Für Guy Parmelin (65) ist es ein Déjà-vu: Vor wenigen Wochen ist er zusammen mit Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61) nach Washington gereist. Noch in der Luft musste er sich anhören, wie Donald Trump in einem Interview mit dem US-Sender CNBC über die Schweiz sprach. Bundespräsidentin Keller-Sutter? «Ich kannte sie nicht einmal.»
Am Freitag ist Parmelin überraschend wieder in die USA gereist, um ein zweites, verbessertes Zoll-Angebot der Schweiz zu präsentieren. Und noch vor seinem Treffen mit US-Handelsminister Howard Lutnick (64) gibt es wieder schlechte Nachrichten. Wieder über ein Fernsehinterview, dieses Mal bei Bloomberg. Er werde die Schweizer Delegation zwar treffen, so Lutnick. Aber: «Ich bin nicht optimistisch.»
Parmelin zeigt sich zurückhaltend
Inzwischen haben die Gespräche stattgefunden: Parmelin traf Handelsminister Lutnick, Finanzminister Scott Bessent und den Handelsbeauftragten Jamieson Greer. Begleitet wurde er durch Seco-Chefin Helene Budliger Artieda (60). Nach den Gesprächen berichtete Parmelin von «konstruktiven Treffen» mit den US-Regierungsvertretern. Die Schweiz sehe gute Möglichkeiten für beide Länder und wolle die wirtschaftliche Partnerschaft stärken, schreibt er auf der Plattform X.
Konkret wurde der Wirtschaftsminister allerdings nicht. Auf Nachfrage des Schweizer Fernsehens SRF erklärte Parmelin am Freitagabend lediglich, es sei gelaufen, wie es gelaufen sei. Weitere Details über den Inhalt der Gespräche sind bisher nicht bekannt. Seit dem Samstagmorgen seien der SVP-Bundesrat und Budliger-Artieda wieder in der Schweiz, wie das WBF am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte.
Was das Schweizer Angebot beinhaltet, ist nicht offiziell bekannt. Schweizer Pharmafirmen könnten mehr in den Vereinigten Staaten investieren, hiess es zuletzt. Dazu wären mehr Käufe von amerikanischem Flüssiggas möglich und Erleichterungen beim Fleisch-Import.
«Verkaufen uns Medikamente, als gäbe es kein Morgen mehr»
Wo die Konfliktlinien verlaufen, hatten zuvor die Aussagen von Handelsminister Lutnick gezeigt. Er wetterte im Fernseh-Interview gegen die Schweiz. Sie sei ein kleines Land. «Ein kleines, reiches Land – und wie sind sie so reich geworden? Sie verkaufen uns Medikamente, als gäbe es kein Morgen mehr», so Lutnick. «Sie verdienen so viel Geld mit Amerika, deshalb sind sie reich.»
In welche Richtung sich die Schweiz bewegen müsste, zeigte der Handelsminister ebenso. Lutnick zog Vergleiche mit dem Deal, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) gemacht hat. Die EU hätten ihren Markt geöffnet. «Sie sagen: Wir senken unsere Zölle auf null. Ihr amerikanischen Exporteure könnt uns alles verkaufen. Ich meine, wie fantastisch ist das denn? Und sie sagen: Wir zahlen euch 15 Prozent, und ihr zahlt uns nichts.»
Damit kann die Schweiz wohl nicht mithalten. «9 Millionen Menschen. Was bieten sie den amerikanischen Exporteuren im Vergleich zu der Grösse und dem Umfang, in dem sie exportieren und mit uns Geld verdienen?», so Lutnick.
Muss die Schweiz zahlen?
Japan hätte hingegen einen anderen Weg gewählt. «Sie sagten: ‹Wir geben Donald Trump die Befugnis, 550 Milliarden Dollar nach seinen Vorgaben zum Wohle Amerikas zu investieren.› Das ist eine andere Denkweise.»
Wenn die Schweiz nun auch mit einer neuen Denkweise – also Milliardenzahlungen – aufwarte, sei er offen dafür. «Aber wenn sie nur sagen, dass unsere reichen Unternehmen mehr von Amerika kaufen werden, dann ist das genau das, worüber sich Donald Trump beschwert.» Andere Länder hätten in den vergangenen Jahrzehnten «Amerika gekauft». Donald Trump hat gesagt: «Es reicht. Wir werden uns selbst besitzen.»