Den Anfang machten in diesem Frühling die Anaheim Ducks. Zumindest unter den Teams, die sich mit der Trainerentlassung bis nach der Regular Season Zeit liessen. Der Headcoach Greg Cronin (61) wurde nach zwei Saisons bei den Ducks gefeuert, obwohl sich die Mannschaft gegenüber der Vorsaison um 21 Punkte gesteigert hatte. Ist das vielleicht nichts? Offenbar nicht genug. Cronin soll sich gegenüber den Spielern einige Male im Ton vergriffen haben, heisst es aus dem Dunstkreis des Klubs. Mit welchem Trainer General Manager Pat Verbeek (60) den Anschluss an das obere Mittelfeld in der Western Conference schaffen will, ist noch nicht entschieden.
Wirbel bei den Rangers
Kurz nachdem Cronin in Anaheim den Marschbefehl erhalten hatte (Zeitverschiebung berücksichtigt), trennten sich an der Ostküste die New York Rangers von ihrem Cheftrainer Peter Laviolette (60). Der Amerikaner hatte zuvor schon die New York Islanders (2001–2003), Carolina (2005–2009), Philadelphia (2009-2014), Roman Josis Nashville (2014–2020) und Washington (2020–2023) trainiert. Der Amerikaner hat einen Stanley-Cup-Ring (2006, Carolina) im Gepäck und dürfte der Liga erhalten bleiben, obwohl das Schmuckstück mal wieder etwas aufpoliert werden müsste. Laviolette scheiterte in Manhattan, weil er zuletzt die Playoffs verpasste – aber wohl auch an den Umständen: Der streitbare General Manager Chris Drury (48) hatte während der Saison erst den Captain Jacob Trouba (31) nach Anaheim verscherbelt und dann Spekulationen geschürt, man wolle sich auch von den Teamleadern Mika Zibanejad (32) und Chris Kreider (33) trennen. Das übrigens nach einer Saison, in der die Rangers erst im Playoff-Halbfinal am späteren Champion Florida gescheitert waren. An Drury liegt das nicht, glauben die Rangers zu wissen: Sie verlängerten den Vertrag mit ihm um gleich mehrere Jahre.
Die vorerst letzte Trainerentlassung leistete sich das Expansionsteam Seattle Kraken, das den Cheftrainer Dan Bylsma (54) nach nur einer Saison in die Wüste schickte. An der Nordwestküste hat man nun seit dem Liga-Beitritt 2021 bereits drei Trainer entlassen. Für Bylsma könnte die Luft zumindest in der NHL dünn werden, obschon er bereits in seiner ersten Saison (2008/09) mit Pittsburgh als Feuerwehrmann (übernahm während der Saison für Michel Therrien) den Stanley Cup gewonnen hatte: Vor dem Job in Seattle hatte er seit 2017 keinen Posten mehr als Headcoach erhalten.
Abschied von Lou Lamoriello
Während der Saison waren bereits Jim Montgomery (55, Boston), Drew Bannister (51, St. Louis), Luke Richardson (56, Chicago), Derek Lalonde (52, Detroit) und der unverwüstliche John Tortorella (66, Philadelphia) des Amtes enthoben worden.
Zumindest unsicher ist die Lage auch in Vancouver: Da hat Rick Tocchet (61) offenbar keine Lust mehr auf den Trainerjob, und der Klub hat eine Option auf die Vertragsverlängerung verstreichen lassen. Bei Roman Josis Nashville dürfte Andrew Brunette (51) seinen Job allerdings behalten – trotz einer desaströsen Saison mit 28 Punkten Rückstand auf den zweiten Wild-Card-Platz. Ein Anachronismus? Der mit allen Wassern gewaschene General Manager Barry Trotz (62) ortet die Gründe für die total misslungene Saison offenbar eher in der Spielergarderobe als im Trainerbüro, und etwas Kredit hat Brunette auch verdient: Er stand in der Saison zuvor noch in der Schlussverlosung um die Auszeichnung für den besten Trainer des Jahres.
Die spektakulärste Entlassung fand allerdings auf einer anderen Ebene statt: Die New York Islanders feuerten den legendären Impresario Lou Lamoriello, der 82-Jährige war seit 2018 als Präsident und General Manager im Einsatz. Zur Ikone war der Amerikaner, der die Zügel stets fest in seiner Hand führte, in New Jersey geworden: Zwischen 1987 und 2015 hatte er mit den Devils drei Stanley Cups gewonnen – während er nebenbei von 2001 bis 2004 auch noch Geschäftsführer des NBA-Klubs New Jersey Nets war.