«Er war doch so ein sympathischer Mann»
1:26
Nachbar über Täter:«Er war doch so ein sympathischer Mann»

Bluttat in Egerkingen und Hägendorf SO
Leo M. tötet Ex (†38) und Schwiegereltern (†68 und †72)

In Egerkingen SO wurde am Dienstag eine Frau tot in ihrer Wohnung gefunden, offenbar ermordet. Kurz darauf stellte sich ein 41-jähriger Schweizer auf dem Polizeiposten. Weitere Ermittlungen führten zu einem toten Ehepaar in Hägendorf SO. Die Beteiligten kannten sich.
Publiziert: 18.06.2025 um 08:17 Uhr
|
Aktualisiert: 18.06.2025 um 18:26 Uhr
Teilen
Anhören
1/14
Die Spurensicherung untersucht den abgesperrten Tatort in Hägendorf.
Foto: Ralph Donghi

Darum gehts

  • Tote Frau in Egerkingen gefunden, totes Ehepaar in Härkingen SO
  • Täter und Opfer kannten sich, Motiv unklar
  • 41-Jähriger stellte sich der Polizei
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Während der gemeinsame Sohn in der Schule sass: Leo M.* (41) hat seine Ex Giulia M.* (†38) und ihre Eltern Silvia G.* (†68) und Claudio G.* (†72) jeweils an deren Wohnort umgebracht – und stellte sich dann selbst der Polizei. Die beiden Tatorte liegen nicht weit voneinander entfernt: Die junge Mutter wurde am Dienstag gegen 14.30 Uhr tot in ihrer Wohnung in Egerkingen SO gefunden. Ihre Eltern um 15.15 Uhr in ihrem Haus in Hägendorf SO. Den Hinweis gab Schwiegersohn Leo M. selbst, der sich widerstandslos festnehmen liess, wie die Polizei Kanton Solothurn am Mittwoch mitteilte.

Speziell: Bevor sich Leo M. der Polizei stellte, soll er versucht haben, den gemeinsamen Sohn von der Schule abzuholen. Doch die Schule erlaubte dies nicht.

Opfer lebte erst seit ein paar Monaten im Quartier

Die Anwohner in Egerkingen stehen am Tag nach der Tat noch immer unter Schock. «Ich sass im Garten und habe eine Zigarette geraucht. Plötzlich habe ich die Polizei gehört. Ein Junge aus dem Quartier hat mir später erzählt, er habe Schüsse gehört», sagt eine Nachbarin des Opfers zu Blick. Die Schussgeräusche bestätigt auch eine weitere Anwohnerin, es habe «vier- oder fünfmal geknallt».

Viel sagen könne sie über ihre Nachbarin nicht. Die Frau sei erst vor wenigen Monaten ins Haus gezogen, gemeinsam mit ihrem Sohn. Dieser soll während der Tat in der Schule gewesen sein. Das unweit entfernte Schulhaus Mühlematt bleibt wegen des Vorfalls am Mittwoch geschlossen.

Das bestätigt Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi (74, FDP). «Die Schule wurde geschlossen, weil es sich um die Eltern von einem Kind handelt, das bei uns in die Schule geht.» Sie ist erschüttert über die Tat. «Man denkt immer, sowas passiert nur in der Stadt. Die Angehörigen sollen spüren, dass die Bevölkerung hinter ihnen steht.»

«Man denkt, das passiert nur in den Städten»
1:05
Gemeindepräsidentin zu Bluttat:«Man denkt, das passiert nur in den Städten»

Fassungslosigkeit in Hägendorf

Am zweiten Tatort in Hägendorf SO herrscht ebenfalls Fassungslosigkeit. Dass Opfer und Täter sich kannten, hatte die Polizei bereits bestätigt. Laut Blick-Recherchen handelt es sich beim toten Ehepaar um Silvia (†68) und Claudio G. (†72) um die Eltern von Giulia M. (†38), die in Egerkingen SO aufgefunden worden war. Beim mutmasslichen Täter handelt es sich nach Blick-Informationen um Leo M., den Schwiegersohn und Ex-Mann der Opfer.

Wie Blick weiss, war Claudio G. als Pilzkontrolleur tätig. Seine Ehefrau Silvia hingegen arbeitete mit Keramik, hatte auch jahrelang ein eigenes Atelier.

Auch hier berichten Nachbarn von Schüssen. «Mein Sohn hat gesagt, er habe vier Schüsse gehört», sagt Heidi M.** (80) zu Blick. Besonders nah seien sie sich nicht gewesen, trotzdem belaste sie die Situation. «Es ist furchtbar, ja katastrophal, dass so etwas bei uns passiert ist. Ich frage mich die ganze Zeit, was mit dem Mann nur los war.»

«Für mich war das eine perfekte Familie»

Shahnawaz M.** (47), ein Freund und Nachbar des mutmasslichen Täters, hat mitbekommen, dass sein Bekannter verhaftet wurde. Er beschreibt Leo M. als «sehr sympathischen Mann». Er habe stets gegrüsst.

«Nach der Scheidung war er traurig», berichtet M. Als Freund habe er Leo M. nach der Trennung motiviert. «Mit der Zeit ist alles gut geworden», sagt er zu Blick. Der Nachbar kannte auch Giulia M., sie habe seinem Sohn mit den Deutsch-Schulaufgaben geholfen. «Sie war in Covid-Zeiten bei mir zu Hause.» Die Eltern der Ex-Frau kannte er nur vom Sehen.

Dass es jetzt zum Gewaltausbruch kam, kann er sich nicht erklären. «Für mich war das eine perfekte Familie. Sie hatten nie Probleme mit den Nachbarn», schiebt er nach. «Ich bin seit gestern voll im Schock. Meine Frau hat geweint.»

Die Kantonspolizei Solothurn und die Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen aufgenommen. Im Einsatz standen zahlreiche Einsatzkräfte der Kantonspolizei Solothurn, die Staatsanwaltschaft, Mitarbeitende aus den Bereichen Forensik und Rechtsmedizin, ein Amtsarzt, der Rettungsdienst, Bestattungsunternehmen, die Feuerwehr Hägendorf, ein Care-Team sowie weitere Behörden.

* Namen geändert 

** Namen bekannt 

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden