Taten in der ganzen Schweiz
Falscher Polizist (36) zockt 14 Senioren ab – Anklage

Die Berner Staatsanwaltschaft hat einen hochrangigen «Falschen Polizisten» angeklagt. Der Mann soll von der Türkei aus 14 Betrugstaten gegen ältere Personen in der Schweiz mitorganisiert haben.
Publiziert: 25.04.2025 um 09:09 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2025 um 10:13 Uhr
Der 36-Jährige wandte eine ausgeklügelte Betrugsmasche an.

Erfolg für die Berner Staatsanwaltschaft: Sie konnte einem ranghohen «Falschen Polizisten» (36) das Handwerk legen und ihn des gewerbsmässigen Betrugs und der qualifizierten Geldwäscherei anklagen.

Der Mann soll im Zeitraum von Juni 2020 bis November 2021 gemeinsam mit weiteren Mittätern insgesamt 14 Betrugstaten zum Nachteil von 14 älteren Personen in verschiedenen Kantonen der Schweiz von der Türkei aus mitorganisiert zu haben.

Die kantonale Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte hat gegen einen Mann Anklage erhoben, der am 19. Februar 2024 in der Türkei verhaftet und anschliessend an die Staatsanwaltschaft des Kantons Bern ausgeliefert worden war.

14 Opfer

Nach umfangreicher Ermittlungsarbeit der Kantonspolizei Bern und Zürich werden ihm in der Anklage gewerbsmässiger Betrug sowie qualifizierte Geldwäscherei zur Last gelegt.

Bei seinen Taten soll der Mann sowohl als Telefonist, sogenannte Keiler, als auch insbesondere als Logistiker tätig gewesen sein. Als Logistiker soll er für die Akquisition und Instruktion der sich in der Schweiz aufhaltenden Abholer sowie den anschliessend durch diese getätigten Überweisungen der Gelder in die Türkei mitverantwortlich gewesen sein.

Bei dieser Betrugsmasche werden von den Keilern aus der Türkei gezielt Personen in der Schweiz kontaktiert, die von der Tätergruppe zuvor aufgrund ihres altklingenden Vornamens eines älteren Jahrgangs zugeordnet wurden, schreiben die Behörden in einer Mitteilung. Zu Täuschungszwecken werden von den Tätern dabei regelmässig technisch veränderte Nummern verwendet, die bei den Geschädigten den Eindruck einer Schweizer oder gar polizeilichen Nummer erwecken. Den älteren Personen wird von den Keilern dabei in einem ausgeklügelten Zusammenspiel vorgespiegelt, dass seitens des Sicherheitsdienstes der Bank oder der Polizei in einem Betrugsfall ermittelt werde, in welchem ihr Name eine Rolle spiele.

Höhere Hierarchiestufe

Aufgrund angeblich laufender, geheimer Ermittlungen werden sie zu einem raschen Geldbezug sowie zu einer im Anschluss vorübergehenden Übergabe des bezogenen Bargeldes oder gleich der Bankkarte an einen an ihrem Domizil vorbeikommenden Kurier (Abholer) aufgefordert. Der 36-jährige Beschuldigte soll bei den ihm zur Last gelegten Taten jeweils die Abholer persönlich via verschiedene Social-Media-Kanäle kontaktiert und für die Teilnahme an den Betrugstaten motiviert haben. Bei den einzelnen Taten soll er diese anschliessend mit den notwendigen Informationen zum Tatablauf und anschliessendem Geldtransfer in die Türkei versorgt haben.

Dabei soll der Beschuldigte Teil einer höheren Hierarchiestufe der Tätergruppierung gewesen und entsprechend an den Deliktserlösen beteiligt worden sein. Schweizweit erstmalig hat sich ein solch hohes Mitglied der Betrügerbande vor der Justiz zu verantworten. Insgesamt werden dem Beschuldigten aus den 14 Betrugstaten ein Deliktsbetrag von rund 500’000 Franken sowie rund 51'000 Franken aus Geldwäscherei zur Last gelegt. Der Beschuldigte befindet sich derzeit in Haft. Die Verhandlung vor dem Kantonalen Wirtschaftsgericht ist für den 26. Mai 2025 angesetzt.

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