Darum gehts
- Kosmetiksalon in Aarau Opfer eines dreisten Wechselgeldbetrugs
- Betrügerin nutzte Sekundenbruchteil der Unaufmerksamkeit aus
- Schaden beläuft sich auf rund 200 Franken, Täterin ist in Aarau bekannt
Innert Sekunden war das Geld weg – und die Überwachungskamera zeichnete alles auf: Eine fingerfertige «Kundin» hat am Dienstag im Kosmetiksalon Maykosmetik in Aarau zugeschlagen. Während sie eine Mitarbeiterin ablenkte, griff sie sich eine 200-Franken-Note aus der Kasse. Was der Trickserin entging: Ihre dreiste Aktion wurde auf Video festgehalten.
«Dieser Trickbetrug ist an Professionalität kaum zu überbieten», sagt Mayikiri Rosine Dätwyler (39), Inhaberin des Kosmetiksalons, zu Blick. Sie möchte den Vorfall publik machen, um andere Geschäfte vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren.
In den vergangenen Jahren kam es laut Vanessa Bösch (23), Kosmetikerin EFZ des Beautysalons, immer wieder zu Betrugsversuchen. Deshalb wurde das Personal darauf geschult, wie man in Verdachtssituationen zu reagieren hat.
Bösch war vor Ort, als der Diebstahl am Dienstag passierte: «Es ist nicht das erste Mal, dass es zu solchen Versuchen kommt. Normalerweise weiss ich, was zu tun ist.» Die Trickserin war aber derart fingerfertig, dass Bösch den Diebstahl nicht bemerkte.
Bekannte Masche
Die Masche ist bekannt: Eine vermeintliche Kundin zahlt ein einfaches Produkt mit einer grossen Banknote. Anschliessend möchte sie es gegen ein anderes umtauschen. Bei der anschliessenden Diskussion ums Wechselgeld verlangt sie immer kompliziertere Sachen, lenkt die Verkäuferin mit Gesten ab. «Ich bin zunächst nicht darauf hereingefallen», erzählt Bösch am Tag nach dem Diebstahl. Die ersten Diebstahlversuche blockte sie ab, zählte das Wechselgeld immer wieder vor den Augen der vermeintlichen Kundin.
Plötzlich krallte sich die «Kundin» einige Blätter hinter der Kasse. Sie zeigte auf den Bildschirm. Als Bösch kurz herüberschaute, griff die Frau in die Kasse. Mit Pflegeprodukten und mindestens 200 Franken extra verliess sie den Salon. Erst später bemerkten Bösch und ihre Chefin: «Das Geld ist weg.»
Wie fingerfertig die Trickserin vorging, offenbart sich erst beim Blick auf die Überwachungsbilder. Ein Sekundenbruchteil der Unaufmerksamkeit reiche, erzählt Dätwyler: «Vanessa hat alles richtig gemacht. Die Frau griff im einzig möglichen Moment nach dem Kassenschlüssel, drehte ihn um und stahl das Geld daraus.» Wäre Bösch nicht so aufmerksam gewesen, wäre es wohl noch schlimmer gekommen.
Banden suchen Gewerbetreibende heim
Die Masche und der Vorfall sind der Aargauer Kantonspolizei bekannt, wie diese auf Blick-Anfrage schreibt: «Das vorliegende Tatvorgehen entspricht einer klassischen Trickbetrugsmasche. Ist die Angestellte dann damit beschäftigt, das Wechselgeld herauszugeben, stiftet die Täterschaft wortreich und mit Gesten Verwirrung.»
Oftmals setzen sich die Betrüger aber direkt nach dem Diebstahl ins Ausland ab, was die Strafverfolgung erschwert. Solche Betrügereien sind häufig von professionellen Banden orchestriert. Die Kantonspolizei Aargau erklärt: «Wie der jüngste Fall zeigt, ist immer noch mit solchen Dieben zu rechnen. Nach polizeilichen Erkenntnissen stammen diese häufig aus Süd- und Osteuropa und reisen zur Begehung von Delikten aus dem Ausland an.» Gemäss den Überwachungsbildern trifft die Beschreibung auf die mutmassliche Täterin zu.
In diesem Fall besteht aber Hoffnung, die Trickserin zu erwischen, wie Dätwyler sagt: «Ich habe das Foto der Frau einer Bekannten geschickt, die vor einiger Zeit die gleiche Erfahrung gemacht hat. Sie konnte die Trickserin eindeutig identifizieren.» Und: Die Frau halte sich in Aarau auf.
Dätwyler geht es nicht um das Geld, wie sie versichert. Sie sagt: «Ich will andere vor der Masche warnen. Es soll niemand diese Erfahrung machen müssen.»