Darum gehts
- USA verhängt hohe Strafzölle auf Schweizer Importe
- Internationale Medien berichten über Schweizer Reaktionen und Beziehungen zu den USA
- 39 Prozent Strafzoll ist einer der höchsten weltweit und der höchste in Europa
39 Prozent – diese Zahl sorgt international für Schlagzeilen. So hoch sind die Strafzölle, die US-Präsident Donald Trump (79) auf Schweizer Importe verhängt hat. Die Härte aus Washington beschert der Schweiz weltweit Aufmerksamkeit – denn es ist einer der höchsten Strafzölle weltweit und gar der höchste in Europa.
Die Schweiz zeige sich geschockt, schreibt die «New York Times». Für geradezu surreal hält es die Wirtschaftskorrespondentin der Zeitung, dass US-Aussenminister Marco Rubio (54) der Schweiz noch zum 1. August gratuliert hat – ohne dabei die neuen Zölle zu erwähnen.
Am Nationalfeiertag erlebten die Eidgenossen ein «schwieriges Erwachen», bringt es «Le Figaro» aus Paris auf den Punkt.
«Ein Schlag für das Land»
Die «New York Times» erinnert auch daran, dass die USA und die Schweiz eigentlich als «Sister Republics» gelten. Ebenso habe sich Bern seit Trumps Amtsantritt «besonders bemüht», sich als zuverlässige Partnerin zu präsentieren. Die Zeitung zitiert Stefan Legge, Handelsexperte der Universität St. Gallen. «Eine Sache haben wir in der Schweiz gelernt», erklärt er den Amerikanern: Man könne mit jedem in der US-Regierung sprechen – es sei völlig irrelevant, wenn Trump nicht mitziehe.
Das «Wall Street Journal» nennt den 39-Prozent-Zoll einen «Schlag für ein Land, das auf ein baldiges Handelsabkommen mit der Trump-Regierung gehofft hatte». Aus Sicht der Londoner «Financial Times» reagierten «selbst die sonst so zurückhaltenden politischen Parteien» deutlich auf den Entscheid. Und die Korrespondentin der BBC aus Grossbritannien spricht von «Verwirrung und Wut» in der Schweiz. Sie zeigt sich eher skeptisch, dass Bern noch ein Deal mit Washington gelingt.
«Ein Debakel für die Schweiz»
Ausführlich besprochen wird Trumps Schweiz-Zollhammer auch in den deutschen Leitmedien. «Die gute Stimmung zwischen den USA und der Schweiz ist vorbei», zeigt sich die «Tagesschau» der ARD überzeugt. Der hohe Zollsatz sorge für Fassungslosigkeit im Land. Gar von einem «Debakel für die Schweiz» schreibt die «Frankfurter Allgemeine Zeitung». Sollte der Zollhammer Bestand haben, heisst es in einem Kommentar, «wird dies das Wachstum der stark exportorientierten Schweizer Wirtschaft bremsen».
Die Schweiz habe zuvor «vor Zuversicht gestrotzt», bessere Bedingungen aushandeln zu können als die EU. Finanzministerin Karin Keller-Sutter (61) habe sich der Trump-Regierung angebiedert, so die «Frankfurter Allgemeine», indem sie eine «anstössige Rede» von US-Vizepräsident J. D. Vance (41) gelobt habe. Und Wirtschaftsminister Guy Parmelin (65) habe die Schweiz ostentativ – also überdeutlich – von der EU abgegrenzt. «Die Schalmeienklänge blieben unerhört», bilanziert das Blatt.
Von einer «Ohrfeige aus Washington» schreibt die «Süddeutsche Zeitung». Auch sie verweist auf die Bemühungen des Bundesrats. Dieser müsse sich «jetzt selbstkritische Fragen stellen». Ihr Fazit: «Die Schweiz wird ihre Haltung zu den USA einer kritischen Musterung unterziehen müssen.»