Promi-Status ist eine Gefahr für Brian
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Gerangel im Pöschwies:Hier müssen sechs Wärter Häftling Brian bändigen

Beide Brian-Wärter freigesprochen – Richter begründet
«Brian Keller ist ein gewaltbereiter und unberechenbarer Insasse»

Zwei Aufseher der Justizvollzugsanstalt Pöschwies müssen sich wegen Körperverletzung vor Gericht verantworten. Brian Keller zeigt sich darüber erfreut. Am Dienstag kommts zum Prozess. Blick tickert live.
Publiziert: 08.07.2025 um 07:45 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2025 um 07:40 Uhr
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Brian Keller trainiert fast täglich für eine Boxkarriere.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Gerichtsprozess wegen Amtsmissbrauch und Körperverletzung gegen zwei Wärter
  • Videoaufnahmen beweisen, dass sie Brian Keller geschlagen haben
  • Brian Keller: «Schön, dass die Justiz nicht nur gegen mich vorgeht»
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
08.07.2025, 19:07 Uhr

Zusammenfassung

Der Vorfall liegt über sechs Jahre zurück: Im April 2019 kam es im Gefängnis Pöschwies zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung beim Hofgang. Brian Keller (29) – berüchtigt für seine Ausbrüche, Beleidigungen und Drohungen – spuckte damals auf einen Wärter und schlug auf ein Schutzschild. Als er daraufhin zu Boden gebracht wurde, soll er laut Anklage von zwei Justizvollzugsbeamten mit Schlägen traktiert worden sein – obwohl er gefesselt und wehrlos war.

Die beiden Beschuldigten, Mateja Vulic (41)* und Luca Rossini (46)*, bestritten das stets. Sie erklärten, Keller sei in jenem Moment keineswegs hilflos gewesen, sondern habe sich massiv gewehrt. Die umstrittenen «Schlagbewegungen» seien notwendig gewesen, um ihn zu fixieren – nicht um ihn zu bestrafen.

Am Dienstag verkündete der Richter das Urteil: Für die beiden Wärter erfolgte jeweils ein Freispruch in allen Punkten. Die zentrale Begründung: Die Fixierung von Keller sei unter den Umständen zulässig gewesen. Der Richter sprach explizit nicht von «Schlägen», sondern von «Schlagbewegungen» – mit der flachen Hand, nicht gegen den Kopf, und ausschliesslich zur Abwehr eines möglichen Aufstehens. Die Aussagen der beiden Beschuldigten deckten sich mit anderen Zeugenaussagen.

Zudem betonte das Gericht die «besondere Gefährlichkeit» von Brian Keller. Man habe sich das Videomaterial in Zeitlupe und auf Grossbildschirmen angesehen. Der Richter sagte: «Brian Keller ist ein gewaltbereiter und unberechenbarer Insasse». Dass sechs voll ausgerüstete Aufseher präsent waren und Keller Hand- und Fussfesseln tragen musste, sei angesichts seines Verhaltens gerechtfertigt gewesen.

Die beiden Aufseher reagierten nach dem Freispruch sichtlich erleichtert – sie umarmten sich, lachten. Doch der Freispruch bedeutet noch kein Ende: Der Anwalt von Brian Keller kündigte unmittelbar nach Urteilsverkündung gegenüber Blick an, das Urteil «sicherlich weiterzuziehen».

In seinem Plädoyer hatte der Anwalt eindringlich gewarnt: «Wenn wir Schläge gegen wehrlose Häftlinge akzeptieren, öffnen wir Tür und Tor für Gewalt im Gefängnissystem.» Aus seiner Sicht sei es irrelevant, wie schwierig Keller gewesen sei – entscheidend sei der Moment, in dem er am Boden lag und nicht mehr zuschlagen konnte.

* Namen geändert

08.07.2025, 17:25 Uhr

«Werden das Urteil weiterziehen»

Die beiden Beschuldigten Angeklagten sind sichtlich erleichtert, als der Richter die Urteilsverkündung schliesst. Sie umarmen sich und lachen.

Der Anwalt von Brian Keller sagt jedoch zu Blick: «Wir werden das Urteil sicherlich weiterziehen.» Für Vulic und Rossini war der heutige Freispruch es also nur ein Etappensieg.

08.07.2025, 17:19 Uhr

Ging das Vorgehen der Aufseher über das Notwendige hinaus?

Dass Mateja Vulic Brian Keller mit einem Schild gestossen hätte oder auf ihn zugegangen sei, konnte nicht nachgewiesen werden. Weil Brian Keller so gewaltbereit und unberechenbar war, sei es nachvollziehbar, dass die Aufseher ihn zu Boden gedrückt haben.

Das Vorgehen der Aufseher ging nicht über das Notwendige hinaus, sagt der Richter. Er spricht explizit nicht von «Schlägen», sondern von «Schlagbewegungen». Jene von Vulic seien definitiv nicht gegen den Kopf von Brian Keller gegangen, subsummiert der Richter. Die Aussage von Mateja Vulic, dass Keller am Aufstehen gehindert werden wollte, decke sich mit weiteren Aussagen anderer Wärtern. «Es lässt sich keine andere Intention hinter den Schlagbewegungen erkennen, als dass man Brian Keller am Aufstehen hindern wollte.»

Praktisch dasselbe trifft auf den zweiten Beschuldigten, Luca Rossini, zu. Es habe sich zwei um zwei Schlagbewegungen gehandelt, mit der flachen Hand. Die Schlagbewegungen von Rossini «sind für die Fixierung von Brian Keller notwendig gewesen.»

08.07.2025, 17:12 Uhr

«Brian Keller ist ein gewaltbereiter und unberechenbarer Insasse»

Das zentrale Beweismittel sei die Videoaufzeichnung gewesen, sagt der Richter. «Wir haben das Video mehrfach angeschaut, auch auf Grossbildschirmen und in Zeitlupe.» 

Schon in der Vergangenheit habe es Probleme mit Brian Keller gegeben, insbesondere auch in Zusammenhang mit dem Hofgang. Bei Herr Keller handelte es sich am betreffenden Tag um einen «gewaltbereiten und unberechenbaren Insassen». Aus diesem Grund musste man ihm Hand- und Fussfessel anlegen, zu sechst und in Schutzausrüstung anwesend sein.

08.07.2025, 17:06 Uhr

Die Angeklagten sind freigesprochen!

Der Richter beginnt: «Wir kommen zur Verlesung der Urteile»
Der Beschuldigte Mateja Vulic wird freigesprochen.

Auch der zweite Beschuldigte Luca Rossini wird freigesprochen. Die Tatbestände der Körperverletzung und jener des Amtsmissbrauchs konnten in beiden Fällen nicht nachgewiesen werden.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und kann weitergezogen werden.

08.07.2025, 17:03 Uhr

Jetzt geht's um das Urteil

Die beiden Beschuldigten Mateja Vulic (41) und Luca Rossini (46), ihre Anwälte und der Anwalt von Brian Keller (30) betreten den Gerichtssaal erneut. Jetzt wird der Richter verkünden, ob die Klage von Keller gegen Vulic und Rossini standhält. Die Stimmung ist angespannt.

08.07.2025, 12:54 Uhr

Urteil um 17 Uhr

«Es wurde bereits alles gesagt», sagt der Beschuldigte Vulic, als ihm vom Richter die Möglichkeit zum Schlusswort erteilt wird. Rossini schliesst sich ihm an. Die Verhandlung ist damit beendet.

Das Urteil wird heute um 17 Uhr gefällt. Wir halten dich auf dem Laufenden.

08.07.2025, 12:38 Uhr

«Es ist absurd, zu sagen, dass Brian noch etwas hätte tun können»

Nun erhält der Anwalt von Brian Keller erneut das Wort. Er antwortet auf die Plädoyers der beiden Anwälte der Beschuldigten.

Er nimmt den Wortlaut «wehrlos» ins Visier. Die Anwälte von Rossini und Vulic hätten behauptet, dass Keller alles andere als wehrlos gewesen sei. «Es ist absurd, zu sagen, dass Keller noch etwas hätte tun können.» Denn er lag auf dem Boden und die sechs Aufseher seien über ihm gewesen. «In dem Moment dürfen keine Schläge erfolgen.»

In einem ähnlich gelagerten Fall, so der Anwalt, wurden die Angeklagten des Amtsmissbrauchs schuldig gesprochen. Damals wurden von Aufsehern Tritte gegen den ebenfalls am Boden liegenden Inhaftierten ausgeteilt. «Dem Privatkläger war es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich, sich zu wehren.» Im Gegensatz zur heutigen Verhandlung trug der damalige Kläger aber weder Hand- noch Fussfesseln. «Schon dieser galt als wehrlos», und somit sei Brian Keller ebenfalls wehrlos gewesen.

Dass Brian Keller überdies oft ausfällig wurde, beleidigte und bedrohte, wie die Anwälte der Beschuldigten sagten, sei im vorliegenden Fall irrelevant. «Es geht ausschliesslich um die Szene, als Keller auf dem Boden lag und geschlagen wurde.»


08.07.2025, 12:15 Uhr

Aufseher wollten Vorgang möglichst kurz halten

Die Schläge von Rossini haben einzig und allein dazu gedient, Brian Keller zu fixieren. Es sei keinesfalls darum gegangen, Brian zu erniedrigen. «Auch wollte er ihm nichts mit auf den Weg zu geben», so Rossinis Anwalt. Das Verletzungsbild würde die Aussagen von Rossini stützen.

Es sei das Ziel der Aufseher gewesen, den Vorgang möglichst kurz zu halten. Die Verhältnismässigkeit der «Schlagbewegungen» sei gegeben gewesen. Aus diesem Grund sei Rossini von der Schuld freigesprochen werden. Seine Handlungen seien gerechtfertigt gewesen. Es sei weder zu Amtsmissbrauch noch zu Körperverletzung gekommen.

08.07.2025, 12:08 Uhr

Vorgeschichte von Brian legitimiere das Verhalten der Aufseher

Wieso der Anwalt das alles ausführt? Er gibt die Antwort gleich selbst: «Die Liste mit den Vergehen von Brian Keller könnte noch viel länger sein. Sie zeigt, wieso immer sechs Wärter in voller Ausrüstung vor Ort waren.» Die Wärter wollten Brian nur auf dem Boden fixieren. Aufgrund seines aggressiven Verhaltens sei grosse Gefahr von ihm ausgegangen. 

«All das übersieht der Anwalt von Brian Keller», er unterschätze das Gefahrenpotenzial von ihm. «Von Wehrlosigkeit kann keine Rede sein.» Keller am Boden zu fixieren habe schliesslich auch dessen eigener Sicherheit gedient.

Schon wieder ein Gerichtstermin für Brian Keller (29). Diesmal aber nicht als Täter, sondern als Opfer. Die Staatsanwaltschaft Zürich hat Anklage gegen zwei Wärter des Gefängnisses Pöschwies erhoben. Der Vorwurf: Amtsmissbrauch und Körperverletzung. Sie sollen dem bekanntesten Straftäter der Schweiz «völlig unnötige Schläge» verpasst haben.

Der Vorfall ereignete sich 2019. Am Morgen des 9. April um 9.26 Uhr öffnen sechs Wärter die Tür zu Brian Kellers Zelle. Sie wollen ihn für einen Hofspaziergang abholen. Die Stimmung ist angespannt, die Wärter sind mit Helmen und Schutzschildern ausgerüstet. Denn Keller geht im Knast immer wieder auf Aufseher los.

Der Häftling tritt aus der Zelle, die Hände gefesselt. Kaum im Flur, spuckt er in Richtung eines Wärters und schlägt gegen einen Schutzschild – die Situation eskaliert. Alle Aufseher drücken Keller zu Boden, zwei Wärter schlagen auf ihn ein. Videoaufnahmen beweisen das.

Brian Keller überforderte Betreuer

Der Fall steht exemplarisch für den heiklen Umgang mit Brian Keller, der über Jahre hinweg pöbelte, randalierte – und seine Betreuer stets überforderte. Haben die Wärter in Pöschwies den notorisch aggressiven Häftling übertrieben hart angegangen? Oder blieb ihnen angesichts der Situation nichts anderes übrig? Das muss am Dienstag in einer Woche das Bezirksgericht Dielsdorf ZH entscheiden.

Die Staatsanwaltschaft hatte sich ihre Meinung zum Fall eigentlich bereits gemacht. Sie wollte das von Brian Keller angestrengte Verfahren gegen die Gefängnisaufseher einstellen. Das Bundesgericht entschied Ende 2023 jedoch, dass die Zürcher Justiz den Fall nicht zu den Akten legen darf. Es sei unbestritten, dass Keller von den Wärtern geschlagen worden sei. Unklar ist laut dem Bundesgerichtsurteil hingegen, ob er nur vor oder auch nach der Fixierung am Boden geschlagen wurde.

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«Völlig unnötige Schläge»

In der Anklageschrift, die Blick vorliegt, schreibt die Staatsanwaltschaft jetzt von «Schlägen mit übermässig viel Gewalteinwirkung», die «völlig unnötig» waren. Die Aufseher hätten ihre Stellung als Aufseher ausgenutzt, entweder um Brian Keller «einen Denkzettel zu verpassen» oder um ihn «zu disziplinieren» und ihm «zusätzliche Schmerzen zuzufügen».

Brian Keller erlitt durch die Rangelei eine Schwellung und einen Bluterguss links an der Nase, Blutergüsse an den Handgelenken, eine Rissquetschwunde am Ellbogen und blaue Flecken an den Unterarmen. Die Beschuldigten hätten gewusst, dass sie dem bereits überwältigten Häftling ohne Notwendigkeit «übermässige Gewalt» zufügten. Die Staatsanwaltschaft verlangt für die Wärter deshalb bedingte Geldstrafen von 19'000 und 18'000 Franken sowie Bussen in der Höhe von 4800 und 4500 Franken wegen einfacher Körperverletzung und Amtsmissbrauch.

Brian Keller erfreut

Das Bezirksgericht Dielsdorf beschäftigt sich nicht zum ersten Mal mit Brian Keller. Dasselbe Gericht verurteilte diesen 2023 wegen verschiedener Angriffe auf Wärter zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis. Sowohl Keller als auch die Staatsanwaltschaft meldeten Berufung an. Die Staatsanwaltschaft beantragte eine höhere Strafe, Brian Kellers Anwälte stellten sich auf den Standpunkt, dass die Gewalttätigkeiten von Keller als unmittelbare Reaktionen auf die aus ihrer Sicht unmenschlichen Haftbedingungen der Isolationshaft zurückzuführen seien.

Brian Keller will am Dienstag in einer Woche nicht selbst am Prozess gegen seine Wärter teilnehmen. «Vielleicht gehe ich dann zur Urteilsverkündung», sagt er zu Blick. Über die Anklage zeigt sich Keller erfreut: «Es ist schön, zu sehen, dass die Staatsanwaltschaft nicht nur gegen mich vorgeht.» Die Justiz müsse jetzt beweisen, dass sie die Wärter nicht schützt, und harte Urteile fällen.

Brian Kellers erste Schritte in Freiheit
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