Promi-Status ist eine Gefahr für Brian
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Gerangel im Pöschwies:Hier müssen sechs Wärter Häftling Brian bändigen

«Völlig unnötig»
Auf Brian Keller eingeschlagen – Anklage gegen Gefängniswärter

Zwei Aufseher der Justizvollzugsanstalt Pöschwies müssen sich wegen Körperverletzung vor Gericht verantworten. Brian Keller zeigt sich darüber erfreut.
Publiziert: 29.06.2025 um 00:43 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2025 um 09:14 Uhr
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Brian Keller trainiert fast täglich für eine Boxkarriere.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Gerichtsprozess wegen Amtsmissbrauch und Körperverletzung gegen zwei Wärter
  • Videoaufnahmen beweisen, dass sie Brian Keller geschlagen haben
  • Brian Keller: «Schön, dass die Justiz nicht nur gegen mich vorgeht»
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Fabian EberhardStv. Chefredaktor SonntagsBlick

Schon wieder ein Gerichtstermin für Brian Keller (29). Diesmal aber nicht als Täter, sondern als Opfer. Die Staatsanwaltschaft Zürich hat Anklage gegen zwei Wärter des Gefängnisses Pöschwies erhoben. Der Vorwurf: Amtsmissbrauch und Körperverletzung. Sie sollen dem bekanntesten Straftäter der Schweiz «völlig unnötige Schläge» verpasst haben.

Der Vorfall ereignete sich 2019. Am Morgen des 9. April um 9.26 Uhr öffnen sechs Wärter die Tür zu Brian Kellers Zelle. Sie wollen ihn für einen Hofspaziergang abholen. Die Stimmung ist angespannt, die Wärter sind mit Helmen und Schutzschildern ausgerüstet. Denn Keller geht im Knast immer wieder auf Aufseher los.

Der Häftling tritt aus der Zelle, die Hände gefesselt. Kaum im Flur, spuckt er in Richtung eines Wärters und schlägt gegen einen Schutzschild – die Situation eskaliert. Alle Aufseher drücken Keller zu Boden, zwei Wärter schlagen auf ihn ein. Videoaufnahmen beweisen das.

Brian Keller überforderte Betreuer

Der Fall steht exemplarisch für den heiklen Umgang mit Brian Keller, der über Jahre hinweg pöbelte, randalierte – und seine Betreuer stets überforderte. Haben die Wärter in Pöschwies den notorisch aggressiven Häftling übertrieben hart angegangen? Oder blieb ihnen angesichts der Situation nichts anderes übrig? Das muss am Dienstag in einer Woche das Bezirksgericht Dielsdorf ZH entscheiden.

Die Staatsanwaltschaft hatte sich ihre Meinung zum Fall eigentlich bereits gemacht. Sie wollte das von Brian Keller angestrengte Verfahren gegen die Gefängnisaufseher einstellen. Das Bundesgericht entschied Ende 2023 jedoch, dass die Zürcher Justiz den Fall nicht zu den Akten legen darf. Es sei unbestritten, dass Keller von den Wärtern geschlagen worden sei. Unklar ist laut dem Bundesgerichtsurteil hingegen, ob er nur vor oder auch nach der Fixierung am Boden geschlagen wurde.

Der Kampf von Brian in voller Länge
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Sieg nach 38 Sekunden:Der Kampf von Brian in voller Länge

«Völlig unnötige Schläge»

In der Anklageschrift, die Blick vorliegt, schreibt die Staatsanwaltschaft jetzt von «Schlägen mit übermässig viel Gewalteinwirkung», die «völlig unnötig» waren. Die Aufseher hätten ihre Stellung als Aufseher ausgenutzt, entweder um Brian Keller «einen Denkzettel zu verpassen» oder um ihn «zu disziplinieren» und ihm «zusätzliche Schmerzen zuzufügen».

Brian Keller erlitt durch die Rangelei eine Schwellung und einen Bluterguss links an der Nase, Blutergüsse an den Handgelenken, eine Rissquetschwunde am Ellbogen und blaue Flecken an den Unterarmen. Die Beschuldigten hätten gewusst, dass sie dem bereits überwältigten Häftling ohne Notwendigkeit «übermässige Gewalt» zufügten. Die Staatsanwaltschaft verlangt für die Wärter deshalb bedingte Geldstrafen von 19'000 und 18'000 Franken sowie Bussen in der Höhe von 4800 und 4500 Franken wegen einfacher Körperverletzung und Amtsmissbrauch.

Brian Keller erfreut

Das Bezirksgericht Dielsdorf beschäftigt sich nicht zum ersten Mal mit Brian Keller. Dasselbe Gericht verurteilte diesen 2023 wegen verschiedener Angriffe auf Wärter zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis. Sowohl Keller als auch die Staatsanwaltschaft meldeten Berufung an. Die Staatsanwaltschaft beantragte eine höhere Strafe, Brian Kellers Anwälte stellten sich auf den Standpunkt, dass die Gewalttätigkeiten von Keller als unmittelbare Reaktionen auf die aus ihrer Sicht unmenschlichen Haftbedingungen der Isolationshaft zurückzuführen seien.

Brian Keller will am Dienstag in einer Woche nicht selbst am Prozess gegen seine Wärter teilnehmen. «Vielleicht gehe ich dann zur Urteilsverkündung», sagt er zu Blick. Über die Anklage zeigt sich Keller erfreut: «Es ist schön, zu sehen, dass die Staatsanwaltschaft nicht nur gegen mich vorgeht.» Die Justiz müsse jetzt beweisen, dass sie die Wärter nicht schützt, und harte Urteile fällen.

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