Darum gehts
- Neues Beachvolleyball-Duo Hüberli/Kernen: Erfolge und Herausforderungen in der ersten Saison
- Hüberli und Kernen streben Balance im Team an, trotz unterschiedlicher Erfahrung
- Duo erreichte 2. Platz beim ersten gemeinsamen Turnier in Yucatan, Mexiko
Es ist viel passiert zwischen letztem Herbst, als Routinier Tanja Hüberli (32) und Talent Leona Kernen (19) ihr Zusammenspiel bekanntgegeben haben, und dem Elite16-Heimturnier von dieser Woche in Gstaad. Beide Beachvolleyballerinnen sind gefordert worden – sportlich wie privat.
Wenn sich ein neues Duo bildet, braucht es vor allem etwas: «Geduld, bis es im Team funktioniert», so Hüberli. Einzig die Blockspielerin und Trainer Rivo Vesik (44, Est) kennen sich aus der vorangegangenen Zusammenarbeit. Ex-Abwehrspieler Mirco Gerson (32, Sz) kommt neu als Coach dazu. Teenagerin Kernen ist mit zwei neuen Balltrainern konfrontiert. «Es war keine einfache Konstellation, wir mussten uns im Gefüge zuerst finden», erklärt Hüberli.
Sie streben eine Balance im Team an, die nicht auf der vermeintlich offensichtlichen Rollenverteilung basiert, dass Olympia-Bronze-Gewinnerin Hüberli schon alles kann und die aufstrebende Abwehrspielerin Kernen viel lernen muss. Auch Hüberli möchte sich noch stetig weiterentwickeln – der erfrischende Elan ihrer 19-jährigen Partnerin sei ansteckend und helfe ihr dabei. «Zusammen haben wir eine andere Dynamik.»
Erfolgreicher Start
Sie zahlt sich rasch aus. Ihren ersten gemeinsamen Turnier-Auftritt Ende März beenden sie am Challenge in Yucatan (Mex) als Zweite auf dem Podest. Eine Woche später sorgt das Duo im Achtelfinal des Elite16-Events in Cancun (Mex) mit dem Sieg gegen die brasilianischen Olympiasiegerinnen Ana Patricia/Duda für Aufsehen. Hüberli ist beeindruckt von Kernen, «sie muss sich auch im Angriff gegen Top-Teams nicht verstecken».
Die Kehrseite der frühen Erfolge: Sie wecken höhere Erwartungen. «Am Anfang haben wir einfach mal drauflos gespielt», erzählt Kernen, die das neue Gesicht im Zirkel der Weltelite ist. Ab dem dritten Turnier läuft es plötzlich nicht mehr so unbeschwert, weil die Schwyzerin und die junge Berner Oberländerin mental gefordert werden. Kernen steckt mitten im Matura-Abschlussstress, «diese Doppelbelastung habe ich vielleicht etwas unterschätzt. Ich war müde im Kopf und nicht mehr so frisch». Hinzu kommen die vielen neuen Eindrücke auf der World Tour.
Auch privat harte Woche
Nebst ihrem Studium-Abschluss als Primarlehrerin sowie dem Umzug in eine neue Wohnung fordern und beschäftigen Hüberli Schicksalsschläge in ihrem privaten Umfeld. «Sportlich lief es gut, aber dazwischen konnte ich mental nicht abschalten. 2025 war bisher ein heftiges Jahr.» Näher möchte die Europameisterin von 2023 nicht darauf eingehen.
Nach zwei nationalen Turniersiegen in Zürich und Spiez landet das Duo bei seinem letzten Auftritt am Elite16 in Ostrava (Tsch) Ende Mai auf dem 9. Platz. «Konstanz ist das grosse Thema», so Kernen, die ihre Matura bestanden hat. Weil sie das Challenge-Turnier in Alanya (Tür) vor zwei Wochen krankheitsbedingt sausenlassen müssen, treten sie nach einem Monat ohne Ernstkampf in Gstaad (ab Mittwoch) an. Deshalb sorgen sie für eine hochstehende Vorbereitung mit den Trainingspartnerinnen Cannon/Kraft, den Weltnummern 2 aus den USA.
Ein mentaler Härtetest steht Hüberli und Kernen nach den schwierigen letzten Wochen (ausgerechnet?) im Berner Oberland bevor. Sie stellen sich ihm lieber in der Heimat. «Statt irgendwohin um die Welt zu fliegen, haben wir in Gstaad unsere Familien dabei. Deshalb ist es genau perfekt so», betont Hüberli.