Der Kosovo wirft einem Berner vor, seine Freundin (†27) aus Fenster gestossen zu haben – seine Eltern protestieren
«Endrit verrottet unschuldig im Gefängnis»

Sein Sohn Endrit Nika gilt als Tatverdächtiger: Er soll seine Freundin im Sommer 2023 im Kosovo aus einem Hotelfenster gestossen haben. Doch Vater Ismail Nika ist von seiner Unschuld überzeugt. Mit Blick spricht er erstmals öffentlich über seinen Sohn und die Vorwürfe.
Publiziert: 20.08.2025 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 20.08.2025 um 11:18 Uhr
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Dem Schweizer mit kosovarischen Wurzeln wird vorgeworfen, seine Freundin Sofia T. (†27) getötet zu haben.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Schweizer Endrit Nika (33) wegen Tötung seiner Freundin in Kosovo vor Gericht
  • Vater Ismail Nika (60) glaubt an Unschuld seines Sohnes
  • Mindeststrafe für schwere Tötung im Kosovo beträgt 10 Jahre
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Qendresa LlugiqiReporterin News

Spricht Ismail Nika (60) aus Hinterkappelen BE über seinen Sohn Endrit Nika (33) und dessen Freundin, bricht er in Tränen aus. Der junge Berner soll schuld am Tod von Sofia T.* (†27) sein. Erstmals spricht der Vater öffentlich über die Vorwürfe und seinen Sohn. Mit zittriger Stimme fragt der Vater beim Treffen mit Blick: «Wie konnte es bloss so weit kommen?»

Eine Frage, die auch die Ermittlungsbehörden im Kosovo beschäftigt: Der Schweizer soll seine Freundin aus dem Fenster des Hotels gestossen haben (Blick berichtete). Zuvor soll er seiner Freundin schon mit dem Auto gefährlich nah gekommen sein. Die Argentinierin erlag nach dem Sturz ihren schweren Verletzungen noch vor Ort. Seit Mai muss sich der Tatverdächtige erstinstanzlich vor Gericht in der kosovarischen Hauptstadt Pristina verantworten – und der Prozess läuft noch immer weiter.

Der Vorzeige-Häftling

Für die Staatsanwaltschaft und die Eltern der Toten steht fest: Endrit ist schuldig. Doch gleich in seinem Eröffnungsplädoyer erklärte der Beschuldigte: «Ich bin zu 100 Prozent unschuldig.» Aktuell sitzt er im Untersuchungsgefängnis in Hajvali. «Seine Haftbedingungen sind schwierig, aber Endrit macht sich gut und ist ein Vorzeige-Häftling», so Vater Nika.

Nachdenklich erklärt der 60-Jährige: «Die vergangenen zwei Jahre waren einfach ein Albtraum! Dabei fing alles so schön an. Jetzt verrottet unser Sohn unschuldig im Gefängnis, und ihre Eltern haben ihr einziges Kind verloren.»

Mitgenommen sagt Vater Nika: «Endrit liebte seine Freundin über alles und plante schon die Zukunft mit ihr. Er wollte sie auch mit einem Antrag überraschen – dies aber erst nach der Hochzeit meines jüngeren Sohnes.»

Für die Hochzeit reiste die Familie nach Kosovo. «Weil es in unserem Haus im Dorf Gllanasellë aufgrund der Vorbereitungen wild zu- und herging, nahmen sich die beiden ein Zimmer im Hotel Sonoma in der Stadt Fushë Kosov.» Dort sei es schliesslich zum «unfassbar traurigen Ereignis» gekommen.

Vater glaubt Sohn

«Ich wurde von einem Bekannten – einem Polizisten – über den Vorfall falsch informiert. Er behauptete, Endrit habe die Tat unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol begangen. Er fuhr mich auch zum Polizeiposten, wo ich vernommen wurde», erinnert sich der Vater. «Während der ganzen Fahrt verfluchte ich deshalb unseren Sohn. Ich dachte immer wieder nur daran: Wie kann er ihr das antun?»

Zwei Tage später habe er seinen Sohn mit den Vorwürfen konfrontiert. «Endrit schwor mir, dass er ihr nichts getan hat – und ich glaube ihm», so der Vater. «Wieso soll er sich all das, was er sich aufgebaut hat, zerstören?» Schliesslich habe sein Sohn mit Sofia seine Traumfrau kennengelernt, wollte mit ihr die Welt bereisen und habe einen gut bezahlten Job als Hochbauzeichner und Projektleiter gehabt. Ausserdem: «Endrit ist ein ruhiger, besonnener Mann. Kein Monster!»

Doch wie erklärt sich sein Sohn den tödlichen Sturz? «Endrit weiss selbst nicht, was genau in diesem Zimmer passiert ist.» Sein Sohn habe ihm berichtet, dass seine Freundin eifersüchtig war, weil er an der Vorfeier zur Hochzeit mit anderen Frauen getanzt habe. «Im Hotel ging die Diskussion wohl weiter», vermutet der Vater. 

Der Fenster-Sturz

Endrit selbst gab in seiner Einvernahme an, dass er mit seiner Freundin auch auf dem Boden sass, um sie zu beruhigen. Doch weil sein Versuch erfolglos blieb, wollte Endrit die Nacht in seinem Elternhaus verbringen. «Er wollte ihr Zeit und Raum geben», erklärt der Vater. «Als er sich abdrehte, um zu gehen, hörte Endrit plötzlich ein Krachen. Er sah zurück. Und dort, wo seine Freundin zuvor noch am Boden sass und sich ans Fenster lehnte, klaffte ein Loch in der Glasfront.»

Hier verweist der Vater auf das Gutachten zum Fenster, das auch Blick vorliegt. Darin halten die Experten fest: Das Fenster war nicht korrekt eingebaut. Die Staatsanwaltschaft hält in ihrer Anklage jedoch fest, dass der Tatverdächtige seine Freundin prügelnd in die Ecke drängte – bis sie schliesslich samt Fenster und Rahmen auf den Vorplatz des Hotels fiel. Doch der Vater weist darauf hin: «Gemäss Rechtsmedizin deuten ihre Verletzungen nicht auf einen Kampf hin. Sie hatte lediglich Verletzungen vom Sturz.»

Anfang September soll es mit der Verhandlung weitergehen. Dann sollen die Fachleute ihr Gutachten zum Fenster erklären. Ob sie damit Licht ins Dunkel bringen können?

* Name geändert 

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