Darum gehts
- Polizei findet drei Tote in Wohnung, Verdächtiger festgenommen
- Ex-Mann der Mutter mit Küchenmesser als mutmasslicher Täter identifiziert
- Die Familie stammt aus Algerien
Am Tag nach der Dreifach-Tötung von Corcelles NE weist – ausser Journalisten, die vor Ort sind – nichts mehr auf die Gewalttat hin, die sich am Vorabend hier abgespielt hat. Das Tathaus ist in die Jahre gekommen und passt so gar nicht ins aufgeräumte Quartier, voller historischer Häuschen.
Der Anblick, der sich den Polizisten am Dienstagabend in der Wohnung bietet, muss jedoch furchtbar sein. Eine Frau (†47) und ihre Töchter (†3 und †10) sind tot. Erstochen vom Exmann und Vater (52)! Der Algerier hat in der Wohnung westlich von Neuenburg ein Blutbad angerichtet.
Geschockte Nachbarn
Im Tathaus begegnet Blick am Mittwoch einer immer noch geschockten Nachbarin: «In diesem alten Gebäude sind die Wände sehr dünn. Ich habe oft das kleinere der Mädchen in seinem Zimmer spielen hören.»
Die Opfer seien unauffällig gewesen. «Ich bin ihnen bisher vielleicht dreimal begegnet», sagt die Nachbarin. Sie habe die Polizei im Treppenhaus gesehen und später Geräusche gehört: «Die Polizei sagte mir, ich solle mir keine Sorge machen, das sei nur der Schlüsseldienst.» Kurz danach habe sie mehrere Schüsse gehört.
Wann genau es zur Bluttat kommt, wissen die Ermittler noch nicht. Eine Autopsie soll dies nun klären. Sicher ist jedoch: Eine Verwandte der Familie versucht am Dienstagnachmittag um 14 Uhr ihre Angehörigen zu erreichen. Ohne Erfolg. Als sie die Familie über Stunden nicht erreicht, ruft sie gegen 21.15 Uhr die Polizei.
Sofort rücken Beamte zur Wohnung aus, versuchen mit den Bewohnern Kontakt aufzunehmen. Gleichzeitig wird bei Spitälern und in der Nachbarschaft nachgefragt, ob jemand mitbekommen hat, was mit der Familie passiert ist. Gegen 22.30 Uhr fällen die Beamten schliesslich den Entscheid, sich mit Gewalt Zugang zur Wohnung zu verschaffen. Als sie die Türe aufbrechen, stossen sie auf die Leichen der Familie. Staatsanwalt Jean-Paul Ros sagt am Mittwoch: «Es ist ein schreckliches Ereignis.» Selbst die Katze der Familie ist tot.
Staatsanwalt Ros erklärt weiter: «Die Anruferin wird derzeit vernommen. Sie äusserte in dem Telefonat keine ernsthafte Besorgnis, die darauf schliessen liess, dass die Familie in ernster Gefahr gewesen sei. Deshalb waren die Polizisten so schockiert über diesen Vorfall.
Schüsse auf den Täter
Doch nicht nur das: der Täter ist noch in der Wohnung, bewaffnet mit einem grossen Küchenmesser. Er will die Waffe nicht weglegen. Deshalb schiesst die Polizei mehrmals auf ihn. Es sind jene Schüsse, die die Nachbarin hört. Eine weitere Nachbarin bekommt den Tumult bei der Verhaftung des mutmasslichen Täters ebenfalls mit: «Ich habe die Polizei mehrmals rufen hören: Leg das Messer hin!, sagt sie. Dann seien die Schüsse gefallen.
Die Schüsse hört auch der Bewohner eines benachbarten Gebäudes: «Ich dachte zuerst, dass es sich um Böller handelt.» Auch er ist immer noch geschockt, denn die beiden Mädchen kannte er gut: «Ich habe ein Mädchen im selben Alter. Manchmal haben die beiden Kinder mit meiner Tochter im Garten gespielt. Beim nächsten Mal werde ich meiner Tochter sagen, dass die Nachbarn weggezogen sind. Es ist absolut unvorstellbar, dass jemand Kindern so etwas antut.»
Der Tatverdächtige wird nach den Schüssen auf ihn notfallmässig medizinisch versorgt und dann festgenommen. Er befindet sich am Mittwoch in stabilem Gesundheitszustand in einem Spital in der Region Neuenburg. Es bestehe keine Lebensgefahr, hiess es. «Auf den ersten Blick erscheint der Waffeneinsatz durchaus verhältnismässig», sagt Staatsanwalt Ros.
Häusliche Gewalt
Der Täter war den Behörden bekannt. Zwischen 2020 und 2022 hatten beide Ehepartner gegenseitig Anzeige erstattet, insbesondere wegen Sachbeschädigung. 2020 sei der Mann deswegen verurteilt worden. «Aber seit 2022 gab es nichts mehr», erklärt Simon Bächler, Chef der Neuenburger Kriminalpolizei, am Mittwoch.
Die Familie stand daher nicht unter polizeilicher Beobachtung. «Die Polizei hatte keine Informationen, dass sich eine Gewalttat ereignen könnte, so Baechler weiter.
Seit Mitte Juni lebte der tatverdächtige Algerier nicht mehr in der Wohnung der Familie, er war ins benachbarte Le Locle gezogen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen ihn wegen Tötung und versuchter Tötung wegen des angegriffenen Polizisten.
Vor dem Haus der Familie deponieren Unbekannte Blumen und einen Zettel mit Worten der Trauer. Am Mittwochabend versammeln sich rund 80 Personen still vor dem Gerechtigkeitsbrunnen in Neuenburg. Sie gedenken der getöteten Frau und ihrer beiden Töchter. Die Teilnehmenden legen Blumen und Kerzen nieder.
Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.
So gehts:
- App holen: App-Store oder im Google Play Store
-
Push aktivieren – keine Show verpassen
-
Jetzt downloaden und loslegen!
-
Live mitquizzen und gewinnen
Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.
So gehts:
- App holen: App-Store oder im Google Play Store
-
Push aktivieren – keine Show verpassen
-
Jetzt downloaden und loslegen!
-
Live mitquizzen und gewinnen