Bäume fielen wie Zahnstocher um
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Orkantief Lothar 1999:Bäume fielen wie Zahnstocher um

Rekordschäden, Dutzende Tote und Verletzte
Als Orkan Lothar die Schweiz für immer veränderte

Es war der stärkste Wintersturm Europas – der Todes-Orkan Lothar von 1999. In der Schweiz starben 14 Menschen, weitere verloren das Leben später bei Aufräumarbeiten. Kein anderer Sturm fällte hierzulande so viele Bäume und verursachte so hohe Schäden. Ein Blick zrugg.
Publiziert: 03.05.2025 um 15:12 Uhr
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Aktualisiert: 03.05.2025 um 18:23 Uhr
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So berichtete Blick über den Orkan Lothar. Bereits am ersten Tag nach dem Sturm gab es mehrere Seiten über Opfer, das Schadensausmass und die meteorologischen Hintergründe des Sturms. In der Ausgabe vom 27. Dezember hiess der Orkan noch «Kurt».
Foto: Beat Michel

Darum gehts

  • Orkan Lothar traf die Schweiz 1999 hart, verursachte Todesfälle und Waldschäden
  • Sturmschäden führten zu erhöhter Biodiversität und neuen Schutzwalderkenntnissen
  • 14 Millionen Kubikmeter Holz wurden in der Schweiz umgeworfen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Beat MichelReporter

Was ist passiert?

Von Bäumen erschlagen, vom Dach geschleudert, mit Gondel abgestürzt – so titelte der Blick am Montag, dem 27. Dezember 1999 – dem Tag nach dem verheerendsten Wintersturm, den Europa bisher erlebt hatte. Der Orkan Lothar traf die Schweiz unvorbereitet. Wetter-Apps gab es noch nicht. Während des Sturms verloren 14 Menschen in der Schweiz ihr Leben, Dutzende wurden verletzt. Bei den gefährlichen Aufräumarbeiten in den Wäldern starb auch über ein Dutzend Personen.

In Crans-Montana VS stürzte eine Gondel in die Tiefe, zwei Menschen starben, darunter ein 13-jähriger Junge. In Wolfhalden AR wurde eine Mutter beim Weihnachtsspaziergang von einer Tanne erschlagen, als sie mit ihren Kindern unterwegs war.

Von allen bekannten Winterstürmen verursachte Lothar die mit Abstand grössten Waldschäden. Laut der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) warf er allein in der Schweiz 14 Millionen Kubikmeter Holz um – fast dreimal so viel, wie jährlich geschlagen wird. Die Menge entspricht rund 350'000 Lastwagenladungen.

Am ersten Tag nach dem Sturm hiess der Orkan noch «Kurt». Das war der Name eines riesigen Sturmtiefs über Skandinavien. Doch das wahre Monster war Lothar, ein Sekundärtief, das sich am Rand von Kurt entwickelte und mit unglaublicher Wucht durch Europa pflügte.

Der Orkan hinterliess ein Trümmerfeld in den Schweizer Wäldern.

Warum ist Lothar für die Schweiz so wichtig?

Die Schweiz hat aus den Folgen von Lothar einiges gelernt: Die WSL und das Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF hat Sturmschäden in einer 20 Jahre dauernden Studie genau unter die Lupe genommen und wichtige Erkenntnisse gewonnen.

Dazu gehören: Liegengelassene Stämme und Wurzelteller bieten in den Bergen zum Beispiel besseren Schutz vor Lawinen und Steinschlägen als erwartet. Nach einem Sturm ist es sinnvoller, umgestürzte Bäume in Schutzwäldern nicht sofort zu entfernen, sondern zu entrinden – mittelfristig wirken sie als Schutz gegen Naturgefahren.

Auch für die Artenvielfalt ist es sinnvoll, einen Teil der Stämme wie ein gigantisches Mikado liegenzulassen. Denn: Da, wo Lothar Bäume entwurzelt hatte, leben jetzt ein Drittel mehr seltene Insektenarten als in unbeschädigten Wäldern. Der positive Effekt hält bis heute an!

Was ist seither geschehen?

25 Jahre nach Lothar sind die Sturmschäden in den Schweizer Wäldern noch immer sichtbar. Es hat riesige Breschen und mittendrin senkrechte, zersplitterte Stämme. Zu erkennen sind die Lothar-Strünke an der hellgrauen Farbe – ein Vierteljahrhundert Sonne, Wind und Niederschläge hat das Holz gebleicht.

Neben neuen Konzepten zur Beseitigung der Sturmschäden hat Lothar zu einer schnellen Warnung vor Stürmen geführt: Die Gebäudeversicherung des Kantons Bern und der Meteorologe Thomas Bucheli (63) entwickelten wegen Lothar den Wetteralarm per SMS. Heute ist eine schnelle Alarmierung auf Mobiltelefone kaum mehr wegzudenken.

Was genau ist «Blick zrugg»?

Die neue Reihe «Blick zrugg» erzählt historische Momente der Schweiz seit der Gründung von Blick 1959 in neuer Form. Wir zeigen dir, was damals passiert ist und wie der Blick darüber berichtet hat. Gleichzeitig ordnen wir das Geschehnis ein und bilden ab, was sich seither getan hat.

Die neue Reihe «Blick zrugg» erzählt historische Momente der Schweiz seit der Gründung von Blick 1959 in neuer Form. Wir zeigen dir, was damals passiert ist und wie der Blick darüber berichtet hat. Gleichzeitig ordnen wir das Geschehnis ein und bilden ab, was sich seither getan hat.

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