Parlament beschliesst
Krankenkassen müssen Abtreibungen zahlen

Das Schweizer Parlament hat entschieden, dass Krankenkassen ab 2027 die Kosten für Schwangerschaftsabbrüche vollständig übernehmen müssen. Dieser Beschluss steht im Gegensatz zum weltweiten Trend, Abtreibungen zu erschweren.
Publiziert: 30.08.2025 um 14:44 Uhr
|
Aktualisiert: 30.08.2025 um 15:09 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/5
Wird eine Frau ungewollt schwanger, wird künftig die Krankenkasse die Kosten für den Abbruch bezahlen.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Schweizer Parlament beschliesst kostenlose Abtreibungen ab 2027
  • Entscheidung steht im Gegensatz zum weltweiten Trend der Abtreibungseinschränkungen
  • Jährlich finden in der Schweiz rund 12'000 Schwangerschaftsabbrüche statt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
bliki.jpg
BliKIDer intelligente Helfer

Das Schweizer Parlament hat einen wegweisenden Beschluss gefasst: Ab 2027 werden Schwangerschaftsabbrüche in der Schweiz für die Betroffenen kostenlos sein. Dies geht aus dem kürzlich verabschiedeten «Kostendämpfungspaket 2» für das Gesundheitswesen hervor, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Der Beschluss steht im Gegensatz zum weltweiten Trend, Abtreibungen stärker einzuschränken. In vielen Ländern wie den USA, Polen oder Ungarn gerät das Recht auf Abtreibung zunehmend unter Druck. Die Schweiz setzt mit der Kostenübernahme ein liberales Signal.

Meyer spricht von Meilenstein

Bemerkenswerterweise wurde der Beschluss ohne nennenswerte politische Debatte gefasst. Selbst konservative Parteien wie die SVP oder die Mitte stellten sich nicht dagegen. SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer (37) bezeichnet den Entscheid als «Meilenstein» und betont: «Wir erleben zurzeit einen gleichstellungspolitischen Backlash, bei dem das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper von rechten Kreisen erneut frontal angegriffen wird.»

Auch die FDP unterstützt den Beschluss. FDP-Frauen-Präsidentin Bettina Balmer (59) erklärt: «Wenn man Ja zur Fristenlösung sagt, dann muss man auch einen straflosen Schwangerschaftsabbruch in die Mutterschaft integrieren.»

Dennoch gibt es weiterhin Abtreibungsgegner im Parlament. EDU-Nationalrat Andreas Gafner (54) bedauert den Entscheid und meint: «Wir müssten jede Abtreibung verhindern und den Leuten Perspektiven aufzeigen, anstatt den Anreiz für Abtreibungen noch zu erhöhen.»

Bisher Kosten von bis zu 2500 Franken

Der Bundesrat verteidigt in seiner Antwort auf einen kritischen Vorstoss die liberale Haltung: «Der Zugang zu einem sicheren und legalen Abbruch ist Teil einer modernen Gesundheitsversorgung und Voraussetzung für die Selbstbestimmung von Frauen.»

Mit jährlich rund 12'000 Schwangerschaftsabbrüchen liegt die Schweiz im internationalen Vergleich auf einem niedrigen Niveau. Ein Abbruch kostet derzeit zwischen 1000 und 2500 Franken. Ab 2027 werden diese Kosten vollständig von den Krankenkassen übernommen.

Volk sagte Ja zu Schwangerschaftsabbrüchen

In der Schweiz ist der Schwangerschaftsabbruch seit über 20 Jahren erlaubt. 2002 stimmte die Bevölkerung mit über 72 Prozent dafür, die Abtreibung bis zur 12. Schwangerschaftswoche legal zuzulassen.

Neben Situationen, in denen «eine schwere Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit der schwangeren Frau» medizinisch nachgewiesen wird, sieht das entsprechende Gesetz auch vor, dass ein Schwangerschaftsabbruch in den ersten 12 Wochen straffrei ist, «wenn die Frau schriftlich darum ersucht und geltend macht, dass sie sich in einer Notlage befindet».

Am 25. September 1977 wurde die «Fristenlösungs»-Initiative an der Urne noch äusserst knapp abgelehnt. 51,7 Prozent sagten damals Nein.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen