Ein Jahr nach Kyshawn George, der von den Washington Wizards gezogen wurde, schafft wieder ein Schweizer den Sprung in die beste Basketball-Liga der Welt. Um 23.31 Uhr Ortszeit ruft NBA-Commissioner Adam Silver seinen Namen auf: «Mit dem 30. Pick wählen die Los Angeles Clippers Yanic Konan Niederhäuser.» Vor den Augen der Basketballwelt setzt sich der Fribourger auf der Bühne in Brooklyn die Kappe seines neuen Teams auf. «Es sind ganz viele Emotionen da. Ich bin glücklich, dankbar und gerade einfach voll mit Freude», sagt Niederhäuser danach zu Blick.
Schon vor dem Draft erklärte der 21-Jährige, dass es sein Ziel ist, in der ersten Runde gedraftet zu werden. Das ist nun Realität – wenn auch knapp. «Es war ein interessantes Erlebnis. Ich habe gewartet, bis mein Name aufgerufen wurde. Bevor es dann passiert ist, ist meine Agentin rufend zu mir gelaufen: ‹Die Clippers nehmen dich, die Clippers nehmen dich!›», schildert Niederhäuser die entscheidenden Minuten seines Drafts. «Das hat sich angefühlt wie ein Traum. Dann haben mich alle umarmt und ich bin runtergerannt. Da habe ich gemerkt: Scheisse, jetzt ist es ernst. Es hat sich sehr gut angefühlt.»
Der Pick des Centers aus der 440-Seelen-Gemeinde Fräschels FR kommt wenig überraschend. Denn: Er hat einen nahezu perfekten Monat hinter sich. Bei seinen Vorstellungen vor den Scouts der 30 NBA-Teams in verschiedenen Städten der USA wusste er zu überzeugen.
Von der Schweiz über Deutschland in die USA
Niederhäuser lancierte seine Karriere einst in Neuchâtel, über die Academy von Fribourg Olympic zog es ihn später ins Ausland. Zuerst spielte er ein Jahr bei Ehingen Urspring in Deutschland, dann ging es weiter nach Nordamerika: zunächst zu Northern Illinois, später zu Penn State – einer der renommiertesten College-Stationen der NCAA. Nach vier Jahren College meldete er sich schliesslich für den Draft an.
Damit wird er Teil eines kleinen, exklusiven Kreises: Neben Thabo Sefolosha (2006), Clint Capela (2014) und Kyshawn George (2024) ist er der vierte Schweizer, der in der NBA gedraftet wird.
Niederhäuser wird – wie schon bei den Junioren – für die Schweiz auflaufen – trotz seiner ivorischen Wurzeln. Vorerst liegt der Fokus aber sowieso auf dem Geschehen bei seinem neuen Team in Los Angeles. «Jetzt fängt ein neues Leben an. Ich muss zurück an die Arbeit und beweisen, dass ich gut bin. Und dass ich vielleicht der erste Schweizer Champion werden kann.»
Auftakt in der Summer League
Bereits ab dem 10. Juli nimmt er in der Summer League in Las Vegas teil. Dort treten alle 30 NBA-Teams mit ihren jungen Spielern an – eine erste Gelegenheit für ihn, sich im neuen Umfeld zu zeigen.
Wenig überraschend wird in diesem Jahr an erster Stelle übrigens Cooper Flagg gezogen. Die Dallas Mavericks sichern sich den 18-Jährigen von der Duke University, der seit Jahren als bestes US-Talent gilt. Direkt danach wählen die San Antonio Spurs Dylan Harper (19).