Schweizer schickt gleiche Videobotschaft wie Greta
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Israel hält ihn fest:Schweizer schickt gleiche Videobotschaft wie Greta

«Wurde entführt und verschleppt»
Schweizer von Gaza-Flottille spricht über «Entführung»

An der Hilfsaktion für die Menschen im Gazastreifen haben sich auch 19 Schweizer Aktivisten beteiligt. Sie sitzen inzwischen in einem Gefängnis. Einer von ihnen sprach kurz vor seiner Festnahme in einem selbst aufgenommenen Video.
Publiziert: 03.10.2025 um 16:59 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2025 um 15:11 Uhr
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Der Schweizer Gaza-Aktivist Rahim Mercan spricht von einer Entführung durch israelische Streitkräfte.
Foto: Screenshot

Mehr als 500 Aktivisten hatten sich auf mehr als 50 Booten auf den Weg gemacht, um den Menschen in laut eigener Aussage Gaza Medikamente und Lebensmittel zu bringen. Kurz vor der Küste des Gazastreifens wurden sie vom israelischen Militär abgefangen.

Unter den Aktivisten sind auch 19 Schweizer Staatsbürger. Sie wurden in das Negev-Gefängnis in Israel gebracht, wie Keystone-SDA am Freitag berichtete. Nach israelischen Angaben wurden nämlich keine Hilfsgüter an Bord der Schiffe gefunden. Menschenrechtsorganisationen kritisieren immer wieder die Haftbedingungen in dem Gefängnis.

«Ich wurde gegen meinen Willen entführt»

Einer der Aktivisten ist Rahim Mercan. In einem Video, das er kurz vor seiner Festnahme am Donnerstag aufgenommen hat, äussert er sich. «Hallo, mein Name ist Rahim Mercan», sagt der Mann, während er seinen Schweizer Pass in die Kamera hält.

Und weiter: «Ich bin ein Schweizer Staatsbürger. Wenn Sie dieses Video sehen, wissen Sie, dass ich von israelischen Streitkräften gegen meinen Willen entführt und verschleppt wurde.»

Die humanitäre Mission sei gewaltfrei und völkerrechtskonform gewesen. «Bitte fordern Sie meine Regierung auf, meine sofortige Freilassung zu fordern», sagt Mercan weiter.

Dem Beitrag zufolge war er Teil der Crew der Flottille «Free Willy».

Greta sagte fast dieselben Worte

Auffällig: Die Worte sind nahezu deckungsgleich mit denen der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg (22). In einem zuvor aufgenommenen Video sagt sie:

«Mein Name ist Greta Thunberg. Ich bin schwedische Staatsbürgerin. Wenn Sie dieses Video sehen, bedeutet das, dass ich gegen meinen Willen von israelischen Streitkräften entführt und verschleppt wurde. Unsere humanitäre Mission war gewaltfrei und im Einklang mit Völkerrecht.»

Hicham El Ghaoui, Präsident der Schweizer Delegation der Flottille, sagte am Freitag gegenüber Keystone-SDA, der psychische Zustand der Schweizer Aktivisten sei gut. Anwälte der Organisation konnten die Inhaftierten zuvor besuchen.

EDA steht mit Behörden in Kontakt

«Die festgenommenen Personen wurden nach Ashdod transportiert, wo sie registriert werden», teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Freitagmorgen mit

Das EDA steht weiterhin mit den israelischen Behörden in Kontakt, um den konsularischen Schutz der betroffenen Schweizer Staatsangehörigen sicherzustellen. Das EDA stehe auch mit den Anwälten der Schweizer Flottillenteilnehmer in Kontakt.

Nach israelischem Recht dürfen die Aktivisten bis zu drei Tage in Gewahrsam gehalten werden. Unterschreiben sie entsprechende Dokumente, in denen sie ihr illegales Eindringen in israelisches Hoheitsgebiet einräumen, werden sie unterdessen sofort ausgewiesen.

Schweizer Botschaft-Team besucht Aktivisten

Ein Team der Schweizer Botschaft in Israel hat am Freitag die 19 Schweizer Aktivisten der Gaza-Flottille im Ktzi'ot-Gefängnis im Süden des Landes besucht. Die israelischen Sicherheitsbehörden hätten den Besuch wegen verschiedener Vorfälle abgebrochen, hiess es.

Beim Besuch sei es darum gegangen, den Aktivisten den konsularischen Schutz der Schweizer Staatsangehörigen zu gewährleisten. Es war eines der ersten Teams ausländischer Vertretungen in Israel, das sich vor Ort begab, wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf Anfrage schrieb. Das Team sei etwa acht Stunden vor Ort geblieben.

Aufgrund verschiedener Vorfälle brachen die israelischen Sicherheitsbehörden den Besuch ab, so dass die Vertreter der Schweizer Botschaft keine ausführlichen Gespräche mit der Gruppe der Schweizer Staatsangehörigen führen konnten, wie es weiter hiess. Die Botschaft plane einen erneuten Besuch am Sonntag.

SP reagiert

Die SP verurteilte derweil an der ausserordentlichen Parteiratssitzung vom Freitag den «neusten eklatanten Rechtsbruch der israelischen Regierung».

Und weiter: «Die Flotte wollte das machen, wofür die offizielle Schweiz den Mut nicht hat. Wir erwarten, dass Ignazio Cassis endlich Benjamin Netanyahu und seine Regierung sanktioniert, aber auch den Staat Palästina anerkennt, um eine Zweistaatenlösung zu ermöglichen», wurde Florian Schweri, Co-Leiter des Parteirats, in der Mitteilung zitiert.

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