Der Beschuldigte wird mit zehn Monaten Freiheitsstrafe bedingt bestraft. Dafür gilt eine Probezeit von zwei Jahren. Zudem verhängte das Gericht ein Tätigkeitsverbot im Gesundheitsbereich.
Die Aussagen des Beschuldigten seien zwar nicht unglaubhaft, sagte der Richter bei der Urteilseröffnung am Dienstagabend. Die Patientin erzähle aber eine ganz andere Geschichte. «Auffällig ist, dass er sich in technischen Details verliert.» Es gebe kein ersichtliches Motiv für eine Falschbelastung durch die Klägerin, sagte der Richter weiter.
Die beiden Beteiligten kannten sich nur wegen einigen Therapiestunden. «Wieso sollte sie etwas erfinden, dass nicht passiert ist?» fragte der Richter. Die Geschichten seien zu unterschiedlich für ein Missverständnis. Die Aussagen der Frau seien zudem in einen glaubhaften emotionalen Kontext eingebettet.
Der Patientin muss der 30-Jährige eine Genugtuung von 3000 Franken bezahlen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und kann ans Bundesgericht weitergezogen werden.
Kein Grund für Übergriff
Der Verteidiger des portugiesischen Physiotherapeuten forderte in seinem Plädoyer einen Freispruch. Ein sexueller Übergriff habe nicht stattgefunden. Die Patientin könne die Massage falsch wahrgenommen haben, argumentierte der Verteidiger weiter. Diese sei ihr wohl unangenehm gewesen. Sein «glücklich verheirateter» Mandant habe keinen Grund für einen Übergriff gehabt. Es gebe keinen Beweis, dass er während der Massage seine Finger in die Vagina der Frau eingeführt habe.
Der Anwalt des mutmasslichen Opfers betonte, dass die Frau keinen Grund für eine Falschbelastung habe. Der 30-Jährige habe das Machtgefälle schamlos ausgenutzt, sagte er.
Patientin eingedöst
Der Physiotherapeut soll gemäss Anklage seine Patientin 2021 im Zürcher Oberland geschändet haben. Diese habe sich nicht wehren können, weil sie während der Behandlung eingedöst sei. Später sei sie in Schockstarre gewesen.
Er wolle einfach weiter in der Schweiz arbeiten, sagte der 30-Jährige. Die Vorwürfe seien komplett falsch, «ich habe mich immer professionell verhalten». Weshalb ihn die Frau beschuldigen sollte, wisse er nicht. «Vielleicht wollte sie mein Leben zu Ende bringen», meinte er.