Muslimische Vereine ausgenommen
Zürcher Religionsgelder sollen nur an anerkannte Organisationen

Eine parlamentarische Initiative will verhindern, dass anerkannte Kirchen kantonale Gelder an nicht anerkannte Religionsgemeinschaften weitergeben. Der Zürcher Kantonsrat unterstützt den Vorstoss vorläufig und löst damit Debatten über religiöse Gleichberechtigung aus.
Publiziert: 02.06.2025 um 11:45 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2025 um 13:06 Uhr
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Der Zürcher Kantonsrat will die Weitergabe von Religionsgelder an muslimische oder Orthodoxe Vereine verhindern.
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Darum gehts

  • Zürcher Kantonsrat unterstützt Vorstoss gegen Weiterleitung von Geldern an nicht anerkannte Religionsgemeinschaften
  • Auslöser war Entscheid zur Zahlung von 300 Millionen Franken an Kirchen
  • Reformierte und katholische Kirche geben je eine Million pro Jahr weiter
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Die kantonalen Beiträge für anerkannte Religionsgemeinschaften sollen bei diesen bleiben – und nicht an muslimische oder orthodoxe Vereine weitergeleitet werden. Der Zürcher Kantonsrat hat am Montag einen entsprechende Parlamentarische Initiative (PI) von SVP und FDP mit 97 Stimmen vorläufig unterstützt. 60 Stimmen waren dafür notwendig. Das Geschäft geht nun an die zuständige Kommission und kommt dann erneut in den Rat.

12 Millionen Franken waren der Auslöser

Auslöser für den Vorstoss war ein Kantonsratsentscheid vom Februar. Damals entschied das Parlament nach langer Diskussion, den Kirchen für die kommenden sechs Jahre insgesamt 300 Millionen Franken zu bezahlen. Die Weitergabe von insgesamt 12 Millionen Franken an nicht anerkannte Organisationen sorgte dabei für Unmut.

EDU-Kantonsrat Hans Egli zog im Anschluss an den Kantonsratsentscheid vor Bundesgericht und forderte, die Weitergabe von Geldern an muslimische Vereine zu stoppen. Das Bundesgericht trat jedoch gar nicht auf seine Beschwerde ein. Er sei durch den Parlamentsbeschluss nicht direkt betroffen.

Zu den staatlich anerkannten Gemeinschaften gehören die Evangelisch-reformierte Landeskirche, die Römisch katholische Körperschaft, die Christkatholische Kirchgemeinde, die Israelitische Cultusgemeinde Zürich und die Jüdische Liberale Gemeinde. Der Kanton zieht in ihrem Auftrag die Kirchensteuern ein.

Argumente der Initiative

Geht es nach den Initiantinnen und Initianten, sollen nur jene Organisationen mit kantonalen Geldern unterstützt werden, die massgeblich von den Kirchen getragen werden, etwa Cevi, Jungwacht-Blauring oder das evangelisch-reformierte Hilfswerk Heks.

Es sei nicht sinnvoll, wenn die anerkannten Kirchen einen Teil ihrer kantonalen Gelder an nicht anerkannte Organisationen weitergeben würden, sagte Christina Zurfluh Fraefel (SVP). Das Kirchengesetz solle entsprechend präzisiert werden.

Die reformierte und die katholische Kirche geben derzeit je eine Million Franken pro Jahr an nicht anerkannte Gemeinschaften weiter. Das Geld geht etwa an einen Verein, der muslimische Seelsorge in Spitälern, Asylzentren und Gefängnissen anbietet.

Auch die FDP findet es falsch, wenn die anerkannten Kirchen Gelder weitergeben. So würden die Kirchen zu einer Art «Lotteriefonds 2.0». Die Geldflüsse müssten offengelegt werden, findet das Initiativkomitee. Dazu sind die nicht anerkannten Organisationen im Gegensatz zu den Landeskirchen nicht verpflichtet.

Weitergabe von Geldern weiterhin erlauben

Auch die Mitte war der Ansicht, dass das Kirchengesetz derzeit zu wenig präzise ist. «Für uns steht aber im Vordergrund, wie die Gelder verwendet werden», sagte Tina Deplazes. Solange die Gelder für gesellschaftliche Projekte verwendet würden, sei dies ja auch im Interesse des Kantons. Deshalb wollte die Mitte die Weitergabe von Geldern nicht abklemmen.

Keine Unterstützung erhielt der Vorstoss auch von linker Seite. Diese Initiative habe klar das Ziel, die muslimischen Gemeinschaften zu schwächen, sagte Florian Heer (Grüne). «Wir erachten aber auch deren Arbeit als enorm wichtig.» Würden diese nun ausgeschlossen, sage man damit nur, dass ihre Religion weniger wichtig sei als andere. «Der Vorstoss untergräbt den religiösen Frieden. Er ist Polemik gegen Religionen, die Ihnen unliebsam erscheinen», sagte Heer an die Adresse von SVP und FDP.

Für die SP gibt es «gar kein Problem, das es zu lösen gilt», sagte Davide Loss. Die Weitergabe der Gelder zu unterbinden, sei ein unzulässiger Eingriff in die Autonomie der anerkannten Kirchen.

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