Die frühere FDP-Ständerätin Vreni Spoerry ist tot. Die langjährige Zürcher Politikerin starb im Alter von 87 Jahren, wie aus ihrem Umfeld bestätigt wurde. Das meldete zuerst der «Tages-Anzeiger» am Montagabend. Der Zürcher Stadtrat und Kantonalparteichef Filippo Leutenegger (72) bestätigte namens der Zürcher FDP ihren Tod. «Wir trauern um eine grosse liberale Frau, die für die Schweiz viel geleistet hat», sagte er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Die Juristin durchlief die klassische Ochsentour: Zunächst war Spoerry in der Rechnungsprüfungskommission, dann Gemeinderätin in Horgen ZH, anschliessend Kantonsrätin. Es folgte der Schritt nach Bern: Von 1983 bis 1996 gehörte die Finanzpolitikerin dem Nationalrat an, danach bis 2003 dem Ständerat als Vertreterin des Kantons Zürich. Sie war verheiratet und Mutter von drei Kindern.
«Eiserne Lady» im Verwaltungsrat von Swissair und Nestlé
Über Jahre gehörte Spoerry zu den einflussreichsten Politikerinnen und Politikern unter der Bundeshauskuppel. Sie politisierte zu einer Zeit, in der freisinnige Politiker – neben Spoerry waren es tatsächlich meist Männer – eng mit der Schweizer Wirtschaft verflochten waren. Spoerry wurde auch «eiserne Lady» des Zürcher Wirtschaftsfreisinns genannt.
Die Zürcherin war ein Paradebeispiel dafür: Sie sass in den Verwaltungsräten einiger der namhaftesten Schweizer Konzerne – etwa bei Nestlé, der Credit Suisse und der Swissair. Letzteres Mandat wurde für Spoerry jedoch zum Tolggen im Reinheft.
Nach dem Grounding der Swissair im Jahr 2001 geriet genau diese enge Verbindung zwischen Freisinn und Wirtschaft ins Visier der Kritik. Die aufstrebende SVP spielte wiederholt den «Filz»-Vorwurf aus, um sich von der bürgerlichen Konkurrenz auf der rechten Seite abzugrenzen. Sie selbst wurde zur Zielscheibe, einst sagte sie, sie habe sich kaum mehr in ein Restaurant getraut. Im Swissair-Prozess jedoch wurde Spoerry Jahre später vollumfänglich freigesprochen.
Ihr Nachfolger, der frühere FDP-Ständerat Felix Gutzwiller (77), drückte auf X sein Beileid aus. Spoerry sei eine «ausgezeichnete Ständerätin» gewesen, schrieb er. Und Filippo Leutenegger sagte weiter: Spoerry sei nahe bei den Menschen gewesen, ohne abzuheben.