber ehrlich gesagt nach zwei harten Checks bin ich nach dem Spiel mit der Sorge ins Bett, eine Hirnerschütterung eingefangen zu haben. Und am Morgen erleichtert aufgewacht, als ich keine Symptome hatte.

Hatten Sie denn in Ihrer Karriere schon so viele?

In der Saison 2009/10 in Minnesota musste ich nach einer schweren Hirnerschütterung ein ganzes Jahr aussetzen. Und ich muss mir heute eingestehen, dass ich nicht mehr dafür bereit wäre, so etwas nochmals durchzustehen. Mein Kopf ist gesund, und das soll auch so bleiben. Heute weiss man ja viel mehr über Spätfolgen von Hirnerschütterungen. Darum kam ich zum Punkt, dass ich diese Saison zweimal grosses Glück hatte und deshalb jetzt aufhöre.

Wie hat Ihre Frau reagiert?

Es ist auch ein Entscheid für meine Familie. Isabelle und ich erwarten unser zweites Kind. Sie hat mich in diesem Prozess extrem unterstützt. Ich möchte ein normales, gesundes Familienleben haben. Darum ist dies nun ein smarter Entscheid. Tief im Herzen weiss ich das. Damit umzugehen ist aber noch schwierig.

Haben Sie es überhaupt schon realisiert?

Nein, noch nicht richtig. Erst wenn ich im Sommer in Kanada meine Sachen nicht packen muss für die Rückkehr wirds wohl Realität.

Und welche Pläne haben Sie jetzt?

Noch gar keine. Nächste Woche gehen wir zurück nach Kanada. Dann geniesse ich mal eine Auszeit.

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