Darum gehts
- Polizeieinsatz in Wolhusen LU nach Fund einer Leiche
- Polizei stürmte zuerst falsche Wohnung, Nachbar wurde verhaftet
- Mehrere Häuserblocks abgesperrt, Einsatzkräfte inklusive Drohne vor Ort
Was ist passiert?
Am Sonntagabend kam es in der Gemeinde Werthenstein im Ortsteil Wolhusen-Markt LU zu einem grossen Polizeieinsatz. Zahlreiche Einsatzfahrzeuge von Polizei und Rettungsdiensten waren vor Ort. Christian Bertschi, Mediensprecher der Kantonspolizei Luzern, bestätigte gegenüber Blick, dass in einer Wohnung eine Leiche gefunden wurde.
Am Montagabend schreibt die Kantonspolizei Luzern, dass der 24-jährige Eritreer Stichverletzungen aufwies. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus. Die Polizei teilt weiter mit, dass am Montag bereits ein Tatverdächtiger hat festgenommen werden können. Es gelte die Unschuldsvermutung, so die Polizei. Die Untersuchung führt die Staatsanwaltschaft Sursee.
Was ist über das Opfer bekannt?
Die Polizei bestätigt, dass es sich um den 24-jährigen Mann aus Eritrea handelt, der zur Miete in dem Haus in der Entlebucherstrasse wohnte.
Ein Nachbar berichtet über Tadesse B.* gegenüber Blick: «Er war immer positiv und hatte eine Schwester in Eritrea. Leider hat er keine Lehre hier gefunden. Er arbeitete in Stans NW und hat Karton abgekantet.» Seit April sei er jedoch arbeitslos gewesen. Dem Nachbarn zufolge war die Polizei bereits vor drei Wochen vorgefahren, habe nach dem Mann gesucht und sein Handy eingezogen.
Wer stand mit dem Toten in Kontakt?
In der Nacht auf Sonntag soll der Mann Besuch von einem ehemaligen Mitbewohner erhalten haben. «Wir haben gehört, dass um 3 Uhr nachts jemand gekommen ist. Jemand im Haus hörte Streit», so ein weiterer Nachbar. Morgens um 9 Uhr habe der ehemalige Mitbewohner dann bei ihm geklingelt und nach Tabak verlangt. «Um 15 Uhr haben Freunde von mir gesehen, wie er auf den Zug rannte.»
Wie verlief der Einsatz?
Über eine Meldung beim Rettungsdienst sei man auf den Vorfall aufmerksam gemacht geworden und daraufhin umgehend zur Entlebucherstrasse ausgerückt, bestätigte Christian Bertschi. Eine Patrouille fand den Mann leblos im Wohnhaus vor. Mehrere Polizeifahrzeuge, ein Rettungswagen und ein Fahrzeug des Luzerner Kantonsspitals wurden vor Ort gesichtet. Auch die Forensik-Spezialisten aus Zürich waren anwesend. Mehrere Häuserblocks wurden abgesperrt.
Ein Polizist wurde dabei beobachtet, wie er eine Langwaffe aus einem Fahrzeug holte. Auch ein Polizeihund kam zum Einsatz und suchte in einem abgesperrten Bereich nach Spuren. Neben den uniformierten Beamten wurden auch Zivilpolizisten gesichtet.
Gegenüber einem Blick-Reporter vor Ort berichtete ein Nachbar am Montag von einer folgenschweren Verwechslung. «Ich wurde zuerst verhaftet und dann wieder freigelassen», so der Nachbar. Der Mann erklärt: «Die Polizei hat um 16 Uhr meine Wohnung gestürmt». Doch bei ihm waren die Polizisten an der falschen Adresse.
Was berichten Zeugen?
Augenzeugen bestätigten das Grossaufgebot der Einsatzkräfte. «Ich war gerade bei meinen Eltern auf Besuch, als wir gegen 16.30 Uhr plötzlich laute Sirenen hörten», sagt Leserin Diana Kameri (38) zu Blick. Es seien dann innert kürzester Zeit mehrere Polizei- und Rettungswagen vorgefahren und ein Gebäude abgesperrt worden. «Die Einsatzkräfte sind immer noch hier», berichtete die Frau am Sonntag. «Sogar eine Drohne kreist mittlerweile über dem Haus.»
Polizisten in Zivil hätten sogar die Abfallkübel untersucht, sagt sie. Von einer möglichen Tat hätten weder sie noch ihre Eltern etwas mitbekommen.
Auch ein Mann, der mit dem Auto vorbeifuhr, bestätigte die Situation gegenüber Blick: «Ich fuhr kurz nach 19 Uhr mit meinem Auto durch Wolhusen. Ich sah im Dorf mehrere zivile Polizisten. Die Zivilpolizisten durchsuchten die Abfallkübel im Dorfkern. Als ich ein bisschen weiterfuhr, sah ich einen abgesperrten Bereich um mehrere Häuser sowie Streifenwagen.»
Einen Polizisten habe er mit einer Drohne in der Hand gesehen, einen anderen mit einer Kamera. «Ich weiss aber nicht, was passiert ist. Aber es interessiert mich natürlich. Angst hatte ich nicht», so der Mann der weiter.
Einer anderen Leserin, die in unmittelbarer Nähe zum abgesperrten Haus wohnt, war bei der ganzen Situation mulmig zumute, berichtet sie. Auf dem Trottoir und neben einem Brunnen habe sie sogar Blut gesehen. «Ich habe immer noch ein bisschen Angst», so die Frau am Sonntag.
Was sagt der Vermieter?
«Der Tod meines 24-jährigen Mieters belastet mich sehr. Es ist das Schlimmste, das ich je erlebt habe», so der Vermieter der Liegenschaft. Im Gegensatz zu seinem Mitbewohner habe dieser die Miete immer bezahlt und sei ein sehr netter Mensch gewesen.
Der Vermieter sagt weiter: «Ich habe ihn am Samstag so um 18 Uhr gesehen. Er hat mir erzählt, dass er am Montag einen Termin beim Sozialdienst hat.» Das wäre heute gewesen. Er habe auch erzählt, dass er gute Chancen auf einen Job als Logistiker habe. «Er war guter Dinge!», so der Vermieter.
Über den ehemaligen Mitbewohner, der gestern nach der Tat im Dorf gesehen worden war, hat er nicht viel Gutes zu erzählen: «Ich hatte ihm auf den 31. März gekündigt. Ich habe ihn oft für die Mieten gemahnt, er zahlte nicht. Auch eine Betreibung und Kündigungsandrohung nützten nichts.» Dann habe er einfach das Bett mit Matratze vor das Haus gestellt. Seine Kleider habe er im Waschraum gelassen. Der Vermieter sagt: «Ich musste dann alles entsorgen.»
* Name geändert