Klima-Politikerin in Klima-Turbulenzen
Grünen-Ständerätin fliegt zu Luxusresort im Oman

Die Neuenburger Ständerätin Céline Vara gehört zu den Aushängeschildern der Grünen. Nach ihrer Wahl in die Kantonsregierung flog sie in ein 5-Sterne-Hotel im Oman. Wie passt das zu ihrem Kampf für den Klimaschutz?
Publiziert: 02.05.2025 um 23:55 Uhr
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Aktualisiert: 03.05.2025 um 10:53 Uhr
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Mit Abgaben, Steuern und Verboten wollen die Grünen das Fliegen möglichst unattraktiv machen. Schliesslich ist der Flugverkehr Gift für Umwelt und Klima.
Foto: Sven Thomann

Darum gehts

  • Grünen-Politikerin Céline Vara fliegt in den Oman ins Luxushotel
  • Vorwurf der Doppelmoral: Grüne fordern Flugeinschränkungen, reisen aber selbst per Flugzeug
  • Flug verursacht CO₂-Ausstoss von 7,1 Tonnen – das entspricht fast dem Jahresausstoss eines EU-Bürgers
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Die Grünen versuchen alles, um das Fliegen möglichst unattraktiv zu machen. So sollen etwa zur Finanzierung von Klimamassnahmen eine Flugticketabgabe erhoben oder Kerosin besteuert werden. Kurzstreckenflüge sollen gleich ganz verboten werden – und am liebsten auch alle Privatjets. 

Doch wie war das noch mit Wasser predigen und Wein trinken?

Diese Frage muss sich die grüne Ständerätin Céline Vara (40) gefallen lassen, die gerade einen Höhenflug hinter sich hat. Ende März durfte sie ihre Wahl in die Neuenburger Regierung feiern. Ein Freudentag für die Grünen! Endlich ziehen sie wieder in die Kantonsexekutive ein. Politisch fiel Vara zuletzt etwa damit auf, dass sie das Klima-Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte gegen die Schweiz vehement verteidigte. Den Protest des Ständerats gegen das Urteil nannte sie «eine Schande für die Schweiz».

Luxusferien geben in der Romandie zu reden

Um sich vom Neuenburger Wahlkampf zu erholen, reiste Vara mit ihrer Familie in die Ferien. In den Oman – per Flugzeug. In der Romandie gibt das zu reden. Blick ist von mehreren Quellen auf Varas Ferien aufmerksam gemacht worden.

Ziel der Reise war das 5-Sterne-Hotel Shangri-La Al Waha nahe Maskat, die Hauptstadt Omans, auf der arabischen Halbinsel. Ein traumhafter Sandstrand, Restaurants, Bar, Sauna, Dampfbad, Wasserspielplatz – alles inklusive. Der Komplex mit künstlich angelegten Grünflächen lässt kaum Wünsche offen.

Gut 5200 Kilometer ist das Sultanat von der Schweiz entfernt. Der Flug dauert rund sechs­ein­halb Stunden. Das bleibt nicht ohne Folgen fürs Klima. Gemäss dem Flugrechner von myclimate.ch bedeutet dies je nach ausgewählter Flugstrecke für vier Personen einen CO₂-Ausstoss zwischen 7 und 9,5 Tonnen. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Ausstoss eines EU-Bürgers liegt bei 7,2 Tonnen – pro Jahr.

Doch nicht nur wegen der Flugreise ist Varas Wahl der Feriendestination ins Gerede gekommen. Der Öl-Staat gilt auch nicht als Hochburg der Menschenrechte. Amnesty International kritisiert die Verhältnisse im Oman regelmässig.

Es gibt Berichte über willkürliche Festnahmen und Inhaftierungen. Die Meinungs- und Medienfreiheit ist eingeschränkt, es herrscht Zensur, und es gibt Gesetze gegen Verleumdung und Blasphemie. Frauen sind in vielen Bereichen benachteiligt, beispielsweise bei Scheidung oder Erbschaft. Auch dies sorgt für Stirnrunzeln in der Romandie.

Passe nicht zum Bild der Partei

Vara selber will sich auf Anfrage zu ihrer Flugreise in den Oman nicht äussern. Das sei Privatsache.

Umso deutlicher äussert sich ein Tourist, der Vara vor Ort am Frühstücksbuffet erkannt hat: «Man verlangt von uns, unsere Flüge zu kompensieren, man macht uns ein schlechtes Gewissen, wenn wir fliegen.»

Das «nicht ganz so umweltfreundliche 5-Sterne-Hotel» passe nicht zum Bild der Partei. Er fühle sich betrogen. Als Grüne sei es ihr persönlicher Entscheid, wenn sie den Flugverkehr möglichst reduzieren wolle. Aber: «Wenn sie für ihre Sache kämpfen will, soll sie es bis zum Ende durchziehen.»

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